Warum Nico Rosberg in den Panama-Papers auftaucht
Die strengen Compliance-Richtlinien des Daimler-Konzerns sind der Grund, weshalb der Fall Nico Rosberg aus den Panama-Papers veröffentlicht wurde
(Motorsport-Total.com) - Im Zuge der Veröffentlichung der Panama-Papers durch die 'Süddeutsche Zeitung' (und andere in die Recherche involvierte Medien) tauchte in Deutschland vor allem ein prominenter Name auf: jener von Formel-1-Fahrer Nico Rosberg. Dessen Mercedes-Gage soll laut 'Tagesschau'-Bericht an die Ambitious Group Limited überwiesen werden, eine Offshore-Briefkastenfirma, die mit Unterstützung der in aller Munde befindlichen Kanzlei Mossack Fonseca gegründet und verwaltet wurde.
Aber: Eine Briefkastenfirma zu besitzen, ist per se noch lange nicht illegal. Das betont auch Rosbergs Anwalt Christian Schertz ausdrücklich: "Herr Rosberg hat sich steuerrechtlich in jeder Hinsicht korrekt verhalten." Weswegen sich dieser Tage einige Medieninsider wundern, weshalb Rosbergs Name im Zuge der Panama-Papers veröffentlicht wurde, obwohl ihm in den bisherigen Veröffentlichungen kein Rechtsbruch nachgewiesen werden konnte. Das sei nämlich rufschädigend.
Man habe sich für die Veröffentlichung entschieden, erklärt 'Süddeutsche'-Journalist Bastian Obermayer in einem Interview mit dem 'NDR', "weil mit Mercedes-Benz eine sehr große deutsche Firma einen Vertrag mit einer Offshore-Firma gemacht hat. Und ich finde, dass man da schon hinterfragen sollte, warum das so passiert, warum ein Vertrag zwischen dem Mercedes-Benz-Rennteam und Nico Rosberg über eine Offshore-Firma geschlossen wird."
Sein Kollege Frederik Obermaier ergänzt: "Bei diesem Fall ist sehr spannend zu sehen, wie sich Mercedes in der Öffentlichkeit seiner Compliance-Richtlinien brüstet und sich sehr, sehr strenge Maßstäbe auferlegt. Wenn es eine strenge Compliance gibt, wenn es sehr, sehr strenge Richtlinien gibt, ist es in unseren Augen durchaus legitim, die Frage zu stellen, warum dann ein solcher Vertrag mit einer Briefkastenfirma geschlossen wird und nicht mit dem Rennfahrer selbst."
In der Tat legt der Daimler-Konzern in seiner Außendarstellung allergrößten Wert auf seine Compliance-Richtlinien, denen auf dem hauseigenen Internetportal sogar ein eigener Bereich gewidmet ist. Darin heißt es unter anderem: "Compliance ist ein unverzichtbarer Teil der Integritätskultur bei Daimler. Denn Compliance beruht auf integrem Verhalten (...). Für uns bei Daimler ist es selbstverständlich, dass wir (...) nach ethischen Grundsätzen handeln."
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#10: Der österreichische Designer Gustav Brunner hat schon zweimal für Ferrari gearbeitet, aber so viel Geld wie zwischen 2001 und 2005 bei Toyota hat er nie zuvor verdient. Bevor er das Toyota-Angebot annimmt, empfindet er dieses finanziell zwar als gut, aber nicht überragend - bis er merkt, dass die vereinbarte Gage jährlich gedacht ist und nicht wie irrtümlich angenommen für die komplette Vertragslaufzeit. Fotostrecke
In der Daimler-Richtlinie für integres Verhalten, einem 28 Seiten starken PDF-Dokument, heißt es außerdem, dass Erfolg dauerhaft nur zu erreichen sei, wenn das unternehmerische Handeln ethischen Grundsätzen folge, "die auf Akzeptanz stoßen und als fair empfunden werden". Grundvoraussetzung dafür ist Gesetzestreue. Und: "Deshalb ist unser Bestreben, anständig, also mit bestmöglichem Erfolg, Geschäfte zu machen und dies auf anständige, integre Weise."
Darüber hinaus legt Daimler einen Schwerpunkt "auf Transparenz und Verhältnismäßigkeit. Verantwortungsbewusstes Miteinander setzt Entscheidungen voraus, die transparent und nachvollziehbar sind." Dass Briefkastenfirmen jedoch nicht unbedingt als Paradebeispiel für Transparenz-Willigkeit gelten, könnte ein Grund gewesen sein, weshalb die Journalisten den Fall Rosberg ohne Nachweis eines Rechtsbruchs veröffentlicht haben...