PC-Spieler sollen mitfahren: Wohin die digitale Formel 1 steuert
Der Tata-Konzern will die Digitalisierung vorantreiben - Bei Inhalten will man auf eine Generation eingehen, die "häppchenweise" unterhalten werden will
(Motorsport-Total.com) - Hinter den Kulissen der Formel 1 laufen Projekte, mit denen die Königsklasse den Sprung in die digitale Welt schaffen soll. Federführend ist bei dem Unterfangen Kommunikations-Partner Tata. Mehul Kapadia leitet die Aktivitäten des indischen Mischkonzerns an der Rennstrecke und sagt im Gespräch mit der Nachrichtenagentur 'Reuters' mit Blick auf die Saison 2018: "Ich würde gerne erleben, dass schon nächstes Jahr vieles passiert. Damit die Leute einen Weg aufgezeigt bekommen."
Im Gespräch sind 360-Grad-Kameras, wie sie die Teams derzeit nur bei Demorunden einsetzen, und VR-Technologie - bekannt durch Videobrillen, die das Eintauchen in eine andere Welt ermöglichen. Des Weiteren soll die Einführung von kostenlosem WLAN rund um die Rennstrecken - was zuletzt beim Kanada-Grand-Prix getestet wurde- konsequent ausgebaut werden, damit die Fans die Gelegenheit erhalten, bestehende Interaktionsmöglichkeiten etwa via Twitter konsequenter zu nutzen.
Kapadia sagt: "Ich würde gerne erleben, dass sich bei den Rennen die Kraft der Konnektivität entfaltet." Geht es um die Inhalte, wünscht sich der Tata-Manager "mundgerechte Dinge nicht nur an den Renntagen". Heißt: Kurze Videos und Fotos (etwa von Unfällen oder Kuriositäten, die die Formel 1 aktuell in den sozialen Medien publiziert) sollen nicht nur Freitag bis Sonntag erscheinen.
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Das hat einen Grund: Tatas Marktforscher haben das Formel-1-Publikum in vier Gruppen eingeteilt: Von Rennbesuchern über Fernsehzuschauer und diejenigen, die den Sport "im Vorbeigehen" verfolgen, bis hin zu einer Kohorte, die häppchenweise unterhalten werden will. Sie steht im Blickpunkt des Interesses. "Sie haben keine 90 Minuten Zeit. Für nichts außer für Examensunterlagen, an denen sie sitzen müssen. Viele von ihnen schauen nicht einmal mehr Kinofilme", beschreibt sie Kapadia.
Des Weiteren ist die Rede davon, dass Computerspieler virtuell und in Echtzeit an realem Renngeschehen teilnehmen könnten. "Sieht man sich an, wie rasend schnell in diesem Bereich entwickelt wird, scheinen zwei Jahre nicht unmöglich", steckt Kapadia einen Zeitrahmen ab. Doch es gibt zwei Probleme: Die GPS-Daten sind noch zu ungenau. Aktuell lassen sie sich auf 200 Millimeter bestimmen, nötig wären aber zehn Millimeter. Also ungefähr der Durchmesser eines Fünf-Cent-Stücks. Hinzu kommt die Frage, ob ein Interesse daran besteht, die Sache für viel Geld zu kommerzialisieren.