Marko über Bahrain: "Versicherungsschutz gegeben"
Während es in Bahrain am Dienstagabend wieder zu Ausschreitungen gekommen ist, ist wenigstens die Versicherungsfrage für die Formel-1-Teams geklärt
(Motorsport-Total.com) - Mehr und Mehr Mitglieder des Formel-1-Paddocks landen dieser Tage in der Hauptstadt Manama und können sich damit endlich persönlich ein Bild von der Situation in Bahrain machen. Oppositionelle Gruppen nutzen dies, um mit Protestmärschen auf ihre Anliegen aufmerksam zu machen - im Wissen, dass diese Woche nicht nur die sunnitische Regierung zuschaut, sondern die ganze Welt.
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Helmut Marko ist froh, dass zumindest die Versicherungen nicht aussteigen Zoom Download
Gestern nahmen laut 'Telegraph' 3.000 bis 4.000 Menschen an einer zunächst weitgehend friedlichen Demonstration teil. Allerdings machten am Abend Berichte über Ausschreitungen auf der kleinen Insel Sitra im Süden von Manama die Runde. Angeblich warfen Demonstranten Molotow-Cocktails, worauf die Bereitschaftspolizei Tränengas einsetzte. Ein vom angesehenen britischen 'Guardian' veröffentlichtes Online-Video scheint diese Darstellung zu bestätigen.
Ehemaliger Oppositionsführer befürchtet Todesfälle
Zudem zitiert der 'Guardian' in seiner Bahrain-Berichterstattung den Ökonomen Jasim Husain, der fünf Jahre lang Spitzenvertreter der schiitisch-islamischen Gesellschaft Wifak war, bis er während des Arabischen Frühlings aus Protest zurücktrat. Husain gibt zu: "Ich sehe nicht viele Proteste quer durch das Land, und die spielen sich vor allem außerhalb der Rennsport-Gegend ab." Aber: "Ja, es gibt die Angst, dass wir einige Todesfälle erleben könnten."
Die Regierung fordert er auf, etwaige Proteste professionell und "ohne Einsatz von Streitkräften" unter Kontrolle zu halten. Das sei seiner Meinung nach durchaus möglich, denn: "Das Gute ist, dass die Menschen friedlich sind, dass die Aufbegehrenden friedlich sind, dass Gewalt nicht wirklich ein besonderer Teil der politischen Herausforderung im Land ist. Aber die Dinge müssen von den Behörden ordentlich in die Hand genommen werden", sagt Husain.
Daran, dass der Grand Prix am kommenden Wochenende wie geplant stattfinden wird, zweifelt nach den expliziten Aussagen von Formel-1-Geschäftsführer Bernie Ecclestone und der Stellungnahme kaum noch jemand. Sollte doch abgesagt werden, dann nur von den Verantwortlichen in Bahrain. Dabei geht es wie so oft um Geld. Darüber machen sich auch die Teams Gedanken, die sich neben ihrer Antrittsprämie auch mit dem Versicherungsschutz beschäftigen.
Diesbezüglich scheint alles im grünen Bereich zu sein: "Für uns als Team ist wichtig, dass die englische Botschaft in einem Schreiben erklärt hat, dass das Land sicher ist", argumentiert Motorsport-Konsulent Helmut Marko in einem Interview mit dem Red-Bull-Sender 'ServusTV'. "Da gibt es eine weltweite Auflistung, und da steht Bahrain bei weitem nicht im Spitzenfeld. Damit ist der Versicherungsschutz gegeben."
Gemischte Gefühle bei vielen Teammitgliedern
Marko fliegt mit gemischten Gefühlen nach Bahrain, stellt aber klar: "Ein Vertreter Bahrains war in Schanghai, hat die Situation erklärt", bezieht er sich auf die Aussagen von Streckenchef Zayed Al Zayani, "und auch nach Aussagen von Österreichern, die in Bahrain leben und dort arbeiten, ist die Situation generell ruhig. Der Sport wird hier für politische Aufmerksamkeit auf irgendeine Weise missbraucht. Dem sollte man eigentlich vorbeugen."
Indes haben sich bei 'Motorsport-Total.com' mehrere Leser gemeldet, die sich derzeit in Bahrain aufhalten oder kürzlich dort waren. "Es stimmt, dass in Bahrain hier und da protestiert wird, das sind aber überwiegend Jugendliche", schreibt ein Mitarbeiter eines Motorsport-Teams, der eigenen Angaben nach "den ganzen Februar" in Bahrain war und gefährliche Ausschreitungen oder Krawalle "nicht erlebt" hat.
Indes schreibt der bereits in Bahrain angekommene Formel-1-Journalist Mathias Brunner von der 'Speedweek', dass "die Polizei präsenter ist als bei unserem letzten Besuch vor zwei Jahren". Neben der Hauptstraße entdeckte er einen ausgebrannten Streifenwagen. "Im Flammen gesetzt von einem Molotow-Cocktail? Ein technischer Defekt? Wir wissen es nicht", meint Brunner, hält aber fest: "Die Vorbereitungen an der Strecke machen einen völlig normalen Eindruck."