Untergetauchter Teamboss spricht: "Bin im Zwangsexil"
Vijay Mallya sieht die Strafverfolgung durch die indische Justiz als Verschwörung von Politik, Banken und Medien - Er wolle sich einigen und "in Frieden leben"
(Motorsport-Total.com) - Der seit Anfang März in Großbritannien untergetauchte Force-India-Besitzer Vijay Mallya hat sich am Freitag überraschend zu Wort gemeldet. In einem Videointerview mit der 'Financial Times', das in London aufgezeichnet wurde, setzt sich der von der indischen Justiz im Streit um den Konkurs seiner Airline Kingfisher verfolgte Milliardär zur Wehr. "Ich bin absolut unschuldig", erklärt Mallya und fährt schwere Geschütze gegen Banken und Staat auf: "Die Anschuldigungen sind lächerlich."
Dass ihm vorgeworfen wird, als säumiger Schuldner Anfang März außer Landes geflohen zu sein, macht den 60-Jährigen fassungslos. "Ich will doch nur in Frieden leben", erklärt Mallya, dem jedes Verständnis dafür fehlt, dass sein Diplomaten-Reisepass kürzlich für ungültig erklärt wurde und den britischen Behörden ein Auslieferungsantrag aus Dehli vorliegt. Eine politische Verschwörung? "Das war beispiellos und mit kopfloser Hast durchgezogen. Ich habe davon per E-Mail erfahren."
Mallya beteuert, sich jederzeit um eine Einigung mit dem Banken-Konsortium, das Geld von ihm fordert, bemüht zu haben - und es weiter zu tun. "Wir standen immer im Dialog und sie haben gesagt: 'Wir wollen uns auf eine Lösung verständigen'", meint er, schränkt jedoch ein, dass es sich um einen Kompromiss handeln müsste: "Wir wollen das zu vernünftigen Bedingungen, die wir uns leisten können - die Banken können das anhand vorausgegangener Einigungen nachvollziehen."
Muss Mallya für eine PR-Kampagne der Finanzwirtschaft herhalten?
In Indien sind nicht-bediente Darlehen ein riesiges Problem. Analysten zufolge werden fünf Prozent aller Kredite aktuell nicht zurückgezahlt. Einschließlich der abgewickelten oder umgeschichteten Gelder sind es sogar 14 Prozent. Mallya droht den Banken, sich mit ihrem Druck ins eigene Fleisch zu schneiden: "Wenn sie mir den Pass wegnehmen und mich in den Knast stecken, bekommen sie auch kein Geld", sagt er. "Als Berufsbanker sollten sie darauf aus sein, sich endlich zu einigen."
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#10: Der österreichische Designer Gustav Brunner hat schon zweimal für Ferrari gearbeitet, aber so viel Geld wie zwischen 2001 und 2005 bei Toyota hat er nie zuvor verdient. Bevor er das Toyota-Angebot annimmt, empfindet er dieses finanziell zwar als gut, aber nicht überragend - bis er merkt, dass die vereinbarte Gage jährlich gedacht ist und nicht wie irrtümlich angenommen für die komplette Vertragslaufzeit. Fotostrecke
Der Unternehmer vermutet jedoch, dass andere Intentionen hinter den Daumenschrauben stecken, die ihm jetzt angelegt werden. Schließlich ist Mallya als Parlamentsabgeordneter und Medienstar in seiner Heimat ein A-Prominenter, auch auf politischem Parkett: "Weil sie mein Konterfei kennen, wollen sie keine Einigung, weil es so aussehen könnte, als bekäme ich Rabatt. Das würde in den Medien viele Kritik nach sich ziehen und für Nachfragen der Finanzaufsicht in Indien führen."
Sich auf seinem Landsitz in Großbritannien aufhalten zu müssen, betrachtet Mallya nach eigener Aussage als "erzwungenes Exil". Er sieht sich als Opfer einer "medialen Hexenjagd" und bekennt: "Ich würde gerne zurück." Schließlich besäße er in Indien noch immer lukrative Unternehmen.
Image als Exzentriker nur Werbemaßnahme
Sein Image als "King of Good Times", das er in der Formel 1 mit Luxus, Partys und funkelndem Schmuck zelebrierte, sei eine Werbemaßnahme für sein Kingfisher-Bier gewesen, welches sich aufgrund eines Reklameverbots für alkoholische Getränke in Indien nicht anders vermarkten ließe. "Jetzt kennt man mich als King of Bad Times", wird Mallya sarkastisch. "Die Leute denken, ich sei exzentrisch, dabei bin ich eine schlichte Natur. Ein knalliges Kleidungsstück ist nicht falsch."
Mallya wird mangelnde Kooperation bei der Rückzahlung der Schulden seiner im Jahr 2012 Pleite gegangenen Fluglinie Kingfisher in Höhe von 1,2 Milliarden Euro vorgeworfen. Er selbst bestreitet diese Zahl und spricht von einer deutlich niedrigeren Summe. Außerdem wird ihm zur Last gelegt, im Zuge dessen 120 Millionen Euro außer Landes geschafft zu haben. In Indien besteht ein Haftbefehl gegen Mallya.