Nach Vertragsverlängerung: Ecclestone nennt RTL "mutig"
Rückläufige Einschaltquoten und ein Bekenntnis zur Formel 1: Der Kölner Sender erklärt seine Entscheidung - Bernie Ecclestone hat kein Problem mit Kritik
(Motorsport-Total.com) - Laufen nicht gerade die offiziellen FIA-Pressekonferenzen, ist das aus dem Fernsehen bekannte Podium verweist. Anders am Freitag in Spa-Francorchamps: Für die Verkündung des novellierten Fernseh-Deals mit RTL setzte sich Bernie Ecclestone höchstpersönlich vor die Journalisten, dazu fanden sich die deutschen Formel-1-Piloten für einen Fototermin ein. Es war ein klares Zeichen für die Wichtigkeit, die die Verlängerung der Zusammenarbeit mit Deutschlands größtem Free-TV-Sender genießt.
Ecclestone flachst in gewohnter Manier über die Lukrativität des neuen Kontraktes, wenn er sagt: "Auch wenn wir nicht so viel Geld bekommen haben, wie wir hätten bekommen sollen, sind wir zufrieden." Tatsächlich hat der Zampano einen seiner wichtigsten - wenn nicht den wichtigsten - TV-Partner für weitere zwei Jahre gebunden. Dazu gibt es eine Option auf eine Verlängerung. "Sie hatten wenigstens den Mut, an unserer Seite zu bleiben", kommentiert Ecclestone rückläufige Einschaltquoten.
Die will Frank Hoffmann, Programm-Geschäftsführer bei RTL, in den richtigen Kontext rücken. "Ich will die Zahlen nicht schönreden", erklärt er und wagt den Vergleich mit Hollywood-Blockbustern im deutschen Fernsehen. "Die Formel 1 hatte 2010 ihren Gipfel. Damals hatten die Top-10-Spielfilme im Schnitt 7,4 Millionen Zuschauer, mittlerweile sind es 3,6 Millionen. Der Markt hat sich komplett verändert", so Hoffmann vor dem Hintergrund der Digitalisierung und der Medienkonvergenz.
"Die Quoten sinken nicht nur hier, sie sinken überall", pflichtet Ecclestone bei. Hoffmann verweist darauf, dass der RTL-Hauptkonkurrent auf dem privaten Fernsehmarkt mit seiner quotenstärksten Sendung nicht an die Rennübertragungen herankäme. Im Gegensatz zu FIA-Präsident Jean Todt, der kürzlich eine spätere Startzeit vorschlug, bevorzugt der Kölner Sender den gewohnten Rennstart um 14 Uhr gegenüber der so genannten Prime-Time am Abend, um ein Alleinstellungsmerkmal zu erhalten.
Ecclestone sieht den Schlüssel, um die Quoten wieder steigen zu lassen, in der Qualität des Sports. "Es gibt so vieles, was die Menschen mit ihrer Zeit anstellen.Wir müssen sicherstellen, dass wir die Leute unterhalten, dann wenden sie sich uns auch zu", sagt der 84-Jährige und gibt sich auf Nachfrage nach den zunehmend negativen Schlagzeilen zur Königsklasse gelassen: "Wenn es keine Kritik gäbe, dann gäbe es auch nichts zu schreiben. Also müssen wir dafür sorgen, dass es viel Kritik gibt."
Gilt Ecclestone als den sozialen Medien gegenüber eher verschlossen, gibt es bei RTL weniger Vorbehalte gegen Bewegtbildinhalte, die von der Formel 1 selbst über Twitter, Facebook und Co. virulent werden. "Wenn Dinge über die sozialen Medien verbreitet werden, hilft das. Dem steht aus unserer Sicht nichts entgegen", unterstreicht Frank Hoffmann.