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McLaren und Honda: So läuft die Scheidung
Die Trennung zwischen McLaren und Honda ist komplexer als gedacht: Wie sie läuft, wann Boullier erstmals Alarm schlug und welches Geschenk es von Renault gab
(Motorsport-Total.com) - McLaren wechselt 2018 von Honda- zu Renault-Motoren. Was simpel klingt, ist allerdings ein enormer Kraftakt. Die Beziehung zwischen dem Traditionsteam und dem japanischen Automobilgiganten ging weit über eine Kundenbeziehung hinaus: Honda schoss einen großen Teil des McLaren-Budgets zu. Und damit die Partnerschaft von Erfolg gekrönt ist, bemühte man sich vor vier Jahren um eine möglichst enge Verzahnung zwischen Sakura und Woking. All das muss nun in kurzer Zeit aufgelöst werden.
Aus kommerzieller Sicht koordinieren Teamboss Zak Brown, Geschäftsführer Jonathan Neale und Finanzchef John Cooper die Trennung, aus technischer Sicht hat jede Abteilung einen eigenen Verantwortlichen. "Bei uns weiß der linke Fuß, was der rechte Fuß macht", meint Brown stolz. "Wir kommunizieren wirklich gut als Gruppe. Alles läuft glatt, und ich rechne nicht mit großen Hürden."
Warum so viele Einzelpersonen für die Trennung zuständig sind? "Wir hatten so eine tiefgreifende Verbindung", argumentiert Rennleiter Eric Boullier. "Das geht von den Zugangsberechtigungen zur Fabrik in Sakura und zum McLaren Technology Center über die Lizenzen bis zur Software - das kann keine Einzelperson machen. Das ist zu breit angelegt."
Das Einstandsgeschenk von Renault
Die Verbindungen zwischen den beiden Unternehmen wurden also bis ins Detail analysiert, um eine saubere Trennung durchführen zu können. "Wir mussten uns das alle anschauen und entscheiden, wo wir die Verbindung trennen und wo wir den Informationsaustausch auf ein Minimum reduzieren müssen", gibt Boullier Einblicke. Denn: Die Saison ist noch nicht zu Ende. Der Betrieb muss in Brasilien und in Abu Dhabi trotz des bevorstehenden Endes gewährleistet sein. "Gleichzeitig öffnen wir uns in Richtung Renault", meint der Franzose.
Boullier zeigt sich begeistert jetzt von der Zusammenarbeit mit seinen Landsleuten begeistert: "Wir müssen Renault dankbar sein, denn durch die Zusammenarbeit mit mehreren Teams waren sie darauf vorbereitet, uns ein Paket mit Daten und Informationen zu übermitteln. Wir hatten also innerhalb von 24 Stunden nach der Vertragsunterzeichnung alle nötigen Informationen."
Trotz allem sitzt die Enttäuschung über das Scheitern der einstigen Traumehe aber immer noch tief. Und langsam kommen auch Details ans Tageslicht. "Eric war intern der Erste, der ernsthafte Bedenken für die Saison 2017 anmeldete. Das ist im Winter passiert", verrät Brown. Dass dieser Eindruck stimmt, zeigte sich wenig später bei den Wintertests in Barcelona.
Montreal als Ende aller Hoffnungen
Doch ab welchem Zeitpunkt war der Bruch nicht mehr zu kitten? "Rund um Montreal wussten wir, dass die unterschiedlichen Herangehensweisen, um die Beziehung zu retten, nicht funktionieren würden - und dann haben die Gespräche begonnen", erinnert sich Brown. Trotz allem hätte auch er laut eigenen Angaben vor vier Jahren den Vertrag mit den Japanern unterschrieben: "Jeder hätte diesen Deal gemacht. Auf dem Papier war es ein großartiger Vertrag. Und jetzt im Nachhinein darüber zu urteilen, ist unfair. Es war die richtige Entscheidung, aber es hat nicht funktioniert."
Und auch Boullier verteidigt die damaligen Schritte: ""Wenn die Beziehung mit Mercedes den Bach hinuntergeht und Honda anklopft, dann muss man die Chance nutzen, vor allem in Anbetracht der gemeinsamen Vergangenheit. Daher bereuen wir nichts. Es ist immer einfach, im Nachhinein eine Entscheidung zu kritisieren."