• 03. August 2012 · 13:55 Uhr

NAG weist Schuld an Nürburgring-Pleite zurück

Jörg Lindner und Kai Richter schieben im Fall der Nürburgring-Pleite der Landesregierung den schwarzen Peter zu und wittern einen "Vernichtungsfeldzug"

(Motorsport-Total.com) - Am Mittwoch vergangener Woche musste die Nürburgring GmbH Insolvenz anmelden, über die Zukunft der Strecke und der dort stattfindenden Veranstaltungen, allen voran dem Formel-1-Grand-Prix im Jahr 2013, steht derzeit ein Fragezeichen. Vorgestern hatte der rheinland-pfälzische Landtag aus einer Rücklage des Landes Mittel in Höhe von 254 Millionen Euro bewilligt, mit denen die Begleichung der laufenden Kosten sichergestellt werden soll. Im Zuge der Pleite gerieten neben dem rheinland-pfälzischen Ministerpräsidenten Kurt Beck und seiner Landesregierung auch die Nürburgring Automotive GmbH (NAG), die Strecke und Freizeitpark gepachtet hatte, ins Kreuzfeuer der Kritik.

Foto zur News: NAG weist Schuld an Nürburgring-Pleite zurück

Die früheren Nürburgring-Pächter wollen nicht an der Pleite schuld sein Zoom Download

Ausbleibende Pachtzahlungen durch die NAG sollen zur finanziellen Schieflage der landeseigenen Nürburgring GmbH geführt haben. Jörg Lindner und Kai Richter, die Gesellschafter der NAG, wollen diese Vorwürfe aber nicht auf sich sitzen lassen. "Jeder Grundschüler kann das nachrechnen. Rheinland-Pfalz hat in Brüssel beantragt, 13 Millionen Euro Rettungsgeld in die landeseigene Nürburgring Immobiliengesellschaft schieben zu dürfen. Nach Rechnung des Landes schulden wir vier Millionen Euro Pacht", sagt Richter im Gespräch mit der Wochenzeitung 'DIE ZEIT' und kommt zu dem Schluss: "An uns allein kann die Pleite nicht liegen."

Das Land Rheinland-Pfalz hatte im Februar den Vertrag mit der Betreibergesellschaft gekündigt, derzeit laufen Verhandlungen über einen außergerichtlichen Vergleich. Gegen Richter steht zudem der Vorwurf im Raum, er habe über eine Zweitfirma Landesmittel in Millionenhöhe abgezweigt. "Die Vorwürfe sind haltlos, und ich werde sie entkräften. Meine Anwälte und ich unterstützen die Staatsanwaltschaft da, wo es geht", erklärt Richter hierzu.

Fehlplanungen beim Freizeitpark

"Es ist für jeden offensichtlich, dass wahllos Attraktionen zusammengestellt wurden."Kai Richter
Die Schuld für die Pleite sieht Richter bei der Landesregierung. Bei Abschluss des Pachtvertrages seien die Gebäude bereits mit Darlehen bei der landeseigenen Investitions- und Strukturbank finanziert und erreichtet gewesen. "Wenn ich meinen Schuldendienst mit der vereinbarten Pacht nicht bedienen kann, verfüge ich bereits über eine Deckungslücke an dem Tag, an dem ich den Pachtvertrag abschließe. Das kann dem Land nicht verborgen geblieben sein", meint Richter.

Dazu hätten auch Fehler bei der Planung des Freizeitparks beigetragen. So sei die Größe der Mehrzweckhalle völlig falsch dimensioniert worden: "Die ist mit 3.500 Sitzplätzen für erstklassige Stars zu klein, und für zweitklassige Musiker kommt keiner in die Eifel", so Richter. "Es ist für jeden offensichtlich, dass wahllos Attraktionen zusammengestellt wurden und niemand über die Betriebskosten nachgedacht hat". Auch für knapp 16 Millionen Euro eine Tiefgarage zu bauen sei, so Richter, "sportlich" gewesen.

