• 25. Mai 2016 · 16:35 Uhr

McLaren vs. FIA: Muss Honda zweites Teams ausrüsten?

Inwiefern die FIA Honda ab 2017 zwingen kann, trotz des Exklusivvertrags ein zweites Team auszurüsten, und unter welchen Umständen dies für McLaren denkbar wäre

(Motorsport-Total.com) - Die Reglementänderungen im Motorenbereich sollen dafür sorgen, dass ab 2017 kein Team mehr ohne Antriebspartner dastehen kann. Um auszuschließen, was im Vorjahr beinahe Red Bull passierte, kann die FIA im Notfall einem Team einen Motorenpartner zuteilen. Diesen Auftrag würde mit Sicherheit Honda erhalten, denn die Japaner leisten sich derzeit den Luxus, ausschließlich McLaren auszustatten. Das Pikante dabei: Die Truppe aus Woking verfügt über einen Exklusivvertrag mit den Japanern.

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Muss McLaren Motorenpartner Honda ab 2017 mit anderen teilen? Zoom Download

Doch wie reagiert Honda-Motorsportchef Hasuke Yasagawa auf die neue Regelung? "Wir sind nicht gerade erfreut, aber wir verstehen, dass wir mehrere Teams ausstatten müssen", erklärt der Japaner, der seit dieser Saison die Verantwortung für das Formel-1-Programm trägt. "Wir müssen unseren Beitrag zur Formel 1 leisten, denn derzeit beliefern nur Ferrari und Mercedes bis zu vier Teams."

Kann die FIA Honda zwingen?

Er hält es aber für "keine gute Sache", dass die FIA einen Hersteller bestimmen kann: "Das wird auch nicht ganz automatisch der Fall sein. Die FIA kann vorschlagen, dass wir mit gewissen Teams verhandeln. Wir müssen uns dann auf gewisse Bedingungen wie den Preis festlegen. Wenn wir uns aber nicht einigen werden, dann kann niemand eine Zusammenarbeit erwarten."

Man habe zwar noch nicht die Kapazitäten dafür, "es ist aber unsere Pflicht, nächstes Jahr in der Lage zu sein, ein anderes Team zu beliefern". Dass es bislang abseits von McLaren nicht zu einer Zusammenarbeit mit einem anderen Team gekommen ist, liege an der Konkurrenzfähigkeit. "Unsere Performance ist nicht gut genug, um Anfragen von anderen Teams zu bekommen."


Fotostrecke: Honda-Meilensteine in der Formel 1

Demnach kann die FIA Honda also gar nicht zwingen, zum Beispiel ab 2017 Toro Rosso zu beliefern. Doch was sagt FIA-Motorenexperte Fabrice Lom dazu? Kann sich die FIA einfach über den Honda-Exklusivvertrag mit McLaren hinwegsetzen und die Japaner in die Pflicht nehmen? "Das kann ich ehrlich gesagt nicht beantworten, denn dabei handelt es sich um eine private Angelegenheit", drückt sich der Franzose vor einer klaren Stellungnahme.

Dennis: Zuerst der WM-Titel, dann ein zweites Honda-Team

Im Reglementtext gäbe es aber "eine Art Schutz für Neueinsteiger. Als Honda wirklich neu war, da war uns klar, dass sie Schwierigkeiten mit der Belieferung haben würden", sagt Lom. Doch Honda befindet sich 2017 im dritten Formel-1-Jahr. Da kann von einem Neueinsteiger nicht mehr wirklich die Rede sein.

Bei McLaren hält sich währenddessen die Begeisterung, dass Honda auch ein zweites Team mit Antriebseinheiten unterstützen könnte, in Grenzen. "Wenn man Weltmeisterschaften - und ich spreche hier bewusst im Plural - gewinnen will, dann man muss mit einem Hersteller komplett verzahnt sein und die volle Priorität genießen", erklärt Teamboss Ron Dennis gegenüber 'F1Racing'. "Erst nachdem sich der Erfolg auf der Strecke eingestellt hat, kann man daran denken, andere Teams zu beliefern, aber nicht davor."

Dass seine Vorgaben aber einen Interessenskonflikt mit der Formel 1 darstellen, relativiert Dennis: "Wir wollen die Interessen der Formel 1 unterstützen, wie wir es immer getan haben, aber man muss auch selbstloses Verhalten mit fairen, pragmatischen und sensiblen Geschäftspraktiken gegenüberstellen. Lasst uns also zuerst die WM gewinnen, und dann werden wir darüber nachdenken."

Rennleiter Eric Boullier drückt sich da im Interview mit 'Motorsport-Total.com' schon diplomatischer aus: Man habe zwar jetzt die Verantwortung, ein Programm auf die Beine zu stellen, dass auch die Belieferung weiterer Teams ermöglicht, "die Frage stellt sich aber nicht", da jedes Team "einen Vertrag oder die entsprechende Option" mit einem Motorenhersteller habe.

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