"2017 nur 18 Rennen geplant": Weitere Traditionskurse vor Aus
Formel-1-Boss Bernie Ecclestone will den Grand-Prix-Kalender 2017 kürzen: Welche Rennen vor dem Aus stehen und wovon deren Zukunft abhängt
(Motorsport-Total.com) - Die Formel 1 steht vor dem Verlust weiterer Traditionskurse. Das deutet Formel-1-Boss Bernie Ecclestone gegenüber der Zeitung 'Times' an. Auf die Frage, ob der Kalender 2017 von 21 auf den Rekordumfang von 22 Rennen erweitert wird, schüttelt der Formel-1-Boss den Kopf: "Es sieht nächstes Jahr eher nach 18 Rennen aus." Es sei sicher, "dass ein oder zwei Länder ihren Grand Prix verlieren werden".
Fakt ist, dass es im Tauziehen um den Grand Prix von Italien noch immer keine Lösung gibt. Zuletzt erwägte der Brite sogar, angesichts des auslaufenden Vertrags im Jahr 2016 in der kommenden Saison auf Imola auszuweichen.
Dabei ist Monza der letzte verbleibende Hochgeschwindigkeitskurs der alten Schule und ein absoluter Klassiker im Formel-1-Kalender. Der Kurs ist abgesehen von einem Imola-Gastspiel im Jahr 1980 seit Gründung der Formel 1 vor 66 Jahren Teil der Weltmeisterschaft.
Kanada und Brasilien auf dem Schleudersitz
Auch weitere beliebte Austragungsorte stehen derzeit auf dem Schleudersitz. Ecclestone fordert in Kanada seit Jahren eine Renovierung der Anlage, doch den Ankündigungen des Veranstalters, 20 Millionen Euro zu investieren, folgten bislang keine Taten. Dieses Jahr drohte der Zampano erneut mit dem Aus für den Grand Prix, was zu einer Einigung per Handschlag führte, dass die Investitionen nun getätigt werden und der Vertrag bis 2024 eingehalten werde. Ob dies allerdings tatsächlich passiert, ist fraglich.
Und dann wäre da noch die Dauerbaustelle Interlagos. "Dieses Jahr könnte das letzte Rennen sein", drohte Ecclestone vor wenigen Wochen mit Blick auf den Grand Prix von Brasilien. Die bei den Fans äußerst beliebte Strecke, die oft für spannende Rennen sorgt, soll ebenfalls modernisiert werden, doch die Maßnahmen im Bereich des Fahrerlagers warten noch auf eine Umsetzung.
Fotostrecke: F1 Backstage: Baku
Es muss nicht immer der totale Adrenalinrausch sein, besonders dann nicht, wenn man noch mit dem Jetlag zu kämpfen hat: Fernando Alonso und Carlos Sainz spielen sich beim Minigolf für das Premierenrennen in Baku ein. Und überwinden so die acht Stunden Zeitverschiebung zu Montreal. Fotostrecke
Zu allem Überdruss befindet sich Brasilien derzeit in einer Staatskrise. Die Renovierung einer Grand-Prix-Strecke ist unter diesen Umständen nicht Priorität. Während die Veranstalter von einem "Dreistufenplan" sprechen und alle Arbeiten bis zum Rennen im November abschließen wollen, steht man mit dem Rücken zur Wand: Der bis 2020 gültige Vertrag könnte vorzeitig anulliert werden.
Mangelndes Zuschauerinteresse sorgt für Unsicherheit
Auch nicht gerade rosig läuft das Geschäft in Zentraleuropa: Der Grand Prix von Deutschland musste im vergangenen Jahre sogar einmal aussetzen, weil das mangelnde Zuschauerinteresse die hohe Lizenzgebühr nicht rechtfertigte. In Österreich verfügt man zwar einen langfristigen Vertrag, doch auch auf dem Red-Bull-Ring hielt sich das Interesse der Fans nach dem hervorragend besuchten Comebackrennen 2014 in Grenzen.
2016 dürfte keine Ausnahme darstellen: Auch dieses Jahr lief der Ticketverkauf bislang laut Red Bull "enttäuschend". Währenddessen versucht Ecclestone zwar, den Kalender mit einem Grand Prix im Spielerparadies Las Vegas zu erweitern, doch eine Premiere in der kommenden Saison gilt als unwahrscheinlich. Realistischer ist ein zweites USA-Rennen im Jahr 2018.