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Nicht um jeden Preis: Formel 1 ab 2018 nicht mehr bei RTL?
RTL will die Formel 1 auch im kommenden Jahr zeigen, nennt allerdings "gewisse Kriterien" als Voraussetzungen - Potenzielle Interessenten stehen schon bereit
(Motorsport-Total.com) - Für viele Formel-1-Fans in Deutschland sind RTL und die Formel 1 untrennbar miteinander verbunden. Seit 1991 zeigt der Kölner Sender ohne Unterbrechung alle Rennen der Königsklasse live im Free-TV. Ende der Saison 2017 läuft der Vertrag - ebenso wie der von Pay-TV-Sender Sky - nun wieder einmal aus. Somit steht die Formel 1 in Deutschland aktuell vor einer unklaren Zukunft. Fakt ist momentan lediglich, dass es definitiv nicht an Interessenten für die Übertragungsrechte mangelt.
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Ganz oben auf der Liste steht natürlich RTL selbst. "Als langjähriger Formel-1-Broadcaster mit über 20 Jahren Erfahrung würden wir natürlich gern die Königsklasse des Motorsports behalten", erklärt RTL-Geschäftsführerin Anke Schäferkordt gegenüber 'new business'. Die bis heute letzte Vertragsverlängerung gab es im August 2015 und umfasste die Rechte für die Saisons 2016 und 2017.
Nun müssen sich beide Seiten erneut an den Verhandlungstisch begeben - und reine Formsache scheint eine erneute Verlängerung keinesfalls zu sein. "Wir setzen uns wie bei jeder anderen Investition gewisse Kriterien und falls diese nicht erfüllt werden, würden wir auf das Recht verzichten", stellt Schäferkordt klar. Und das könnte den Bieterwettstreit in diesem Jahr äußerst interessant machen.
Eurosport hätte das nötige Kleingeld
Zwar liegen die exklusiven Rechte für Free- beziehungsweise Pay-TV nun bereits seit Jahren bei RTL und Sky, doch die Medienlandschaft in Deutschland hat sich in den vergangenen Jahren stark verändert. So hat beispielsweise Eurosport sein Rechte-Portfolio seit der Übernahme durch den finanzkräftigen Discovery-Konzern im Jahr 2014 prominent aufgestockt.
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Eurosport sicherte sich in den vergangenen Jahren nicht nur die Rechte für die MotoGP sondern auch für einzelne Spiele der Fußball-Bundesliga. Der vielleicht größte Coup gelang mit dem Erwerb der Exklusivrechte der Olympischen Spiele von 2018 bis 2024. Am nötigen Kleingeld würde es dort also keinesfalls mangeln, wenn man tatsächlich Interesse an den Formel-1-Rechten haben sollte.
Für Zuschauer könnte das das Aus aller Rennen im Free-TV bedeuten. So zeigt Eurosport aktuell zum Beispiel nur die Hälfte der MotoGP-Rennen im frei empfangbaren Eurosport 1, die ändere Hälfte läuft auf dem Bezahlsender Eurosport 2. Ein Modell, das theoretisch auch für die Formel 1 vorstellbar wäre. Neben der MotoGP hält Discovery beziehungsweise Eurosport aktuell unter anderem auch die Rechte an Superbike-WM, Formel E und WTCC.
DAZN zeigt sich interessiert
Ein interessanter Randaspekt hierbei: Discovery-Vorstandsmitglied John Malone ist gleichzeitig auch Vorsitzender des neuen Formel-1-Besitzers Liberty Media. Bisher gibt man sich aus der Eurosport/Discovery-Ecke noch sehr bedeckt, was das Thema Formel 1 angeht. 2015 sicherte man sich allerdings bereits die Übertragungsrechte der Königsklasse in Portugal. Abgeneigt dürfte man dem Thema also keinesfalls sein.
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Ein weiterer Interessent, der sogar ganz offen über seine Ambitionen spricht, ist der Streamingdienst DAZN, der seinen Betrieb in Deutschland im vergangenen Jahr aufgenommen hat und aktuell unter anderem die IndyCar-Serie und zahlreiche internationale Fußballligen zeigt. Hinter dem Projekt steht die ebenfalls sehr finanzkräftige Perform Group aus Großbritannien.
