Mercedes und CVC: Verhandlungen stocken
Mercedes lässt sich in den Concorde-Verhandlungen nicht unterkriegen und spielt nun mit dem geplanten Formel-1-Börsengang als Ass im Ärmel
(Motorsport-Total.com) - Bis auf Mercedes und die "neuen" Teams Caterham, HRT und Marussia sind sich inzwischen alle grundsätzlich mit Bernie Ecclestone einig, wie das Concorde-Agreement ab 2013 aussehen sollte. Zwar ist der Grundlagenvertrag der Formel 1 noch nicht unterschrieben, doch es liegt ein 30-seitiges Dokument auf dem Tisch, das man am ehesten als Vorvertrag klassifizieren könnte.
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Nick Fry lässt in den Verhandlungen mit CVC durchaus mal Muskeln spielen Zoom Download
Dass es für Teams wie Ferrari, McLaren und sogar Red Bull Sonderzahlungen wegen ihrer Historie geben soll, verärgert Mercedes enorm, schließlich ist die Stuttgarter Automarke schon seit fast 20 Jahren als Motorenhersteller in der Königsklasse aktiv. Doch Ecclestone will Mercedes jeden historischen Bonus verweigern - mit dem Argument, dass es das Werksteam erst seit 2010 gibt. Davor war es unter den Namen Tyrrell, BAR, Honda und Brawn in der Formel 1 aktiv.
Dicke Luft zwischen Ecclestone und Brawn?
Hinter vorgehaltener Hand wird gemunkelt, dass Ecclestone seit einigen Jahren kein gutes Verhältnis zu Teamchef Ross Brawn hat, was ein Grund für die stockenden Verhandlungen sein könnte. Aber Mercedes lässt sich davon nicht einschüchtern: "Wenn CVC an die Börse gehen will, dann müssen sie das rasch erledigen", glaubt Mercedes-Geschäftsführer Nick Fry und gibt sich kämpferisch: "Für sie ist das wahrscheinlich wichtiger als für uns."
"Die Verhandlungen gehen weiter, aber die Fortschritte sind nicht so groß, wie ich mir das wünschen würde", wird der Brite, der in Abwesenheit des kranken Brawn interimistisch die Rolle des Chefs vor Ort übernimmt, von 'Autosport' zitiert. Gleichzeitig stellt er aber klar: "Man kann es nicht genug betonen: Mercedes-Benz möchte in der Formel 1 bleiben." Denn zuletzt waren angesichts der stockenden Concorde-Verhandlungen Ausstiegsgerüchte aufgekommen.
Die wurden nie groß dementiert. "Ich wollte daraus keine Story machen", begründet Sportchef Norbert Haug. "Es ist nicht die richtige Vorgehensweise, ständig nein zu sagen, wenn jemand den Ball ins Rollen bringt." Auch er versichert, dass Mercedes bleiben möchte: "Es war sicher nicht unser Plan, 2010 ein Werksteam zu gründen und 2013 schon keines mehr zu haben. Das ist pure Spekulation und wir sollten daraus keine große Sache machen."
Börsengang als Druckmittel
Allerdings weiß man in Stuttgart ganz genau, dass Mercedes zwar nicht der wichtigste Player in der Formel 1 ist, aber sehr wohl eine starke Marke, die Ecclestone und vor allem der Investmentgesellschaft CVC Capital Partners beim anvisierten Börsengang helfen würde. Eine über die Medien ausgetragene Diskussion darüber, einen Traditionshersteller zu verlieren, wäre hingegen ein Begleitgeräusch, das bei Analysten Verunsicherung stiften könnte.
Dieses Trumpfs ist sich Fry bewusst: "Ich glaube, dass die Formel 1 Mercedes-Benz braucht. Es ist eine der Top-20-Marken weltweit und einer der wenigen Autohersteller in der Formel 1, außerdem Motorenhersteller für drei Teams." Zudem könne Mercedes "Marken wie Starwood-Hotels anlocken. Das ist eine riesige amerikanische Firma, die solche Entscheidungen sehr ernst nimmt. Und ich denke, dass Mercedes in der Formel 1 sein möchte."
"Die Formel 1 wäre definitiv ärmer, wenn Mercedes nicht mehr dabei wäre, und ich bin fest davon überzeugt, dass, sollte sich CVC dazu entscheiden, Teile oder die ganze Formel 1 zu verkaufen, der Wert ohne Mercedes als Teilnehmer erheblich geringer wäre", spekuliert Fry. Branchenkenner erwarten daher schon bald eine Einigung. Allerdings dürfte diese wohl eher zwischen Ecclestone und der Daimler-Konzernspitze verhandelt werden.