• 21. Mai 2015 · 19:18 Uhr

Red Bull pro, Mercedes kontra: Mehr Diktatur in der Formel 1?

Während einige Teams die Strategiegruppe der Formel 1 als gescheitert ansehen und nach einer starken Führung verlangen, hält Toto Wolff nichts von einer Diktatur

(Motorsport-Total.com) - In welche Richtung soll sich die Formel 1 entwickeln? Welche Schritte sind notwendig, um die Popularität des Sports wieder zu steigern und allen Teams ein wirtschaftlich tragfähiges Geschäftsmodell zu bieten? Über Fragen wie diese diskutiert seit Ende 2013 die Strategiegruppe der Formel 1. Doch der Nutzen dieses Gremiums ist höchst umstritten.

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"Die Strategiegruppe wird ihren Aufgaben nicht gerecht", hält Robert Fernley, stellvertretender Teamchef von Force India am Donnerstag im Rahmen der Teamchef-Pressekonferenz beim Grand Prix in Monaco fest. "Wir brauchen ein anderes System, das Ergebnisse liefert. Die Strategiegruppe arbeitet jetzt seit 18 Monaten, hat aber noch nichts zustande gebracht", meint der Brite und erntet damit Zustimmung bei Christian Horner.

Für den Red-Bull-Teamchef sind die Treffen der Gruppe weitgehend nutzlos, da vorhersehbar. "Bob (Fernley) möchte mehr Geld haben, Toto (Wolff; Anm. d. Red.) will gar nichts verändern und wir wollen einen anderen Motor", sagt Horner. "Jedes Team hat seine eigene Agenda und kämpft in seiner eigenen Ecke." Und Toro-Rosso-Teamchef Franz Tost meint: "Wir sprechen über zu viele Dinge und haben zu viele nutzlose Treffen."

Teams sollten nicht über Regelfragen entscheiden

Sechs der zehn Formel-1-Teams nehmen an den Sitzungen der Strategiegruppe teil. Neben den fünf "großen" Teams Mercedes, Red Bull, Williams, Ferrari und McLaren darf derzeit Force India als Sechster der Konstrukteurswertung Vorjahres einen Vertreter entsenden. Hinzu kommen Vertreter des Automobil-Weltverbands FIA als Regelhüter und des von Bernie Ecclestone geführten Formula-One-Management als Inhaber der kommerziellen Rechte.


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In dieser Zusammensetzung, die den Teams ein Mitspracherecht bei der Regelgestaltung einräumt, sieht nicht nur Horner einen der grundlegenden Fehler. "Wenn man es den Teams überlasst, die Regeln festzulegen, dann finden niemals alle einen gemeinsamen Nenner", sagt er. Das findet auch Fernley: "Ich denke nicht, dass die Teams die Entscheidung darüber treffen sollten, wohin sich die Formel 1 bewegt. Den Teams sollte gesagt werden, wo es hingeht."

Für ihn steht daher fest: "Wir müssen uns nach einem besseren System umsehen." Und da schwebt Fernley auch schon eines vor: Nämlich das früher praktizierte, in dem Ecclestone und der FIA-Präsident die Richtung vorgaben. "In früheren Tagen, als Bernie und Max (Mosley; Anm. d. Red.) verantwortlich waren, wussten wir immer genau, wo wir standen."

Mercedes will keine Formel-1-Diktatur

Eine solche starke Führung der beiden Schlüsselfiguren von FOM und FIA hält auch Tost für das richtige System: "Bernie und Jean (Todt; Anm. d. Red.) sollten zusammen entscheiden", fordert der Toro-Rosso-Teamchef. "Sie sollten nicht die Teams fragen, denn die Teams werden zu keiner Einigung kommen."


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Diese These wird schon bei der Diskussion über diese Frage belegt, denn längst nicht alle Teams sehnen sich nach einem Formel-1-Diktator. Bei Mercedes hält man nicht allzu viel davon. "Es ist ein professioneller Sport auf einem globalen Level. Da braucht man eine geeignete Führung", sagt Motorsportchef Toto Wolff. "Ich denke, wenn wir uns eine Diktatur wünschen, dann sehe ich uns schon in zwei Jahren hier setzen und darüber beschweren, dass es in die falsche Richtung geht."

Diese reservierte Haltung des Österreichers ist aus seiner Sicht nachvollziehbar, denn Mercedes hat naturgemäß kein Interesse an einer Regelnovelle, welche die derzeitige Vormachtstellung gefährden würde. Daher ist Wolff an einer Beibehaltung des Status Quo gelegen, worauf er als Mitglied der Strategiegruppe Einfluss hat.

Christian Horner: FIA und FOM sind verantwortlich

Horner hingegen sieht die Verantwortlichkeiten klar verteilt: "Der Sport wird von der FIA geleitet und von der FOM vermarktet. Diese Jungs müssen sich zusammensetzen und sich fragen: 'Wie wollen wir die Formel 1 haben?'", so der Red-Bull-Teamchef. "Bernie und Jean müssen sich zusammensetzen und sagen: 'So möchten wir das Produkt haben.'"

"Die besten Entscheidungen sind meistens die, bei denen niemand zufrieden ist."Christian Horner
Aktuell seien die Rollen anders verteilt: "Die FIA befindet sich in einer schwierigen Position. Denn sie ist gewissermaßen die Polizei. Sie geben nicht vor, wie die technischen Regeln sein sollen. Sie sagen nur: 'Wir überwachen das, was ihr als Regeln aufstellt'", so Horner. "Es braucht etwas ganz Anderes, nämlich Bernie, Donald Mackenzie (Chef des Formel-1-Mehrheitseigners CVC Capital; Anm. d. Red.) und Jean Todt, die festlegen müssen, wo die Formel 1 hin soll."

"Die FIA versucht derzeit, alle Beteiligten zufriedenzustellen. Aber das geht einfach nicht. Die besten Entscheidungen sind meistens die, bei denen niemand zufrieden ist. Es sollte aber darum gehen, die besten Entscheidungen im Sinne des Sports zu treffen", fordert Horner. "Diese Rolle sollten der Promoter und die FIA übernehmen."

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