• 30. Juli 2015 · 09:22 Uhr

Pirelli: Bleiben nicht um jeden Preis in der Formel 1

Sportchef Paul Hembery beleuchtet das Formel-1-Engagement von Pirelli und fordert bei einer Vertragsverlängerung eine stärkere Präsenz in Asien und Nordamerika

(Motorsport-Total.com) - Seit der Saison 2011 fährt die Formel 1 mit Reifen von Pirelli, doch ob sie das auch nach der Saison 2016 tun wird, steht derzeit noch in den Sternen. Denn an der Ausschreibung des Automobil-Weltverbands FIA für einen neuen Ausrüstervertrag für die Formel 1 hat sich neben dem italienischen Hersteller auch Konkurrent Michelin beteiligt. Pirelli-Sportchef Paul Hembery würde das Formel-1-Engagement seines Unternehmens gerne weiter vorantreiben, allerdings nicht um jeden Preis.

Foto zur News: Pirelli: Bleiben nicht um jeden Preis in der Formel 1

Pirelli fühlte sich in der Vergangenheit oft zu unrecht kritisiert Zoom Download

"Wir bleiben nur, wenn wir mit der Formel 1 ein Geschäft machen können und wenn der Sport will, dass wir bleiben", sagt der Brite. "Wenn unser Engagement nicht anerkannt wird, machen wir etwas anderes." Und diese Anerkennung blieb in den vergangenen Jahren oftmals aus, denn regelmäßig standen die Pirelli-Reifen im Mittelpunkt der Kritik. Egal ob sie zu stark abbauten oder die Wahl der Mischungen zu konservativ war, mehr als einmal musste der Hersteller von Fahrern, Teamverantwortlichen und auch Fans Prügel einstecken.

Und das nicht immer zurecht, wie Hembery findet. "Uns wurden Steine in den Weg gelegt, die vielleicht nicht immer fair waren, weil uns nicht immer gestattet wurde, das zu tun, was wir tun wollen", sagt er. Damit spricht Hembery vor allem die Testeinschränkungen an, welche die Möglichkeiten von Pirelli zur Weiterentwicklung der Reifen stark beschneiden.

Nicht jeder Reifenhersteller kann Formel 1

Außerdem meint Hembery, dass die Kritik am Reifenhersteller von den Teams mitunter nur vorgeschoben wird, um von eigenen Problemen abzulenken. "Es ist schon merkwürdig, dass die einzige Komponente, die vom Sieger- bis zum letzten Auto gleich ist und über die geschimpft wird, immer nur die Reifen sind, obwohl es dutzende andere Variablen gibt", sagt er. "Das mutet manchmal merkwürdig an. Aber so ist das halt für einen Reifenhersteller im Motorsport."


Fotostrecke: GP Ungarn, Highlights 2015

Ohnehin würde bei Forderungen nach einem anderen Hersteller unterschätzt, wie hoch die Anforderungen an einen Reifenhersteller in der Formel 1 sind. Diese könne bei weitem nicht jedes Unternehmen erfüllen. "Weltweit gibt es sicher hunderte Reifenhersteller, aber nur zwei wurden von der FIA als qualifiziert angesehen. Das muss anerkannt werden", sagt Hembery. "Man kann nicht einfach in die Formel 1 einsteigen und Reifen bauen. Das erfordert jede Menge Know-how."

Und dieses Know-how und die Fähigkeiten Pirellis würden in der Öffentlichkeit nicht genügend anerkannt. "Wir hatten bei einem Rennen Probleme, aber eine Woche später waren die gelöst", spricht Hembery die Reifenschäden beim Großbritannien-Grand-Prix 2013 an. "Das zeigt unsere technische Kompetenz und unsere Reaktionsschnelligkeit. Seither hatten wir null Probleme. Da gibt es andere technische Zulieferer, die tiefer in Problemen stecken und länger brauchen", kann sich der Pirelli-Sportchef einen Seitenhieb auf Motorenhersteller wie Renault nicht verkneifen.

Trotz negativer Stimmung lohnendes Geschäft

Trotz dieser nicht immer positiven Stimmung sei das Formel-1-Engagement für Pirelli bisher ein lohnendes Geschäft. Allerdings sei es auch kein Selbstzweck. "Wenn du das Gefühl hast, dass nicht genug anerkannt wird, was du in den Sport investierst, dann musst du das Engagement in Frage stellen" , so Hembery. "Ich habe immer gesagt, dass wir nicht um jeden Preis in der Formel 1 bleiben wollen. Der Businessplan muss aufgehen."

