Neue Töne: Horner spielt den Sparkommissar
Der Red-Bull-Teamchef mokiert sich im Namen der kleinen Teams über die Kosten für die Turbomotoren, spricht aber von einem selbst geschaffenen Problem
(Motorsport-Total.com) - Viele kleine Teams kritisieren die Umstellung auf V6-Turbomotoren, wie sie in der Formel 1 im kommenden Winter erfolgen wird, wegen ihrer Kosten. Red Bull war in der Vergangenheit nicht dafür bekannt, jeden Cent zweimal umzudrehen - trotzdem bewog die Regelnovelle die Quasi-Werkstruppe von Christian Horner zum Umdenken. "Aus diesem Grund haben wir wesentlich mehr Partnerlogos auf dem Auto", sagt der Brite und zeigt sich sparsam: "Dieses Defizit müssen wir erst einmal stopfen."
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Christian Horner wünscht sich, dass die Formel 1 wieder erschwinglicher wird Zoom Download
Horner nennt sogar konkrete Zahlen, wenn es um die kleineren Aggregate und eine signifikante Erhöhung des Anteils an Energierückgewinnung geht: "Was uns betrifft, so schlagen die Auswirkungen des neuen Reglements allein im nächsten Jahr irgendwo in der Größenordnung 25 bis 40 Millionen Euro zu Buche." Was für den Getränkeriesen noch zu stemmen ist, wird bei Marussia und Co., aber selbst bei einem Topteam wie Lotus wohl oder übel zu einer Zerreißprobe.
Deshalb warnt Horner im Namen der kleinen Teams: "Wenn man aber in der Startaufstellung weiter nach hinten schaut, dann scheint es mir unmöglich, den Spagat zu schaffen zwischen Kosten und Werbewert." Genau wie etwa seine Amtskollegin Monisha Kaltenborn von Sauber fordert er deshalb rasches Handeln beim Thema Kostenbremse: "Das Problem ist: Solange wir nur herumtanzen und dem Kern der Sache nicht auf den Grund gehen, wird sich auch nichts ändern."
Weiter gute Karten für Red Bull
Allerdings hält der 40-Jährige die Schwierigkeiten für hausgemacht: "Die Teams sind selbst schuld an den gestiegenen Kosten, denn jede einzelne Regeländerung hat dramatische Auswirkungen", mutmaßt er über den Ursprung von immer neuen Millionenlöchern: "Man muss sich nur einmal die Größe der Kühler vor Augen führen. Diese sind nächstes Jahr beinahe doppelt so groß wie bisher. Hinzu kommt, dass wir im nächsten Jahr viermal während der Saison testen gehen werden."
Ändert sich auch nichts an der eigenen Dominanz? Horner zeigt sich vorsichtig optimistisch, in Melbourne an die Form von 2013 anzuknüpfen: "Wie es Adrian (Chefdesigner Newey; Anm. d. Red.) formulierte: Der RB10 wird ein Cousin des RB9. So wird die Aerodynamik auch in der neuen Saison eine wichtige Rolle spielen", weiß er über die Stärke seines Boliden und sieht Unterschiede eher bei Motor und Auspuff: "Alle Hersteller werden mit Zuverlässigkeitsproblemen kämpfen."
Die Chancen, beim Saisonauftakt in Australien überhaupt ins Ziel zu kommen, beziffert er mit "für jedes Team 50:50". Die Rennen würden mit den Turbos ein völlig neues Gesicht bekommen, weil die neuen V6-Herzen länger halten müssten und über komplexere Elektronik verfügten. "Alles in allem gehe ich davon aus, dass wir es im nächsten Jahr mit den kompliziertesten Motoren überhaupt zu tun haben werden - und den teuersten", fasst es Horner zusammen.