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Ferrari in der Kritik: Was soll diese Abschottungspolitik?
Während sich fast alle bemühen, die Formel 1 zugänglicher zu machen, schlägt ausgerechnet Ferrari den entgegengesetzten Weg ein und verbarrikadiert sich
(Motorsport-Total.com) - Das Ferrari-Team steht vor dem Saisonauftakt in Melbourne (Formel 1 2017 live im Ticker) in der Kritik. Weniger wegen der sportlichen Performance, sondern vielmehr wegen der Medienarbeit. Denn während sich die Formel 1 insgesamt bemüht, sich in der Kommunikation nach außen offener zu präsentieren, hat die Scuderia aus Maranello offenbar einen genau gegenteiligen Kurs eingeschlagen.
© xpbimages.com
Maurizio Arrivabene hat viel von seiner Offenheit gegenüber den Medien verloren Zoom Download
Schon bei den Wintertests in Barcelona schottete sich Ferrari ab, gab kaum Hintergrundinformationen preis und stellte die Fahrer und Teamverantwortlichen nur selten für Mediengespräche zur Verfügung. Zuvor hatte man den Car-Launch ausschließlich über Social Media verbreitet. Und als wir alle zehn Teamchefs der Formel-1-Rennställe zur exklusiven Weltmeister-Umfrage baten, machte nur ein einziger nicht mit: Maurizio Arrivabene.
In Melbourne ging das nahtlos so weiter. Erst suchten schreibende Journalisten vergeblich nach einem Medientermin mit Kimi Räikkönen, dann wurde am Freitag gemauert, als Kollegen herausfinden wollten, welche technischen Probleme Sebastian Vettel im ersten Freien Training genau hatte. Kein anderes Team betreibt derzeit eine so restriktive Kommunikationspolitik wie Ferrari.
Kritische Frage in der FIA-PK am Freitag
Damit wurde Arrivabene in der Teamchef-Pressekonferenz nach dem zweiten Freien Training. konfrontiert: "Liberty ist in die Formel 1 gekommen", fragt der Journalist John McEvoy von der 'Daily Mail', "und unter anderem haben sie gesagt, dass sie die Verfügbarkeit für die Medien verbessern wollen. Sie scheinen aber genau in die entgegengesetzte Richtung zu gehen."
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"Einer Ihrer Fahrer war am Donnerstag nicht verfügbar, ausgerechnet vor diesem so wichtigen Rennen am Saisonbeginn, noch dazu von einer so großen Organisation wie Ferrari. Ich frage mich, warum das so ist, ob das so weitergehen wird und was Sie dagegen zu unternehmen gedenken?"
Journalisten fragen, Liberty hört mit
Eine Kritik, die sitzt - noch dazu im Forum der FIA-Pressekonferenz, die in einigen Ländern live übertragen und natürlich von allen wichtigen Playern im Business genau verfolgt wird. Hätte man Arrivabene in einem Einzelinterview mit dem Thema konfrontiert, hätte er die Frage einfach abwürgen können. So aber wussten alle im Raum, dass Liberty Media die Sache mitbekommen würde.
Den Vorwurf, man habe Räikkönen am Donnerstag nicht für Interviews zur Verfügung gestellt, entkräftet er wie folgt: "Sebastian hat geredet und wir haben auf Social Media etwas über Kimi gepostet." Allerdings nur ein rund zweiminütiges, inhaltlich völlig belangloses Video. Die Journalisten hätten den "Iceman" jedoch gern über seine Chancen in Melbourne befragt und die technischen Finessen des neuen Ferrari. Das war nicht möglich.
Was ist von der Offenheit noch übrig?
"Liberty", verteidigt sich Arrivabene, "hat ja auch gesagt, dass in diesem Business die digitalen Plattformen nur zu einem Prozent ausgeschöpft werden. Da ist es uns wichtig, eine Balance zu finden. Anstatt zwei Fahrer am Donnerstag reden zu lassen, eh mit meistens den gleichen Fragen, haben wir sichergestellt, dass Sebastian auf eine Art und Weise zur Verfügung steht und Kimi auf eine andere. So decken wir alle Kommunikationswege ab und machen auch Generation Z happy."
Zur Erinnerung: Arrivabene, das ist jener Teamchef, der bei seinem Amtsantritt vor der Saison 2015 ein paar Teammitglieder schnappte und sich bei Testfahrten in Barcelona zu den Fans auf die Tribüne setzte, um Ferraris offeneren Umgang mit den Fans zu demonstrieren und ein Signal zu setzen. Von dieser Haltung ist zwei Jahre später nichts mehr übrig...