Kalender: Ecclestone will an Wackelkandidaten festhalten
Während sich die Verhandlungen in Frankreich und Mexiko verzögern, zeigt sich Bernie Ecclestone in Richtung Yeongam, Sakhir, Montreal und Nürburgring kooperativ
(Motorsport-Total.com) - Formel-1-Boss Bernie Ecclestone bemühte sich zuletzt um einige neue Rennen im Grand-Prix-Kalender, doch die Abschlüsse der Verhandlungen verzögern sich derzeit. In einem Bericht der Fachzeitschrift 'Autosprint' hieß es Anfang April, dass noch im Mai das Comeback von Mexiko für das Jahr 2013 fixiert werden sollte, doch seitdem ist es diesbezüglich ruhig.
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Bernie Ecclestone spricht derzeit an die Veranstalter kaum Drohungen aus Zoom Download
Und auch über eine Rückkehr nach Frankreich schien bereits Einigkeit zu herrschen, doch vor dem Regierungswechsel konnte keine Unterschrift erreicht werden - vor wenigen Tagen meinte Sportministerin Valerie Fourneyron allerdings, dass die Angelegenheit "mehr Aufmerksamkeit als zehn Minuten", verlange und es für eine Entscheidung daher zu früh sei, schließlich müsse man verhindern, dass der Grand Prix auf Kosten der Steuerzahler über die Bühne geht.
Ecclestone wundert sich über Franzosen
Der Zick-Zack-Kurs der "Grande Nation" scheint Ecclestone langsam aber sicher zu entnerven. "Die Franzosen hatten schon genügend Gelegenheiten, um es hinzukriegen, aber das ist ihnen nicht gelungen", fällt dem Formel-1-Boss gegenüber 'ESPN F1' auf. Der Brite zweifelt daran, dass es am Regierungswechsel - der Sozialist Francois Hollande löste den Konservativen Nicolas Sarkozy als Präsident ab - liegt: "Ich weiß nicht, ob es anders laufen würde, wenn Sarkozy wiedergewählt worden wäre."
Ecclestone erläutert seinen Gedankengang: "Ich verstehe es nicht. Als er an der Macht war, hätten sie unterschreiben können. Sie hatten einen Vertrag und hätten ihn nur noch unterschreiben müssen. Sie wurden sich mit Paul Ricard ohnehin nie einig - dort müsste man investieren, um Tribünen zu bauen, und auch der Paddock Club ist nicht groß genug."
Tatsächlich zeigt die Sportministerin daran wenig Interesse - sie äußerte sich gegenüber 'RMC' ablehnend über den Paul-Ricard-Kurs in Le Castellet: ""Dort gibt es gröbere Probleme mit der Erreichbarkeit."
Montreal ist "ideal"
Doch Ecclestone zeigt sich auch mit dem aktuellen Kalender zufrieden und deutet damit an, dass er auch ohne Frankreich leben könnte. Selbst die vermeintlichen Wackelkandidaten dürfen sich über unerwartete Komplimente freuen. Der Grand Prix von Kanada musste beispielsweise schon einmal pausieren, obwohl sich die Strecke auf der Ile de Notre Dame in Montreal bei Fans und Fahrern großer Beliebtheit erfreut - der aktuelle Vertrag läuft noch bis 2014.
Zuletzt hieß es, dass eine Verlängerung nur mit Modernisierungsmaßnahmen möglich wäre, doch der Formel-1-Boss betont nun, dass ihm das Rennen ans Herz gewachsen ist: "Montreal hat etwas Magisches an sich, denn jeder mag Montreal. Die Strecke dort ist toll und sieht auch im Fernsehen prima aus. Wenn man wollte, könnte man vom Stadtzentrum an den Kurs laufen."
Andere Austragungsorte in Kanada konnten Ecclestone bisher nicht begeistern: "Wir waren auch schon in Toronto, doch dort wäre so etwas nicht drin. Sie schlagen uns Sachen vor, aber Montreal ist ideal. Das Layout der Strecke ist schön und sieht schön aus. Der Kurs liegt nahe an der Innenstadt und jedem gefällt es in Montreal." Laut Ecclestone müssen sich die Kanadier keine Sorgen um ihren Grand Prix machen: "Wir werden den Vertrag mit ihnen erneuern. Wir werden weiterhin dort sein."
Ecclestone will an Nürburgring und Südkorea festhalten
Auch der Nürburgring könnte trotz des Finanzskandals weiterhin Teil des Kalenders bleiben. Deutschland ist für Ecclestone kaum wegzudenken, da die Bundesrepublik den Weltmeister und einige für die Formel 1 interessante Automobilkonzerne stellt. "Beim Nürburgring gab es ein internes Problem mit dem Promoter", erklärt Ecclestone seine Sicht der Dinge. "Der Vertrag ist ausgelaufen, also werden wir ihn erneuern, wenn sie wissen, mit wem wir ihn erneuern sollen. Ich würde das gerne tun."
Und sogar die Tatsache, dass die Anlage in Südkorea nur bedingt den Erwartungen der Formel 1 entsprach und die Formel 1 in der asiatischen Nation bisher ein wirtschaftlicher Flop war, hält Ecclestone offenbar nicht von einem Verbleib ab. "Wir verkauften Südkorea die Fernsehrechte und andere Rechte, holten sie uns aber zurück", erklärt er, wie man dem finanziell im Eck stehenden Veranstalter unter die Arme griff. "Dadurch verringerten wir gewissermaßen die Gebühren, die sie uns bezahlen mussten. Ich denke, sie kommen ganz gut damit klar. Sie konnten eh nicht nutzen, was sie gekauft hatten."
"Kein Schaden" durch Bahrain?
Ein Verbleib in Bahrain dürfe trotz der politischen Probleme ebenfalls fix sein. Ecclestone glaubt nicht, dass die Austragung des Rennens in einem Land, wo es bei Zusammenstößen zwischen Demonstranten und Polizei immer wieder zu Todesopfern kommt, für das Image seines Sports negative Folgen hatte.
"Es gab keinen Schaden, indem die Formel-1-Marke nach Bahrain gegangen ist", behauptet er. "Warum denn auch?" Einen Seitenhieb auf die Medien, die überwiegend negativ berichteten, kann er sich aber nicht verkneifen: "Der Kerl, der demonstrierte, hatte einige Monate lang nichts gegessen. Ich bin überrascht darüber, dass die Journalisten, die das unterstützten, nicht das Gleiche taten. Nicht dort zu fahren, wäre einfacher gewesen."
Er ist zudem nicht der Meinung, dass die Situation für das Formel-1-Personal gefährlich war: "Die Protestler hatten nicht im Sinn, jemand zu attackieren. Sie wollten den Event dazu nutzen, zu demonstrieren und ihre Meinung kundzutun. Und ich hätte nicht auf die Straße gehen wollen, als wir in London Probleme hatten."