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Marchionne mahnt: Ecclestone muss Nachfolge regeln
Ferrari-Boss Sergio Marchionne fordert Bernie Ecclestone eindringlich dazu auf, die Formel 1 für die Zeit nach ihm vorzubereiten - Komplimente trotz Machtkampf
(Motorsport-Total.com) - Sergio Marchionne und Bernie Ecclestone sind hinsichtlich der Richtung, die die Formel 1 einschlagen soll (Schlagwort: Hybrid), kaum auf einen Nenner zu bringen. Abseits der Strecke ist Marchionne eine Schlüsselfigur im Machtkampf der Hersteller gegen die Allianz aus Bernie Ecclestone, Red Bull und Jean Todt. Trotzdem hat der Italiener großen Respekt vor Ecclestone, mahnt ihn aber zugleich, endlich eine Nachfolgeregelung zu finden. Der 85-Jährige hat für die Zeit nach ihm bisher kaum Vorkehrungen getroffen.
"Ecclestone weiß, dass er nicht für immer da sein wird und das könnte auch einen Einfluss auf die Zukunft der FOM haben", sagt Marchionne. Die Formula One Management Ltd. ist als Teil der Formula One Group im Besitz von Ecclestone. "Die große Herausforderung für Bernie ist, die Dinge organisiert zu bekommen. Er muss mit einem System kommen, in dem die Verantwortlichkeiten anders gehandhabt werden können." Bislang vereinte Ecclestone diese allesamt in seiner Person. Er versucht derzeit, die CVC-Anteile von gut einem Drittel an der Formel 1 zu veräußern, seine eigenen 5,3 Prozent möchte er aber halten.
Marchionne fordert insbesondere, dass die Entscheidungsprozesse zwischen den Herstellern, der FIA und FOM stabil bleiben. Die drei Parteien sitzen in der Strategiegruppe, die über die Richtung der Formel 1 bestimmen soll, faktisch aber das Regelwerk kontrolliert. Natürlich stellt Marchionne diese Forderungen nicht uneigennützig, schließlich kann Ferrari aktuell in der Strategiegruppe fleißig mitbestimmen. Marchionne droht seit einiger Zeit immer wieder mit dem Formel-1-Ausstieg, sollte die Formel 1 vom Hybrid abschwören.
Berechenbare Formel 1 nicht attraktiv für junge Leute
Zwar sind Marchionne und Ecclestone dieser Tage selten einer Meinung, der Ferrari-Boss streut trotzdem Rosen: "Wir müssen das Beste aus Bernies Fähigkeit machen, den Sport auf bestmögliche Art voranzubringen. Bernie mag ein ziemlicher Typ sein, aber er ist ein netter Kerl mit einer unglaublichen Stärke. Ich weiß nicht, was ich tun werde, wenn ich in seinem Alter bin. Was er die letzten zehn Jahre geleistet hat, ist wirklich unglaublich."
Doch die 85 Jahre Ecclestones hätten auch eine Kehrseite, glaubt Marchionne. "Er sollte die Formel 1 für die zukünftige Welt vorbereiten", mahnt er. Zwar hat sich die Formel 1 in den vergangenen 15 Jahren weitaus globaler aufgestellt als je zuvor, doch in Sachen Medienberichterstattung hängt Ecclestone weiterhin in der Welt der 90er-Jahre fest, in denen das gesamte Geschäft über lukrative Fernsehverträge lief. Erst in jüngster Vergangenheit hat die Formel 1 Kanäle in sozialen Medien etabliert, hängt jedoch mit dem dortigen Angebot anderen Rennserien weit hinterher.
"Die Altersproblematik ist absolut da", warnt der 63-Jährige seinen 22 Jahre älteren Gegenspieler. "Dieser Sport hat großartiges Potenzial, das sich aber noch nicht entfalten konnte. Wir müssen den Sport unterhaltsamer machen, denn wenn alles so vorhersehbar ist, wird es langweilig. Wir müssen mehr Unberechenbarkeit erzeugen. Damit meine ich Unberechenbarkeit bei den Resultaten." In den Saisons 2014 und 2015 gewann Mercedes alle Rennen bis auf drei.