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Was wird aus Ecclestone? - Mercedes droht mit Ausstieg
Bernie Ecclestone wird wegen Untreue und Bestechung angeklagt - Damit ist nicht nur die Formel-1-Zukunft unklar, sondern auch das Mercedes-Engagement
(Motorsport-Total.com) - Bernie Ecclestone gerät immer mehr unter Druck, Mercedes droht in der Schmiergeld-Affäre mit Konsequenzen, und selbst aus dem eigenen Lager bröckelt der Rückhalt für den umstrittenen Formel-1-Promoter: Dessen Arbeitgeber vermied nach der Anklage gegen Ecclestone wegen Anstiftung zur Untreue und Bestechung ein klares Bekenntnis zu seinem wichtigsten Mann. Im Hintergrund soll bereits nach einem Nachfolger für den Strippenzieher gefahndet werden.
"Der Vorstand wird die Entwicklung der Situation weiterhin entsprechend beobachten", teilte das Investmentunternehmen CVC, das Ecclestone in der Formel 1 mit der Rolle des Geschäftsführers betraut, lapidar mit. Der Hauptaktionär der Formel 1 vermied es in der lediglich vier Sätze langen Mitteilung allerdings, dem Briten das Vertrauen auszusprechen.
Heikle Lage für Mercedes
Derweil hat unter den Teams, Sponsoren und weiteren Teilhabern der Rennserie die Diskussion darüber begonnen, ob Ecclestone wegen seines drohenden Gerichtsverfahrens noch tragbar ist. Vor allem die großen Sponsoren haben strenge Compliance-Regeln, die einer Zusammenarbeit mit potenziellen Straftätern klare Grenzen setzen. "Compliance ist für Daimler von zentraler Bedeutung", teilte der Konzern mit. "Wir befürworten die Aufklärung der Vorwürfe gegen den CEO der Formel 1." Man werde über das weitere Vorgehen mit den anderen Partnern der Formel 1 beraten und sich "danach wieder äußern".
Bereits Ende Mai hatte Christine Hohmann-Dennhardt, Daimlers Konzern-Vorstand für Integrität und Recht, eine Art Ausstiegsklausel im Vertrag mit Ecclestone bestätigt. "Das geht bis zum Kündigungsrecht", sagte die ehemalige Bundesverfassungsrichterin. "Die Vertragsklauseln würden wir auch nutzen, wenn es nötig ist - man muss das abwarten." Auch Ferrari-Boss Luca di Montezemolo hatte Ecclestone zuletzt unter Druck gesetzt: "Weil er die Formel 1 liebt, wird Bernie der Erste sein, der einen Schritt zurücktritt, im Interesse der Rennserie. Dieser Vorgang kann die ganze Formel 1 beschädigen."
Warum ließ sich Ecclestone erpressen?
Doch trotz der massiven Vorwürfe denkt der Pate der Formel 1 nicht daran, die Fäden aus der Hand zu legen. "Ich werde das tun, was ich immer gemacht habe: weiter arbeiten und meinen Job tun. Für mich ändert sich durch diese Sache nichts", sagte Ecclestone, der dem früheren BayernLB-Vorstand Gerhard Gribkowsky 44 Millionen Dollar Bestechungsgeld im Zuge des Verkaufs einer Formel-1-Beteiligung der BayernLB an CVC gezahlt haben soll.
"Welche Ängste hatte er? Seine Steuerprobleme in England scheinen ja recht massiv zu sein. Sollte es zum Prozess kommen, dürfte dieser Fakt auch für Aufsehen sorgen. Es wird sicher schwer für ihn, da wieder rauszukommen." Die Person Ecclestone sei für die Formel 1 "hochproblematisch geworden".
Suche nach Ecclestone-Nachfolger gestaltet sich schwierig
Ob es zu einem Prozess, der wohl nicht vor Herbst beginnen würde, kommt, entscheidet die fünfte Strafkammer des Münchner Landgerichts unter Vorsitz von Peter Noll. Vieles spricht für eine Hauptverhandlung, selbst wenn Ecclestone den angeblichen Schaden der BayernLB, der bei rund 400 Millionen Dollar liegen soll, aus eigener Tasche zahlt. Ecclestone droht im Falle einer Verurteilung eine Haftstrafe von drei Monaten bis zu zehn Jahren.
Deshalb soll CVC schon vor geraumer Zeit einen Headhunter beauftragt haben, einen potenziellen Erben für Ecclestone zu finden. Das Problem: In der Formel 1 versteht niemand so richtig, wie Ecclestones Arbeit genau funktioniert. Über die Jahre hat der gewiefte Manager ein Gewirr von Verträgen und Absprachen entstehen lassen, das nur er entschlüsseln kann. Einen "Back-Up" neben sich hat der machtbewusste Ecclestone im Milliarden-Business stets verhindert.
Gut möglich, dass die Aufgaben daher auf verschiedene Köpfe verteilt werden, auch, um die Herrschaft zu dezentralisieren. Zuletzt wurden immer wieder die Namen Monisha Kaltenborn, Teamchefin von Sauber, und Justin King, Chef einer britischen Supermarktkette, genannt. Beide zeigten allerdings (noch) kein Interesse an dem Job.