NAG weist Schuld an Nürburgring-Pleite zurück
Jörg Lindner und Kai Richter schieben im Fall der Nürburgring-Pleite der Landesregierung den schwarzen Peter zu und wittern einen "Vernichtungsfeldzug"
(Motorsport-Total.com) - Am Mittwoch vergangener Woche musste die Nürburgring GmbH Insolvenz anmelden, über die Zukunft der Strecke und der dort stattfindenden Veranstaltungen, allen voran dem Formel-1-Grand-Prix im Jahr 2013, steht derzeit ein Fragezeichen. Vorgestern hatte der rheinland-pfälzische Landtag aus einer Rücklage des Landes Mittel in Höhe von 254 Millionen Euro bewilligt, mit denen die Begleichung der laufenden Kosten sichergestellt werden soll. Im Zuge der Pleite gerieten neben dem rheinland-pfälzischen Ministerpräsidenten Kurt Beck und seiner Landesregierung auch die Nürburgring Automotive GmbH (NAG), die Strecke und Freizeitpark gepachtet hatte, ins Kreuzfeuer der Kritik.
Ausbleibende Pachtzahlungen durch die NAG sollen zur finanziellen Schieflage der landeseigenen Nürburgring GmbH geführt haben. Jörg Lindner und Kai Richter, die Gesellschafter der NAG, wollen diese Vorwürfe aber nicht auf sich sitzen lassen. "Jeder Grundschüler kann das nachrechnen. Rheinland-Pfalz hat in Brüssel beantragt, 13 Millionen Euro Rettungsgeld in die landeseigene Nürburgring Immobiliengesellschaft schieben zu dürfen. Nach Rechnung des Landes schulden wir vier Millionen Euro Pacht", sagt Richter im Gespräch mit der Wochenzeitung 'DIE ZEIT' und kommt zu dem Schluss: "An uns allein kann die Pleite nicht liegen."
Das Land Rheinland-Pfalz hatte im Februar den Vertrag mit der Betreibergesellschaft gekündigt, derzeit laufen Verhandlungen über einen außergerichtlichen Vergleich. Gegen Richter steht zudem der Vorwurf im Raum, er habe über eine Zweitfirma Landesmittel in Millionenhöhe abgezweigt. "Die Vorwürfe sind haltlos, und ich werde sie entkräften. Meine Anwälte und ich unterstützen die Staatsanwaltschaft da, wo es geht", erklärt Richter hierzu.
Fehlplanungen beim Freizeitpark
Dazu hätten auch Fehler bei der Planung des Freizeitparks beigetragen. So sei die Größe der Mehrzweckhalle völlig falsch dimensioniert worden: "Die ist mit 3.500 Sitzplätzen für erstklassige Stars zu klein, und für zweitklassige Musiker kommt keiner in die Eifel", so Richter. "Es ist für jeden offensichtlich, dass wahllos Attraktionen zusammengestellt wurden und niemand über die Betriebskosten nachgedacht hat". Auch für knapp 16 Millionen Euro eine Tiefgarage zu bauen sei, so Richter, "sportlich" gewesen.
Sein Partner Linder verweist im Interview auf die Erfolge der NAG: "Uns ist wichtig, zu sagen, dass wir ein sehr erfolgreiches Unternehmen leiten." So hätten sich die Umsätze seit 2009 auf über 60 Millionen Euro verdreifacht, die Zahl der Veranstaltungen sei mit 1.400 pro Jahr vier Mal so hoch und Rennstrecke und Hotels bestens ausgelastet. "Das Unternehmen ist profitabel, wir erfüllen den Auftrag, für den uns das Land geholt hat", sagt Lindner. "Wir haben unsere Mission erfüllt."
Vorwürfe gegen die Landespolitik
Lewentz habe noch zwei Tage vor Bekanntgabe der Insolvenz in Düsseldorf an einer Besprechung mit Lindner und Richter teilgenommen: "Wir haben darüber gesprochen, wie wir in Zukunft konstruktiver zusammenarbeiten können. Da wusste er angeblich noch nichts. Das schwört er", berichtet Lindner, der erneut bestätigte, dass die NAG an einer Übernahme der Rennstrecke interessiert sei: "Wir werden uns, wenn eine Ausschreibung auf dem Tisch liegt, Gedanken darüber machen, ob und in welcher Form wir uns an dieser Ausschreibung beteiligen - selbstverständlich."