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Großer Widerstand gegen Wochenend-Kürzungsplan
Die Strategiegruppe schlägt vor, das erste Training zu streichen, um Kosten zu sparen, doch bei den kleinen Teams und den Medien brandet heftige Kritik auf
(Motorsport-Total.com) - Die Formel 1 befindet sich weiter im Wandel. Nach der Einführung der neuen Turbotriebwerke, die bei den Fans unterschiedliche Reaktionen hervorgerufen haben, will die Strategiegruppe nun auch den Ablauf des Rennwochenendes adaptieren: Am Freitag soll es in Zukunft nur noch ein eineinhalbstündiges Freies Training geben, dafür möchte man den Donnerstag als Medientag streichen und dafür den Freitag-Vormittag nutzen.
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Geht es nach der Strategiegruppe, bleiben die Tribünen am Freitagvormittag leer Zoom Download
Der Hintergrund: Da das Rennwochenende um einen Tag verkürzt wird, sollen die Kosten für die Teams gesenkt werden. Die Begeisterung über die Pläne der Strategiegruppe, die aus den Teams Red Bull, Mercedes, Ferrari, McLaren, Williams und Lotus sowie aus Vertretern von FIA und FOM besteht, hält sich im Fahrerlager aber in Grenzen.
"Ich muss klarstellen, dass wir von Force India überhaupt nicht der Meinung sind, dass das Kosten einspart", geht Force-India-Technikchef Andy Green sofort in die Opposition. Der Grund: Die kleinen Teams haben somit nicht mehr die Möglichkeit, eines ihrer zwei Cockpits im ersten Training an einen Piloten zu verkaufen, während der Stammpilot am Nachmittag sein Auto übernimmt.
Kleine Teams beklagen Nachteile
"Wir haben das erste Freie Training immer wieder dazu genutzt, um neue Fahrer einzusetzen", bestätigt Green. "Das war für uns eine Einkommensquelle. Und wenn das jetzt wegfällt, dann wäre das ein ziemlich heftiger Schlag, der sich auch auf unsere technischen Fähigkeiten auswirken würde."
Er ist nicht der einzige Kritiker: Auch Sauber-Chefingenieur Giampaolo Dall'Ara sieht das neue Konzept nicht als optimale Lösung und kritisiert, dass man im Gegensatz zu den Topteams, die auf perfekte Simulationseinrichtungen zurückgreifen können, die Zeit auf der Strecke vermissen würde.
"Technisch gesehen ist die Zeit an der Strecke für ein Team wie unseres sehr wertvoll", sagt der Italiener. "Wir haben im Vergleich zu den anderen Teams mehr Einschränkungen, was die Simulationswerkszeuge angeht. Die Zeit auf der Strecke ist daher sehr wichtig für uns."
Verfehlen die Maßnahmen ihre Absicht?
Auch bei den Journalisten im Fahrerlager ist der Tenor klar negativ. Viele zweifeln es an, dass durch die geplanten Maßnahmen überhaupt Geld gespart werden kann: Hotelzimmer werden an Formel-1-Wochenenden oft nur noch in Viertagespaketen vermietet, außerdem vergraule man durch den gestrichenen Medientag am Donnerstag nicht nur die Journalisten, sondern auch die Sponsoren. Und die rennen der Formel 1 dieser Tage nicht gerade die Tür ein.
Doch was sagen die Leute, die hinter dem neuen Plan stecken? "Ziel war es, die Arbeitslast, die für die Autos anfällt, an den Wochenenden signifikant zu reduzieren", erklärt Mercedes-Teamchef Paddy Lowe den Hintergedanken. Vor allem die Kosten für die Antriebseinheiten sollen sinken. "Sie verursachen bei allen Teams, aber speziell bei den kleinen Teams die meisten Kosten", weiß der Brite.
Ob die Maßnahme den kleinen Teams aber wirklich hilft, ist fraglich, schließlich erhalten sie die Antriebseinheiten zu einem fixen Preis, die eingesparten Kilometer fallen also nicht ins Gewicht. Das wäre nur dann der Fall, wenn man mehr als die erlaubten fünf Antriebseinheiten pro Auto verwendet, doch dieses Problem wird sich durch die verbesserte Zuverlässigkeit in den kommenden Jahren ohnehin in Luft auflösen.
Noch nicht der Weisheit letzter Schluss
Lowe schließt nicht aus, dass die Pläne noch einmal überdacht werden: "Das Konzept war es, Geld zu sparen. Wenn die Teams das Gefühl haben, dass dadurch kein Geld gespart wird, dann könnten wir es uns noch einmal anschauen."
Reine Gewöhnungssache?
Ferrari-Chefingenieur Pat Fry wünscht sich von seinen Kollegen etwas mehr Bereitschaft, neuen Ideen aufgeschlossen gegenüber zu stehen. "Ich erinnere mich noch, als wir die Entscheidung trafen, das Warm-Up wegen der Parc-ferme-Regeln zu streichen", verweist er auf das Jahr 2003. "Da schossen auch gleich die Hände in die Höhe, und es hieß, dass man damit nicht zurecht kommen würde. Heute sind alle froh, dass sie in der Nacht von Samstag auf Sonntag schlafen können anstatt ewig lang zu arbeiten."
Auch die neue Idee hätte seine Vorteile, wenn man sich richtig auf die neuen Rahmenbedingungen einstellt: "Ich denke, man muss sich einfach besser vorbereiten, muss sich mehr auf die Ergebnisse der Simulationen verlassen."