Renault-Comeback: Wirklich alles schon so sicher?
Skepsis ist weiterhin angebracht: Alle Welt rechnet fest mit dem Renault-Comeback, aber an der Ausgangslage hat sich seit Wochen nichts verändert
(Motorsport-Total.com) - Als das Lotus-Team und Renault am 28. September offiziell verlautbarten, dass Renault eine Absichtserklärung unterschrieben hat, den (finanziell) krisengeschüttelten Rennstall aus Enstone zu übernehmen, wurde das von den meisten Medien als Bestätigung dafür gewertet, dass Renault 2016 mit einem eigenen Werksteam in die Formel 1 zurückkehren wird. 'Motorsport-Total.com' war eine der wenigen Publikationen, die daran von Anfang an Zweifel äußerten - und die waren ganz offensichtlich berechtigt, wie sich zwei Wochen später immer mehr verdichtet.
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Matthew Carter tut sein Bestes, um den Renault-Deal bald durchzubringen Zoom Download
Denn die Absichtserklärung war zwingend notwendig, um später an jenem 28. September vor dem Richter in London die Insolvenz des Teams zu vermeiden. Die hätte wahrscheinlich das Ende von Lotus in der Formel 1 bedeutet, mit sofortiger Einstellung des Rennbetriebs. Mit der Absichtserklärung aber verschaffte Renault dem Team zumindest etwas Zeit - und sich selbst auch, um sich einen Einstieg weiter überlegen zu können.
Doch daran, dass weiterhin alles an Konzernchef Carlos Ghosn hängt, hat sich in den vergangenen Wochen nichts geändert. Selbst Berater Alain Prost beziffert die Wahrscheinlichkeit, dass der Deal klappen wird, mit bestenfalls 50 Prozent. Und nun gibt auch Lotus-Geschäftsführer Matthew Carter zu, dass die lange Wartezeit so nicht geplant war: "Das alles ist nicht hilfreich", wird er auf dem Blog des Formel-1-Journalisten Adam Cooper zitiert.
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Mit 5.848 Kilometern Länge ist das Sochi Autodrom einer der längsten Kurse des aktuellen Kalanders. Nur Spa (7.004 km) und Silverstone (5.891 km) sind länger. Fotostrecke
Wann der Deal endlich vollzogen wird, könne er weiterhin nicht sagen: "Ich weiß es nicht, ehrlich", so Carter. "Wir arbeiten daran. Es ist klar, dass alle Beteiligten Parteien die Sache so schnell wie möglich erledigen wollen." Für den Rennbetrieb mache die unsichere Situation aber "keinen wahnsinnig großen Unterschied. Wir erledigen an der Rennstrecke einfach unsere Arbeit." Zur Not auch ohne Hospitality und Catering, wie zuletzt in Suzuka.
Als Knackpunkt wurden die Verhandlungen zwischen Ghosn und Formel-1-Boss Bernie Ecclestone dargestellt. Für Ghosn ist nämlich klar: Renault steigt nur dann als Werksteam ein, wenn es ähnliche Premiumvergünstigungen gibt wie für Ferrari, Red Bull, McLaren und Mercedes - sprich mehr Geld aus dem FOM-Topf. Aber Ecclestone möchte das erst gewähren, wenn Renault zwei WM-Titel gewonnen hat, was beim momentanen Zustand des Teams dauern kann.
Laut 'Motorsport-Total.com' pokert Ghosn hoch - nach dem Motto: Entweder kommt Renault zu meinen Bedingungen - oder eben gar nicht. Die Formel 1 hat mehr zu verlieren als der Renault-Nissan-Konzern, kann es sich nicht leisten, neben Red Bull und Toro Rosso möglicherweise noch ein drittes Team in die Wüste zu schicken. Aber Carter glaubt "ehrlich gesagt nicht", dass die Verhandlungen mit Ecclestone ein Streitpunkt sind. Eine sehr exklusive Meinung.
Ecclestone selbst spielt indes sein berühmtes Spielchen, indem er Verhandlungspartner über die Medien unter Druck zu setzen versucht. Wenn der 84-Jährige zum Beispiel sagt, er sei sich "sicher, dass Renault nicht das Geld ausgeht", dann will er in Wahrheit genau das implizieren. Und er sorgt gegenüber 'motorsport.com' für weitere Verwirrung, wenn er sagt: "Vielleicht sind die Verkäufer ja gar keine echten Verkäufer?"