Zuschauerverluste: Springen der Formel 1 jetzt Sponsoren ab?
Die teilweise drastischen Zuschauerverluste der Königsklasse beunruhigen auch einige Sponsoren - Ist der häufige Weg ins Pay-TV wirklich der richtige Schritt?
(Motorsport-Total.com) - Im vergangenen Jahr verlor die Formel 1 weltweit rund 25 Millionen TV-Zuschauer. Während RTL in Deutschland auch 2015 alle Rennen im Free-TV übertragen wird, sieht der europäische Trend anders aus. In Großbritannien werden beispielsweise bereits seit einigen Jahren nur noch die Hälfte der Rennen live im Free-TV übertragen, wer alles sehen will, der muss ein Abo des Pay-TV-Senders Sky abschließen. In Spanien werden ab 2015 sogar sämtliche Rennen nur noch im Bezahlfernsehen zu sehen sein.
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Springen den Formel-1-Teams demnächst womöglich wichtige Sponsoren ab? Zoom Download
Einerseits bescheren der Formel 1 diese Deals in der Regel eine Menge Geld, denn Pay-TV-Sender zahlen meistens mehr für die Rechte als ihre frei empfangbaren Gegenstücke. Viele Sponsoren sehen diese Entwicklung allerdings mit größter Sorge. Denn geringere Zuschauerzahlen bedeuten im Umkehrschluss auch, dass die Werbung der Firmen nur noch eine geringere Reichweite hat.
Mark Gallagher, einst beim Red-Bull-Team für die Sponsoren verantwortlich, erklärt gegenüber 'Bloomberg', diese Entwicklung werde "Marken auf dem Massenmarkt wie Santander nicht gefallen." Die spanische Bank ist prominenter Sponsor bei Ferrari und dürfte logischerweise nicht erfreut darüber sein, dass im vergangenen Jahr 25 Millionen Menschen weniger ihr Logo auf dem roten Auto gesehen haben.
Geschäftsführer Zak Brown, dessen Firma Just Marketing International beim Martini-Einstieg bei Williams im vergangenen Jahr eine beratende Funktion hatte, ergänzt: "Ich habe eine Handvoll Stimmen von Sponsoren, die wegen der sinkenden Reichweite besorgt sind." Wie schwer die Suche nach einem Hauptsponsor heutzutage ist, das musste 2014 selbst das traditionsreiche McLaren-Team erfahren.
Fotostrecke: Die 10 kuriosesten Formel-1-Sponsoren
#10 Sauber & Chelsea FC: Ab 2012 waren das Schweizer Formel-1-Team und die Londoner Fußballmannschaft Partner. Die Idee hinter dem Deal war es, beiden Marken Präsenz außerhalb ihres Kernpublikums zu verschaffen und Know-how auszutauschen. Eigentümer des Chelsea FC war damals der russische Milliardär Roman Abramowitsch, den Bernie Ecclestone jahrelang vergeblich von einem Formel-1-Engagement überzeugen wollte. Fotostrecke
Michael Payne, Berater von Formel-1-Boss Bernie Ecclestone, erklärt: "Die Industrie ist eine ganz andere als noch vor zehn Jahren." Der frühere IOC-Manager weiß: "Es ist ein Puzzle und du musst dafür sorgen, dass alle Teile zusammenpassen." Ecclestone und Co. scheinen allerdings trotz aller Bedenken davon überzeugt zu sein, dass der Schritt ins Pay-TV der richtige für die Königsklasse ist.
"Klasse statt Masse" scheint dabei Ecclestones Motto zu sein. "Man sollte den Wert dieser hingebungsvollen Zuschauer nie unterschätzen", schreibt Ecclestone in einem Bericht über die treuen Pay-TV-Zuschauer und ergänzt: "Diese Leute schauen die Formel 1 nicht einfach nur an, sie unterstützen den Sport." Fraglich ist allerdings, ob die Sponsoren der Königsklasse eine ähnliche Meinung haben.