• 10. Mai 2014 · 08:46 Uhr

Trotz Ukraine-Krise: Teams & Co. wollen nach Russland

Das Spielchen aus Bahrain wiederholt sich in Russland: Trotz gesellschaftlicher Bedenken überlegt die Formel 1 nicht, den Grand Prix in Sotschi abzusagen

(Motorsport-Total.com) - Laut war der Aufschrei von Menschenrechtsorganisationen und Teilen der Öffentlichkeit, als die Formel 1 im Nachgang des Arabischen Frühlings nach der einmaligen Absage im Jahr 2011 schon 2012 wieder einen Grand Prix von Bahrain austrug. Nun droht eine ähnlich kontroverse Situation, weil von 10. bis 12. Oktober dieses Jahres erstmals in der Olympiastadt Sotschi gefahren werden soll - und wegen der Ukraine-Krise steht Russland in der Medienöffentlichkeit momentan ähnlich schlecht da wie Bahrain. Diskussionen darüber, ob die Formel 1 zum Grand Prix von Russland anreisen sollte, scheinen also vorprogrammiert.

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Für die Formel-1-Teamchefs ist eine Absage in Sotschi derzeit kein Thema Zoom Download

Doch ähnlich wie in Bahrain machen die Teams derzeit keinerlei Anstalten, den geplanten Terminkalender in Frage zu stellen: "Die Reisebuchungen sind schon bestätigt", erklärt Marussia-Teamchef John Booth. "Es gibt einen Charterflug direkt von Japan nach Sotschi. Ob wir dort hingehen oder nicht, liegt daran, ob es eine Reisewarnung der britischen Regierung gibt oder nicht. Wenn es sicher ist, dann werden wir dort fahren."

"Es hat Kritik an den Teams und an der Organisation gegeben, als wir nach Bahrain gegangen sind", ergänzt Force Indias Stellvertretender Teamchef Robert Fernley, "aber wir waren auf Linie mit den Richtlinien der britischen Regierung. Solange die britische Regierung nichts anderes sagt, oder auch die FIA oder die FOM, sind wir vertraglich verpflichtet, dorthin zu gehen." Zumal Sotschi zwar relativ nahe an der Halbinsel Krim liegt, aber mehr als zehn Autostunden von der ukrainischen Grenze entfernt.

Teams mit russischen Partnern haben Angst

Dass der Westen bereits Sanktionen gegen die russische Wirtschaft und teilweise sogar Konten russischer Oligarchen eingefroren hat, wirkt sich indes negativ auf die Beziehungen zwischen einigen Formel-1-Teams und deren russischen Partnern aus. So hat Monisha Kaltenborn bereits angedeutet, dass die Verhandlungen zwischen Sauber und seinen erhofften russischen Geldgebern praktisch zum Stillstand gekommen sind.


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Auch Franz Tost, der bei Toro Rosso mit Daniil Kwjat einen russischen Fahrer unter Vertrag hat, hofft, dass Sotschi nicht abgesagt werden muss: "Der russische Markt ist ziemlich wichtig für uns", erklärt der Österreicher. "Ich hoffe, dass wir dieses Rennen haben werden. Bis Oktober vergeht noch viel Zeit und ich hoffe, dass sie all die Probleme ausräumen können, die sie momentan haben. Aber ja, natürlich beeinflusst die politische Situation unsere Verhandlungen mit Firmen in Russland."

Superbike-WM-Rennen in Moskau bereits abgesagt

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Die Superbike-WM hätte im September in der Nähe von Moskau fahren sollen Zoom Download

Nicht betroffen ist erstaunlicherweise Booth, obwohl dessen Marussia-Team mehrheitlich in russischer Hand ist: "Im Moment gibt es keine unmittelbaren Auswirkungen. Aber wenn die Situation weiter eskaliert, weiß niemand, was in Zukunft passiert", räumt er ein. Auch Fahrer wie Nico Hülkenberg tangiert die Situation "wenig bis gar nicht. Wenn wir alle gemeinsam fliegen, dann habe ich da null Bedenken", winkt der Force-India-Pilot ab.

Die Superbike-Weltmeisterschaft hat ihren Auftritt auf dem Moscow Raceway, der für September geplant war, jedenfalls schon abgesagt - allerdings nicht aus Sicherheits-, sondern aus wirtschaftlichen Gründen: "Die derzeitige politische Situation beeinflusst die Möglichkeiten einer Reihe von wichtigen Partnerfirmen, die notwendig sind, um die Veranstaltung austragen zu können", heißt es in einer offiziellen Begründung.

Indirekt betroffen sein könnte indes auch Reifenhersteller Pirelli, denn erst im März dieses Jahres wurde bekannt, dass der russische Mineralölkonzern Rosneft effektiv mit rund zehn Prozent bei Pirelli eingestiegen ist. Zwischen der sportlichen Führung des Formel-1-Programms uns Rosneft hat es wegen der Ukraine-Krise aber noch keine Gespräche gegeben: "Wir haben einen großen russischen Anteilseigner, aber ich habe nicht mit ihm gesprochen", sagt Sportchef Paul Hembery.

"Das Geschäft in Russland", relativiert er, "läuft sehr gut. Wir haben in Russland stark investiert, als sich unser Geschäft dort stark im Wachstum befunden hat. Wir haben kürzlich unsere finanziellen Ergebnisse präsentiert und ein großer Teil unserer Verbesserung ist durch unser Investment in Russland entstanden. Russland ist also für uns ein sehr wichtiger Geschäftsmarkt. Wir sind also froh, dass wir nach Russland gehen."

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