"Was immer auf den Markt kommt, wir werden sehr aggressiv vorgehen", kündigte Vorstandschef James Rushton zuletzt im Gespräch mit der 'Frankfurter Allgemeinen Zeitung' und verrät: "Die Formel 1 ist immer sehr interessant. Wir strahlen sie in Japan bereits auf DAZN aus, also sind wir jetzt schon Partner." Man kann also davon ausgehen, dass man auch in Deutschland zumindest einmal einen Blick auf die Rechte riskieren wird.
Erster Vertrag der Nach-Ecclestone-Ära
Erschwerend kommt für RTL und Sky hinzu, dass erstmals nicht mit Bernie Ecclestone verhandelt wird, sondern mit dem neuen Formel-1-Besitzer Liberty Media. Nach der Entmachtung des 86-Jährigen werden die Karten für alle Interessenten also komplett neu gemischt. "Die Gespräche mit dem neuen Eigner beginnen gerade erst", erklärt RTL-Geschäftsführerin Anke Schäferkordt.
Aktuell ist noch unklar, ob Liberty den Weg von Ecclestone fortsetzen und die Formel 1 zunehmend ins Bezahlfernsehen verlagern wird. In Großbritannien ist ein Teil der Rennen bereits seit Jahren im Pay-TV verschwunden. Sean Bratches, der neue Marketingchef der Formel 1, erklärt, dass es hier keine allgemeine Antwort gibt. Man müsse sich jeden Markt einzeln anschauen und dann eine Entscheidung treffen.
Er verrät: "Es gibt einige Märkte, wo das Pay-TV nicht so ausgeprägt ist, und wo die Zuschauer ans Free-TV gewohnt sind." Dort sei es "schwieriger", den Schritt ins Bezahlfernsehen zu gehen. Zwar nennt Bratches keine Beispiel, doch tatsächlich zählt auch Deutschland zu diesen Märkten, denn im Vergleich zu vielen anderen Ländern sind hier deutlich mehr Sportevents - noch - frei empfangbar.
Liberty will Kombination aus Free- und Pay-TV
Aktuell arbeite Liberty noch an einer Strategie, sagt Bratches weiter und erklärt: "Ich denke, es gibt die Möglichkeit, ein Free-TV-Paket anzubieten, das als Aushängeschild für den Sport dient und die Marke bei einer breiteren Masse bekanntmacht." Gleichzeitig könnte es aber auch einige Rennen exklusiv im Pay-TV geben. Das wäre quasi das Konzept, das Eurosport aktuell mit der MotoGP fährt.
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1969 trafen sich Bernie Ecclestone und Max Mosley zum ersten Mal, im Rahmen eines Formel-2-Rennens. Erst bei einem Meeting der damaligen Formula One Constructors Association (FOCA) im Jahr 1971 kam es aber zum ersten Gespräch der beiden Männer, die die Kontrolle über die Königsklasse des Motorsports schon bald an sich reißen sollten. Fotostrecke
Für Bratches wäre diese "Kombination" aus Free- und Pay-TV die beste Lösung. FIA-Präsident Jean Todt warnt übrigens vor dem kompletten Schritt ins Bezahlfernsehen und erinnert: "Es ist ein offensichtlicher Fakt, dass Du weniger Zuschauer hast, wenn man dafür bezahlen muss. Das ist etwas, über das wir sprechen müssen." Die Rechtevergabe in diesem Jahr könnte daher - unabhängig von ihrem Ausgang - richtungsweisend für die Zukunft sein.
In Österreich liegen die Rechte übrigens noch bis einschließlich 2019 beim ORF. Im vergangenen Jahr - also noch zu Zeiten Ecclestones - wurde der Vertrag um drei weitere Jahre verlängert. Die Gerüchte, dass ServusTV die Rechte übernehmen könnte, zerschlugen sich damit zunächst einmal. ServusTV überträgt in Österreich aktuell unter anderem die MotoGP und die Superbike-WM.