Formel 1 am Sachsenring: So stehen die Chancen
Im Rahmen der Formel 1 am Hockenheim kamen Gerüchte auf, wonach die Königsklasse 2017 am Sachsenring gastieren könnte: So stehen die Chancen dafür
(Motorsport-Total.com) - Muss Deutschland im kommenden Jahr wieder auf die Formel 1 verzichten? Bereits 2015 fand zum ersten Mal seit 1960 kein Lauf auf deutschem Boden statt, nachdem der Nürburgring abgesprungen war. Die Rennstrecke in der Eifel ist auch 2017 wieder turnusmäßig an der Reihe, doch einen sicheren Vertrag gibt es mit Formel-1-Boss Bernie Ecclestone noch nicht. Abschreckend wirken vor allem die hohen Antrittsgelder und die nicht zufriedenstellenden Zuschauerzahlen.
Auch am Hockenheimring am vergangenen Wochenende mussten Teile der Haupttribüne mit Sponsorenplanen abgedeckt werden. Zwar war man mit dem Zuschauerzuspruch von 57.000 Fans am Sonntag durchaus zufrieden, dennoch erklärte Marketingchef Jorn Teske gegenüber 'Motorsport-Total.com', dass man von schwarzen Zahlen noch "ein gutes Stück weit entfernt" gewesen sei. Einspringen würde der Hockenheim daher 2017 wohl nur unter Entgegenkommen der Formel 1.
Formel-1-Boss Bernie Ecclestone möchte allerdings unbedingt ein Rennen in Deutschland haben, das berichtet 'Auto Bild motorsport'. Dafür wäre der Brite angeblich sogar bereit, die Antrittsgebühren zu senken. Neben dem Nürburgring und dem Hockenheimring bringt man dabei eine weitere Rennstrecke ins Gespräch: den Sachsenring. Die Strecke im sächsischen Hohenstein-Ernstthal ist vor allem durch den Auftritt der MotoGP in Deutschland bekannt.
Fotostrecke: Neue Formel-1-Strecken seit 2000
24.09.2000: Grand Prix der USA in Indianapolis. Das erste Premierenrennen der Formel 1 nach der Jahrtausendwende ist eigentlich keines. Einen Großen Preis der USA hatten schon mehrere Rennstrecken ausgerichtet, und zwischen 1950 und 1960 zählte das Indianapolis 500 zur Formel 1. Doch 2000 gingen die Piloten erstmals auf der 4,129 Kilometer langen Strecke an den Start, die das berühmte Oval mit einem Straßenkurs verbindet. Fotostrecke
"Das würde mich total freuen", wäre Ex-Pilot Marc Surer von der Idee begeistert. "Der Sachsenring ist eine tolle Rennstrecke und vor allem könnten dort viele Zuschauer mobilisiert werden, die sonst wohl eher nicht zur Formel 1 fahren würden." Doch wie realistisch ist es, dass die Formel 1 im kommenden Jahr wirklich auf dem Kurs nahe Chemnitz aufschlagen wird? "Die Strecke ist dafür überhaupt nicht tauglich", winkt Streckenbetreiber Ruben Zeltner, Geschäftsführer des Sachsenring Fahrsicherheitszentrums, gegenüber der 'Leipziger Volkszeitung' ab.
Denn für ein Rennen der Königsklasse müssten alle Bereiche der Strecke überarbeitet werden: Fahrerlager, Boxen und auch die Auslaufzonen, die derzeit aus dem in der Formel 1 unbeliebten Kies bestehen. "Wer soll dieses Risiko tragen?", fragt sich Zeltner und spricht von Millionenausgaben. Streckendesigner Hermann Tilke, der in den vergangenen Jahren fast alle Kurse für die Formel 1 ausgearbeitet hat, ist da etwas optimistischer.
Er sieht die Strecke vollkommen tauglich für die Königsklasse, lediglich bei den Boxenanlagen müsste man Hand anlegen, was auch nur geringe Kosten zur Folge hätte. Doch den Sachsenring nur für ein Rennen umzubauen, erachtet man bei den Betreibern als nicht sinnvoll. Vielmehr sollte man sich auf sein bestehendes Programm konzentrieren, das vor allem auf der MotoGP aufgebaut ist.
"Wir haben genug damit zu tun, die Strecke auch künftig für den Motorradsport herzurichten", erteilt auch Wolfgang Streubel, Geschäftsführer von Veranstalter SRM, den Gerüchten gegenüber 'Freie Presse' eine Absage. Zumal die Situation am Sachsenring ohnehin heikel ist. Aufgrund von Lärmschutzbestimmungen darf der Sachsenring im Jahr offiziell zehn Lärmtage haben, die sich bereits auf MotoGP oder GT-Masters verteilen. Selbst die DTM war seit 2002 nicht mehr auf der Strecke zu Gast. Formel 1 auf dem Sachsenring? Unwahrscheinlich.