Und damit dieser Businessplan für Pirelli auch langfristig aufgeht, müsse sich die Formel 1 noch globaler aufstellen und in einigen Märkten mehr Engagement zeigen. "Der Sport ist in Südamerika und besonders in Brasilien historisch sehr stark, auch in Europa. Wir brauchen eine stärkere Präsenz in Asien und Nordamerika. Auf diesen Märkten brauchen wir ein größeres Publikum", fordert Hembery, für den auch die TV-Zahlen sich so sind, wie er sich sie wünschen würde. "Das liegt nicht nur am Produkt, das im Fernsehen übertragen wird, sondern auch an den Distributionskanälen", spricht Hembery die teilweise exklusiven Übertragungen im Pay-TV an.

"Wir sind ja nicht nur technischer Zulieferer, sondern auch Sponsor. Unsere Gesamtkosten sind weit höher als die eines Sponsors, der sich jedes Rennwochenende mit einer Flasche Champagner gemütlich in den Paddock-Club setzen und die Hände in den Schoß legen kann. Das macht vielleicht ein Drittel unserer Kosten aus. Manchmal verstehen die Leute nicht, dass wir so hohe Nettokosten haben, weil wir nichts vom Inhaber der kommerziellen Rechte bekommen", so Hembery. "Unser Nettokosten sind wahrscheinlich die höchsten von allen Firmen, von den Motorenherstellern einmal abgesehen."

Anzeige Unser Formel-1-Shop bietet Original-Merchandise von Formel-1-Teams und Formel-1-Fahrern - Kappen, Shirts, Modellautos, Helme und vieles mehr
Fotos & Fotostrecken
Foto zur News: Formel-1-Saison 2024: Zahlen, Daten und Fakten zu den Pirelli-Reifen
Formel-1-Saison 2024: Zahlen, Daten und Fakten zu den Pirelli-Reifen
Foto zur News: Michael Schumacher: Der Weg zum Formel-1-Comeback 2009
Michael Schumacher: Der Weg zum Formel-1-Comeback 2009

Foto zur News: Die letzten 10 F1-Fahrer, die ihr Cockpit trotz Vertrag verloren haben
Die letzten 10 F1-Fahrer, die ihr Cockpit trotz Vertrag verloren haben

Foto zur News: FIA-Gala in Kigali
FIA-Gala in Kigali

Foto zur News: Die Vertragslaufzeiten der aktuellen Formel-1-Strecken
Die Vertragslaufzeiten der aktuellen Formel-1-Strecken
Anzeige Die perfekte Belohnung nach einer schnellen Runde!
Folge Formel1.de
Videos
Foto zur News: "Das ist kein Kindergarten, das ist eine Weltmeisterschaft!" | Jahresinterview mit Max Verstappen
"Das ist kein Kindergarten, das ist eine Weltmeisterschaft!" | Jahresinterview mit Max Verstappen
Foto zur News: Die One-Hit-Wonder der Formel 1
Die One-Hit-Wonder der Formel 1

Foto zur News: Hätte Ferrari McLaren in Abu Dhabi schlagen können?
Hätte Ferrari McLaren in Abu Dhabi schlagen können?

Foto zur News: McLaren vs. Ferrari: Wer holt sich den Konstrukteurstitel?
McLaren vs. Ferrari: Wer holt sich den Konstrukteurstitel?
Top-Motorsport-News
Foto zur News: BMW präsentiert Hypercar-Fahrer: Wer verliert sein DTM-Cockpit?
DTM - BMW präsentiert Hypercar-Fahrer: Wer verliert sein DTM-Cockpit?

Foto zur News: Prototype Cup Germany 2025: Alexzander Kristiansson fährt im LMP3 von Gebhardt
WEC - Prototype Cup Germany 2025: Alexzander Kristiansson fährt im LMP3 von Gebhardt

Foto zur News: Regelverstoß bei der Rallye Japan: Thierry Neuville entgeht Disqualifikation!
WRC - Regelverstoß bei der Rallye Japan: Thierry Neuville entgeht Disqualifikation!

Foto zur News: Pedro Acosta: "Die Situation bei KTM hat keinerlei Auswirkungen auf uns"
MotoGP - Pedro Acosta: "Die Situation bei KTM hat keinerlei Auswirkungen auf uns"
Formel-1-Datenbank
Formel-1-Datenbank: Ergebnisse und Statistiken seit 1950
Formel-1-Datenbank:
Ergebnisse und Statistiken seit 1950

Jetzt unzählige Statistiken entdecken & eigene Abfragen erstellen!

Formel 1 App