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Schwerer Stand: Formel 1 tritt gegen NASCAR-Finale an
Die Formel 1 scheint sich wenig um die dominante Marktstellung der NASCAR in den USA zu kümmern und tritt am Sonntag gegen das dramatische Saisonfinale an
(Motorsport-Total.com) - Zwar mag die Premiere am Freitag mit 65.360 Zuschauern ein Erfolg gewesen sein, doch weitaus wichtiger ist für die Formel 1, sich wieder dauerhaft in den USA zu etablieren. Ein guter Anfang dafür wäre ein spannendes Rennen in Austin am Sonntag, mit möglichst hoher Reichweite unter den amerikanischen Motorsport-Fans - aber das ist vermutlich eine Illusion.
Denn wenn der Sieger am Sonntag gegen 14:30 Uhr Central Standard Time über die Ziellinie fährt, werden die meisten Motorsport-TV-Zuschauer in den USA gebannt nach Homestead schauen, wo eine Stunde und 15 Minuten nach Beginn des Formel-1-Rennens das Saisonfinale in der NASCAR-Königsklasse Sprint-Cup beginnt - und das wird aufgrund des Titelduells zwischen Brad Keselowski und NASCAR-Legende Jimmie Johnson voraussichtlich alle Augen auf sich ziehen.
"Ein unglücklicher Zufall", winkt McLaren-Teamchef Martin Whitmarsh ab und blickt statt sich zu ärgern lieber in die Zukunft: "Wir müssen hart arbeiten, um kommerziell genauso klug zu sein wie NASCAR und mit ihnen konkurrieren zu können. Wir haben ein anderes Produkt, ein aufregendes Produkt, aber wenn wir uns Amerika verkaufen wollen, was uns in der Vergangenheit nicht gelungen ist, dann müssen wir sehr, sehr hart arbeiten."
Nichts gelernt: Terminkollision auch 2013
In diesem Zusammenhang könnte man es irritierend finden, dass der Austin-Termin für 2013 wieder in Konkurrenz zur NASCAR steht. "Wir sind nicht in die Erstellung des Kalenders involviert", rechtfertigt sich Whitmarsh, gibt aber dann doch zu: "Das wusste ich gar nicht. Scheint ein bisschen unglücklich zu sein. Andererseits bewegen uns wir in einem anderen Markt. Es ist wohl schwierig, Kalender immer richtig abzustimmen. Irgendein anderer Sportevent findet immer statt."
Dass die NASCAR für die Formel 1 derzeit noch ein übermächtiger Gegner ist, weiß der Brite: "Sie ziehen ein riesiges Publikum an, sowohl vor Ort als auch im Fernsehen. Da stellen wir uns einer großen Herausforderung." Wie groß, zeigen die Zahlen der TV-Berichterstattung des übertragenden Spartensenders 'Speed', der an diesem Wochenende 30 Stunden NASCAR überträgt und der Formel 1 nur rund zweieinhalb Stunden widmet.
Nur halb so viele Rennen wie die NASCAR
"Das Problem ist", wirft Red-Bull-Teamchef Christian Horner ein, "dass du fast kein Wochenende findest, an dem kein NASCAR-Rennen stattfindet. Einige von uns glauben ja, dass 20 Rennen zu viel sind, aber diese Jungs fahren um einige mehr." Genauer gesagt 38 zwischen Mitte Februar und Mitte November - das entspricht fast dem doppelten Pensum der Formel 1, und die Reisestrecken sind auch in Nordamerika teilweise recht anstrengend.
Wie wenig sich die Formel 1 mit dem wichtigen Gegner NASCAR beschäftigt, beweist die Tatsache, dass auch Ferrari-Teamchef Stefano Domenicali nichts von der Terminkollision wusste. Aber der Italiener stellt fest: "Was die Anzahl der Rennen angeht, können wir sicher nicht mit NASCAR mithalten. Wichtig ist aber, dass hier wieder über die Formel 1 geredet wird, und zwar nicht nur dieses Wochenende, sondern auch in Zukunft."
Bernie Ecclestone hat die NASCAR sowieso noch nie ernst genommen. Das belegt auch das jüngste Interview, das er der amerikanischen 'Autoweek' gegeben hat und in dem er unterstreicht, die Stockcar-Serie sei nur "wegen der vielen Unfälle" so populär: "Dafür haben sie ihre Regeln gemacht. Sie sind anders als wir." Dass die NASCAR viel näher am Fan ist als die Formel 1, lässt der 82-Jährige nicht als Argument gelten: "Wir haben auch Autogrammstunden", entgegnet er.