Force India: Bei Motorenfrage in der Formel 1 geht es um Macht
Für Robert Fernley ist die Diskussion über den Einheitsmotor auch eine Machtfrage, die von wichtigeren Problemen ablenkt
(Motorsport-Total.com) - Fährt die Formel 1 auch in den Jahren nach 2016 ausschließlich mit den aktuellen Hybridantrieben oder kommt ab 2017 als Alternative ein kostengünstiger 2,2-Liter-Biturbomotor eines unabhängigen Herstellers? Über diese Frage wird hinter den Kulissen der Formel 1 derzeit heftig gerungen. Bei den Motorenhersteller stoßen die Pläne von FIA-Präsident Jean Todt auf wenig Begeisterung. Und das hat nach Einschätzung von Robert Fernley nicht nur sportliche oder technische Gründe.
"Momentan geht es teilweise auch darum, wer die Kontrolle über die Antriebseinheiten hat: Die Hersteller oder die FIA und der Inhaber der kommerziellen Rechte", sagt der stellvertretende Force-India-Teamchef im Interview mit 'Motorsport.com'. "Wir sind dabei nur Passagiere." Der Alternativmotor soll kostengünstiger als die komplexen Hybridantriebe sein und damit auch die Privatteams entlasten.
Für Fernley lenkt die aktuelle Diskussion um die Motoren jedoch von den eigentlichen Problemen der Formel 1 ab. "Die Einnahmen müssen gerechter verteilt werden, und wir brauchen eine Kostenkontrolle. Es geht hier nicht um entweder oder", erneuert er seine Forderung. "Das müssen wir machen, sonst enden wir in einer Hersteller-Formel, und das versuchen Jean und Bernie (Ecclestone; Erg. d. Red.) zu verhindern. Sie haben erkannt, dass die Privatteams das Rückgrat und die Lebensversicherung der Formel 1 sind."
Doch das sehen nicht alle Protagonisten so. Entschlossen verteidigen die großen Teams ihre Vorteil und sind nicht zu finanziellen Zugeständnissen an die Privatteams bereit. Zuletzt blockierte Ferrari mit seinem Veto ein Kostendeckelung für die Antriebseinheiten. Und so dreht sich die Diskussion um die Kostenkontrolle weiter im Kreis - sehr zum Ärger von Fernley.
"Ich bin unglaubliche enttäuscht darüber, dass wir es in zwei Jahren harter Arbeit nicht geschafft haben, eine Kostenkontrolle einzuführen", sagt er und sieht in Todts Idee des Alternativmotors auch den Versuch, die Macht der Hersteller zu beschränken. "Was Jean Todt (mit dem Plan für einen Einheitsmotor; Erg. d. Red.) vorgeschlagen hat, ist mehr der Frustration geschuldet als allem anderen", meint Fernley. "Aber er liegt damit völlig richtig. Wir müssen die Kosten senken, und das müssen die Leute kapieren."