Lewis Hamilton: "Paradise-Papers" lenken mich nicht ab
Lewis Hamilton nimmt die Aufregung rund um die "Paradise-Papers" gelassen und lässt über seine Anwälte ausrichten, dass kein Gesetzesverstoß vorliegt
(Motorsport-Total.com) - Lewis Hamilton ist in der Woche vor dem Grand Prix von Brasilien in Sao Paulo (Formel 1 2017 live im Ticker) Gesprächsthema Nummer 1 im Paddock. Schlagzeilen macht er diesmal aber nicht auf den Sport-, sondern auf den Wirtschaftsseiten der internationalen Presse. Und zwar in Zusammenhang mit den sogenannten "Paradise-Papers", die momentan die mediale Berichterstattung dominieren.
© Lewis Hamilton (Instagram)
Lewis Hamiltons Privatjet sorgt derzeit für internationale Schlagzeilen Zoom Download
Der frischgebackene Formel-1-Weltmeister räumt ein, dass er derzeit von einem "kleinen Sturm" umgeben sei, stellt aber klar: "Das stellt für mich keine Ablenkung von meinen grundsätzlichen Werten oder von dem dar, was ich zu tun hier bin - nämlich den Brasilien-Grand-Prix gewinnen." Darüber hinaus möchte er sich zum Thema "Paradise-Papers" momentan nicht äußern.
Das haben seine Anwälte in Form einer schriftlichen Stellungnahme getan. Darin heißt es, die Steuerstruktur rund um Hamiltons Privatjet, der zentraler Gegenstand der aktuellen Medienberichterstattung ist, sei legal. Gleichzeitig wird angemerkt, dass der Superstar seine Angelegenheiten von einem professionellen Team von Beratern regeln lässt. Diese Berater hätten ihm versichert, dass die gewählte Konstruktion legal ist.
Konkret geht es um den metallic-roten Privatjet des Typs Bombardier Challenger 605, den Hamiltons Fans von vielen Fotos auf seinen Social-Media-Präsenzen kennen. Der Mercedes-Pilot hat den Jet in Kanada gekauft und 2013 in die Europäische Union importiert. Die erste Landung auf europäischem Boden erfolgte am 21. Januar 2013 auf der Isle of Man. Gut eine Stunde später hob der Jet wieder ab.
Isle of Man Dreh- und Angelpunkt von Jet-Importen
Die Isle of Man untersteht zwar der britischen Krone, hat aber ihre eigene Steuergesetzgebung. Diese gestattet es, Güter zu importieren, ohne dafür Mehrwertsteuer abzuführen. Dank eines Zollabkommens zwischen der Isle of Man und Großbritannien können Güter auf diese Weise mehrwertsteuerfrei in die EU importiert werden. Zumindest unter bestimmten Voraussetzungen, wie zum Beispiel der österreichische 'Falter' aktuell recht verständlich erklärt.
Hamiltons Jet kostete rund 20 Millionen Euro, seine Steuerersparnis lag also bei rund vier Millionen Euro, wie das International Consortium of Investigative Journalists (ICIJ) und die 'Süddeutsche Zeitung' im Zuge der "Paradise-Papers" herausgefunden haben. Das mag der eine oder andere moralisch fragwürdig finden; illegal ist es nicht.
Problematisch wird es an einem anderen Punkt. Zur Einfuhr des Jets gründete Hamilton eine Firma namens Stealth Limited auf der Isle of Man. Denn mehrwertsteuerbefreit wird selbst auf der Isle of Man nur, wer importierte Güter einer gewerblichen Nutzung zuführt. Das sollte über eine Leasinggesellschaft geregelt werden, von der auch Hamilton den Jet jederzeit mieten kann.
Jet nachweislich privat genutzt
Doch weil er offenbar keine Lust darauf hatte, seinen Jet auch an andere Kunden zu vermieten, war bisher der einzige Kunde der Hamilton-Gesellschaft Hamilton selbst. Und der hat den Jet nachweislich auch privat genutzt, wie Fotos auf seinen Social-Media-Accounts belegen. Ob das illegal ist oder nicht, wird von den Behörden geprüft. Für Hamilton gilt die Unschuldsvermutung.
Verständlich erläutert wurde das Thema in der 'ZDF'-Talkshow von Markus Lanz am Mittwoch. Zu Gast im Studio war unter anderem Journalist Bastian Obermayer von der 'Süddeutschen Zeitung', der die "Paradise-Papers" mit aufgedeckt hat. Obermayer und Moderator Lanz besprechen in der Sendung den Fall - und beleuchten darin auch scheinheilige Elemente der moralisch geführten Debatte.
Damit taucht zum zweiten Mal innerhalb von zwei Jahren ein Mercedes-Formel-1-Fahrer in Steuerparadies-Leaks auf. Im Frühjahr 2016 hatten die "Panama-Papers" enthüllt, dass Nico Rosbergs Mercedes-Gage nicht direkt an ihn, sondern an eine Offshore-Briefkastenfirma überwiesen wurde. Ein Gesetzesbruch konnte Rosberg aber ebenso wenig nachgewiesen werden wie Hamilton heute.