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Mercedes: Wird nun wieder Personal abgebaut?
Für das Reformreglement 2014 konnte Mercedes aus dem Vollen schöpfen, nun könnte das Team aber wieder in vernünftigem Ausmaß gesundgeschrumpft werden
(Motorsport-Total.com) - Beim Mercedes-Werksteam steht möglicherweise ein Personalabbau bevor. Erstes Indiz dafür: Am Montag wurde bekannt gegeben, dass Bob Bell seinen Posten als Technischer Direktor schon im Dezember 2013 geräumt hat und die Silberpfeile Ende November 2014, nach einem Jahr bezahlter Freistellung, verlassen wird. Doch es deutet vieles darauf hin, dass das nur der Anfang war.
© xpb.cc
Derzeit beschäftigt Mercedes in Brackley 612 Mitarbeiter auf der Chassisseite Zoom Download
Als der Daimler-Konzern Ende 2009 (zunächst noch gemeinsam mit Aabar Investments) das damalige Brawn-Team übernahm, wurde Sportchef Norbert Haug vom Vorstand gebeten, die laufenden Betriebskosten so gut es geht im Zaum zu halten. Honda, vor der Ära Brawn Hausherr in Brackley, hatte über 700 Mitarbeiter engagiert, während Mercedes zunächst versuchte, mit den reduzierten 450 Mann auszukommen, die Ross Brawn 2009 zum WM-Titel geführt hatte.
Doch als es Nico Rosberg und Michael Schumacher (mit Ausnahme von einzelnen Highlights wie dem Sieg in Schanghai 2012) nicht schafften, sich in der Spitzengruppe zu etablieren, lag es an der (neuen) Teamführung, dem Konzern in Stuttgart klarzumachen, dass mehr Investment nötig sein wird, um Weltmeister zu werden. Derzeit sind laut Mercedes-Auskunft 612 Mitarbeiter in der Fabrik in Brackley tätig, die sich ausschließlich mit dem Formel-1-Chassis beschäftigen.
Kann man es sich leisten, jetzt wieder Personal abzubauen?
Darunter sind neben Bell zahlreiche weitere Ingenieurs-Schwergewichte, etwa Paddy Lowe, Aldo Costa, Geoff Willis, Mike Elliott, Jock Clear und John Owen. Damit war Mercedes perfekt gerüstet, um die gigantische Herausforderung des Reformreglements 2014 zu meistern - doch da dieser Kraftakt geschafft ist, kann man es sich nun offenbar leisten, das Personal gesundzuschrumpfen. Aufsichtsrats-Chef Niki Lauda soll damit Gerüchten zufolge bereits begonnen haben.
In Branchenkreisen wird gemunkelt, dass Mercedes just deswegen einer der Gegner eines strengen Ressourcen-Restriktions-Abkommens (RRA) war, weil man sicherstellen wollte, für das Reformreglement 2014 das maximal verfügbare Gewicht des Daimler-Konzerns in die Waagschale werfen zu können. Und dass eine Personalaufstockung im Vergleich zu 2010 notwendig war, um 2014 erfolgreich sein zu können, daraus macht Sportchef Toto Wolff auch gar keinen Hehl.
Schlechter Start wegen zu wenig Personal und Ressourcen?
"Als Mercedes entschieden hat, ein Formel-1-Werksteam zu betreiben und Brawn zu übernehmen, war das Ziel, dort anzuknüpfen, wo Brawn aufgehört hat", wird der Österreicher von der 'Press Association' zitiert. "Aber das ging damals nicht auf, weil sich zu jener Zeit das RRA, das immer noch eine realistische Option war, nicht so darstellte, wie es hätte sollen. Als ich reinkam, war klar, dass die Ressourcen des Teams nicht ausreichen, um vorne mitzufahren."
"Sie haben verstanden, dass sie die Ressourcen aufstocken müssen, um eine Weltmeisterschaft zu gewinnen", unterstreicht Wolff. "Dabei geht es aber nicht nur um Geld, sondern darum, dass die richtigen Leute mit den richtigen Fähigkeiten im für sie richtigen Bereich arbeiten. Es geht darum, die Organisation zusammenzuhalten, um den Motor, die Fahrer, das Management, die Ingenieure, den Teamgeist. Wenn all diese Zutaten zusammenpassen, dann kommt auch der Erfolg."
Bell anstelle von Prodromou zu McLaren?
Und das scheint jetzt bei Mercedes der Fall zu sein. Umso interessanter wird natürlich das erfolgreiche Mercedes-Personal für andere Teams. So soll Bell bereits in Kontakt mit McLaren stehen - möglicherweise als Ersatz für Aerodynamiker Peter Prodromou, der eigentlich von Red Bull kommen hätte sollen? Denn Radio Fahrerlager zufolge setzt Red Bull trotz des bereits unterschriebenen McLaren-Vertrags alles daran, Prodromou doch zu halten.
Der Grieche war schon bis 2006 15 Jahre lang für McLaren tätig, bevor er Adrian Newey zu Red Bull folgte. Eigentlich hätte er ab 2015 wieder für McLaren arbeiten sollen - doch das scheint plötzlich nicht mehr in Stein gemeißelt. Möglicherweise eine Retourkutsche? 2001 hatte das Red-Bull-Vorgängerteam Jaguar versucht, Newey von McLaren abzuwerben, doch trotz bereits kommunizierter Einigung gelang es McLaren dann doch, den Stardesigner zu halten...