• 27. Mai 2016 · 12:37 Uhr

Brief an die FIA: Sauber-Team hofft auf ein Wunder

Force India und Sauber kritisieren in einem Schreiben die Einigung im Motorenstreit - Monisha Kaltenborn muss auf Wunder in Brüssel hoffen

(Motorsport-Total.com) - Sollte das Sauber-Team in den nächsten Wochen den Rennbetrieb einstellen, würde das im Formel-1-Paddock wohl kaum jemanden wundern. Zwar konnten nun endlich die April-Gehälter bezahlt werden, aber die wirtschaftliche Situation in Hinwil wird von Insidern am ehesten mit einer Hängepartie von einer offenen Rechnung zur nächsten beschrieben.

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Monisha Kaltenborn steht wirtschaftlich gewaltig unter Druck Zoom Download

Weil von Verhandlungen mit rettenden Sponsoren im Gegensatz zu 2013, als stolz russische Investoren präsentiert wurden (die dann freilich nie kamen), keine Rede ist, klammert sich Teamchefin Monisha Kaltenborn an die Beschwerde, die gemeinsam mit Force India bei der EU-Wettbewerbskommission eingebracht wurde. Im Idealfall, so hoffen die beiden Teams, muss die Einnahmenverteilung in der Formel 1 danach neu geregelt werden, sodass sie selbst stärker daran partizipieren würden.

Unfair finden die beiden Teams auch die Einigung im Motorenstreit, die kürzlich nach langem Hickhack erzielt wurde. Die Eckdaten: Antriebe für Kundenteams müssen ab 2017 um eine Million Euro billiger werden, ab 2018 um weitere drei Millionen. Das bedeutet etwa für Red Bull eine Reduktion der Kosten von 28 auf 24 Millonen Euro. Von den anvisierten zwölf Millionen Euro ist die neue Lösung aber weit entfernt.

Brief an die FIA und die FOM

Deshalb haben Kaltenborn und Robert Fernley, der Stellvertretende Teamchef von Force India, ein Schreiben an FIA-Präsident Jean Todt und Formel-1-Geschäfsführer Bernie Ecclestone verfasst. "Wir haben darin unsere Sorge über die Motoreneinigung zum Ausdruck gebracht", bestätigt Kaltenborn, "aber ich schätze, es ist nicht unsere Aufgabe, mehr dazu zu sagen. Das ist Aufgabe derer, die den Brief haben."

Sprich: Kaltenborn spielt den Ball der FIA und der FOM zu. "Ich bin mir sicher, dass weder Force India noch Sauber etwas dagegen hätten, sollten sie den Brief öffentlich diskutieren", sagt die Österreicherin. Nur: Warum sollten die FIA und die FOM ein Schreiben öffentlich machen, in dem die von ihnen orchestrierte Einigung kritisiert wird? Der Inhalt kann folgerichtig nur durch Sauber oder Force India öffentlich gemacht werden. Was nicht passiert.

Kaltenborn räumt Probleme ein

Aber Kaltenborn hat derzeit ganz andere Sorgen. "Wir haben bestimmte Herausforderungen und arbeiten sehr hart daran, die Situation zu überwinden. Ich bin zuversichtlich, dass uns das in Kürze gelingen wird", kündigt sie an, bleibt aber konkrete Lösungsmöglichkeiten schuldig. Auf die konkrete Nachfrage, ob eine Lösung in der Pipeline sei, entgegnet sie jedoch: "Ja. Wir arbeiten schon eine Weile daran und wissen auch, dass wir eine brauchen."

"Ferrari muss sehen, wo sie im Vergleich zu anderen Herstellern stehen."Monisha Kaltenborn
Und zwar dringend. Zuletzt haben einige hochrangige Ingenieure Sauber wegen der angespannten wirtschaftlichen Situation verlassen, und neben den Mitarbeitern warten auch noch externe Parteien auf ihr Geld. Adrian Sutil zum Beispiel, der von Sauber auf dem Rechtsweg mehr als sechs Millionen Euro fordert, oder America Movil (eine Telmex-Tochter), die umgerechnet 4,8 Millionen Euro von Sauber eintreiben lässt.

Dass Kaltenborn in ihrer Situation auch noch den Nerv hat, zwischen den Zeilen Antriebslieferant Ferrari zu kritisieren ("Sie müssen sehen, wo sie im Vergleich zu anderen Herstellern stehen"), sorgt in Maranello gelinde gesagt für Verwunderung. Denn ohne die Gutmütigkeit von Ferrari und das Angebot, offene Schulden in Raten zurückzuzahlen, hätte Sauber den Rennbetrieb schon längst einstellen müssen.

Umstrukturierung der EU-Kommission

Doch dass die EU-Kommission schnell entscheiden und die rettenden Millionen für Sauber endlich sicherstellen wird, ist unwahrscheinlich. Zumal der Fall innerhalb der EU gerade erst an eine neue Zuständigkeit übertragen wurde. Kaltenborn sieht das positiv: "Das ist eine gute Sache für den Sport und solche Beschwerden. Wir sind absolut zuversichtlich, dass der Fall begutachtet wird, und zwar sehr ernsthaft."


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Die Suche nach Sponsoren geht trotzdem weiter: "Um im heutigen Formel-1-Umfeld als unabhängiges Team stark zu sein, braucht man starke Partner. Dem stehen wir aufgeschlossen gegenüber. Wir verfolgen unsere Möglichkeiten und hoffen auf eine baldige Lösung", sagt Kaltenborn. Nur: Der angebliche Hauptsponsor, von dem im März hinter vorgehaltener Hand die Rede war, wurde bis heute nicht vorgestellt...

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