Show und Sport: Formel 1 für Smedley gut aufgestellt
Rob Smedley findet, dass die Formel 1 sowohl gute Unterhaltung als auch guter Sport ist - Felipe Massa ruft erneut zu mehr Arbeit in den sozialen Medien auf
(Motorsport-Total.com) - Eine Grundfrage, die die Formel 1 seit Jahren verfolgt, ist die Frage, was sie primär sein soll: Sie bewegt sich in einem Spannungsfeld zwischen Unterhaltung, Sport und technologischem Fortschritt. Hybridtechnik auf der einen und DRS auf der anderen Seite kommen nicht bei allen Zuschauern gut an. Rob Smedley hingegen findet, dass die Formel 1 sich genau richtig positioniert hat: Es gibt spannende Rennen, aber seiner Meinung nach darf nicht jeder Lauf ein Kracher sein.
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Die Mischung passt: Formel 1 ist für Rob Smedley gute Unterhaltung und guter Sport Zoom Download
"Die Formel 1 hat sich entschieden, was sie sein will", sagt der Williams-Chefingenieur. "Man muss sich immer wieder neu erfinden, wie in jedem Business. Und das tut die Formel 1 momentan." Er hält die Plattform von einem Unterhaltungs-Standpunkt aus gesehen für gut, ohne dass dabei der Showaspekt zu dominant werden würde. "Wir liefern eine fantastische Show und haben manchmal Wahnsinns-Rennen."
Gleichzeitig liege es aber in der Natur der Sache, dass nicht jedes Rennen zu einem Krimi werden kann. "Manchmal schaue ich Fußball und es langweilt mich, aber am Ende mag ich es trotzdem. In der Formel 1 ist es manchmal genauso." Aus diesem Grund warnt er davor, noch weiter in Richtung Unterhaltung abzudriften. In den USA gibt es Elemente wie künstliche Safety-Car-Phasen in der NASCAR oder die Regelung mit geschlossener Boxengasse in Gelbphasen bei den IndyCars, wodurch Frühstopper belohnt werden und die Reihenfolge teilweise völlig auf den Kopf gestellt wird.
Aufholbedarf in sozialen Medien
"Wenn man anfängt, irgendwelche Fallen einzubauen, würde man eine Show ohne sportlichen Wert liefern, wodurch die Faszination verloren geht", warnt Smedley, dem amerikanischen Vorbild zu folgen. Für manche Fans ist die Formel 1 aber schon genau an dieser Stelle angekommen, seit DRS eingeführt worden ist. Der41-Jährige kann sich damit gerade noch anfreunden: "Solange man künstliche Elemente an alle vergibt und nicht einen Fahrer bevorzugt, funktioniert das noch." Ein klarer Seitenhieb in Richtung Formel E, in der bestimmte Fahrer mit dem Fanboost einen Vorteil erlangen können.
Allerdings warnt er auch vor Stillstand. Die Formel 1 müsse noch besser werden. Der Große Preis von Mexiko, in dem durch ein Baseball-Stadion gefahren wurde, sei ein gutes Beispiel gewesen. "Es war ein neues Niveau der Interaktion mit den Fans und der Erfolg hat gezeigt, dass es funktioniert. Es ist mehr ein Ausflug mit der ganzen Familie gewesen." Gerade wegen der sozialen Medien sei es wichtig, eine gute Unterhaltung für die ganze Familie zu liefern.
Ausgerechnet in dieser Hinsicht war die Formel 1 aber lange Zeit ein Dinosaurier. Bernie Ecclestone lehnt die sozialen Medien ab, weil sich damit kein Geld verdienen lässt. Zwar hat die Formel 1 mittlerweile Youtube- und Twitter-Kanäle, nutzt das Potenzial dieser aber bei weitem noch nicht so aus wie manche Fahrer.
"Ich versuche den Fans zu zeigen, wer ich bin, was ich gerne tue und was ich denke", beschreibt Felipe Massa gegenüber brasilianischen Medien seine Herangehensweise auf Twitter. Er fordert die Formel 1 zum Umdenken auf. "Die Welt hängt heutzutage völlig am Computer. Und meines Erachtens tut die Formel 1 nicht genug für diese Kanäle." Die Formel 1 konzentriere sich zu sehr auf das Fernsehen, kritisiert der Williams-Pilot. Doch es sind gerade die Fernsehverträge, die das Geld einbringen. Ein neues Spannungsfeld droht sich also bereits aufzubauen.