Sein Partner Linder verweist im Interview auf die Erfolge der NAG: "Uns ist wichtig, zu sagen, dass wir ein sehr erfolgreiches Unternehmen leiten." So hätten sich die Umsätze seit 2009 auf über 60 Millionen Euro verdreifacht, die Zahl der Veranstaltungen sei mit 1.400 pro Jahr vier Mal so hoch und Rennstrecke und Hotels bestens ausgelastet. "Das Unternehmen ist profitabel, wir erfüllen den Auftrag, für den uns das Land geholt hat", sagt Lindner. "Wir haben unsere Mission erfüllt."

Vorwürfe gegen die Landespolitik

"Wir haben unsere Mission erfüllt."Jörg Lindner
Lindner verweist darauf, dass die Politik bei sämtlichen Verhandlungen mit am Tisch gesessen hätte. "Der heutige Finanzminister Carsten Kühl ist von Anfang an dabei gewesen und der Landrat des Kreises Ahrweiler auch." Die Hauptverantwortung trage jedoch die Landesregierung. Vor allem gegen Innenminister Roger Lewentz erhebt Richter schwere Vorwürfe. Dieser habe einen "Vernichtungsfeldzug" gestartet und habe versucht "uns loszuwerden, anstatt neu zu verhandeln."

Lewentz habe noch zwei Tage vor Bekanntgabe der Insolvenz in Düsseldorf an einer Besprechung mit Lindner und Richter teilgenommen: "Wir haben darüber gesprochen, wie wir in Zukunft konstruktiver zusammenarbeiten können. Da wusste er angeblich noch nichts. Das schwört er", berichtet Lindner, der erneut bestätigte, dass die NAG an einer Übernahme der Rennstrecke interessiert sei: "Wir werden uns, wenn eine Ausschreibung auf dem Tisch liegt, Gedanken darüber machen, ob und in welcher Form wir uns an dieser Ausschreibung beteiligen - selbstverständlich."

Aktuelles Top-Video
Foto zur News: 1984: Die engste WM-Entscheidung der Formel-1-Geschichte!
1984: Die engste WM-Entscheidung der Formel-1-Geschichte!

Eine engere WM-Entscheidung wird es in der Formel 1 wohl nie wieder geben:...

Fotos & Fotostrecken
Foto zur News: Die Formel-1-Sonderdesigns in der Saison 2024
Die Formel-1-Sonderdesigns in der Saison 2024
Foto zur News: Die Vertragslaufzeiten der aktuellen Formel-1-Strecken
Die Vertragslaufzeiten der aktuellen Formel-1-Strecken

Foto zur News: Michael Schumacher: Sein Weg zum ersten WM-Titel 1994
Michael Schumacher: Sein Weg zum ersten WM-Titel 1994

Foto zur News: Formel-1-Fahrer, die nur ein Rennen gewonnen haben
Formel-1-Fahrer, die nur ein Rennen gewonnen haben

Foto zur News: Prominente Formel-1-"Testfahrer"
Prominente Formel-1-"Testfahrer"
Folge Formel1.de
Videos
Foto zur News: 1984: Die engste WM-Entscheidung der Formel-1-Geschichte!
1984: Die engste WM-Entscheidung der Formel-1-Geschichte!
Foto zur News: Ralf Schumacher: Sulayem ist kein guter Präsident
Ralf Schumacher: Sulayem ist kein guter Präsident

Foto zur News: Die größten Aufholjagden der Formel-1-Geschichte!
Die größten Aufholjagden der Formel-1-Geschichte!

Foto zur News: "Krachend gescheitert": Der teuerste Formel-1-Flop
"Krachend gescheitert": Der teuerste Formel-1-Flop
Formel-1-Quiz

Auf welcher Strecke erzielte Michael Schumacher am 08.09.1991 seinen ersten WM-Punkt?

Formel-1-Datenbank
Formel-1-Datenbank: Ergebnisse und Statistiken seit 1950
Formel-1-Datenbank:
Ergebnisse und Statistiken seit 1950

Jetzt unzählige Statistiken entdecken & eigene Abfragen erstellen!

Anzeige InsideEVs