Le Castellet oder Magny Cours: Entscheiden die Wahlen?
Der Präsidentschafts-Wahlkampf in Frankreich dürfte über die Zukunft des Frankreich-Grand-Prix entscheiden - Die Hintergründe
(Motorsport-Total.com) - Vor wenigen Tagen hieß es, die Verhandlungen über eine Formel-1-Rückkehr nach Frankreich stünden kurz vor dem Abschluss. Doch seitdem herrscht in der Grande Nation gespanntes Warten, ob der Grand-Prix-Zirkus nach dem Magny-Cours-Aus 2008 im Jahr 2014 alternierend mit dem Grand Prix von Belgien wieder zurückkehren wird. "Ich drücke die Daumen, dass es passieren wird", hofft auch Lotus-Pilot Romain Grosjean gegenüber 'RMC Sport' auf positive Nachrichten. "Ich habe das Gefühl, dass der Enthusiasmus für den Motorsport neu geboren wurde", spielt er darauf an, dass dieses Jahr nach einigen mageren Saisons drei Franzosen in der Formel 1 an den Start gehen.
Während Grosjean mit dem Lotus im konkurrenzfähigsten Auto sitzt, kann Jean-Eric Vergne im Toro Rosso immerhin für Überraschungen sorgen. Charles Pic muss im Marussia hingegen kleinere Brötchen backen. "Es gab nach den ersten zwei Rennen sehr viel positives Feedback und außerdem die ersten Punkte für Jean-Eric. Ich hoffe, dass wir bald einen Grand Prix haben werden", sagt Grosjean.
Grand Prix wird zum Politikum
Doch es sieht so aus, als würde der Grand Prix von Frankreich zum Politikum werden: Derzeit befindet sich das Land in einem Präsidentschafts-Wahlkampf - und die Formel 1 wird zum Wahlkampf-Thema. Während der aktuelle Präsident Nicolas Sarkozy, dessen Amt in Gefahr ist, die Bestrebungen einer Formel-1-Rückkehr vorantrieb und klar für ein Rennen in Le Castellet stimmt, sind die sozialistischen Herausforderer für ein Rennen in Magny Cours.
Premierminister sieht Le Castellet als "einzige" Variante
Zuletzt macht sogar Premierminister Francois Fillon einen Abstecher nach Le Castellet, um sein Revier abzustecken. Dort rührte er noch einmal die Werbetrommel für einen Rückkehr auf den Circuit Paul Ricard und verwies darauf, dass es sich um die wirtschaftlichste Lösung handelt, da der Businessplan nicht - wie einst in Magny Cours - auf Staatsgeldern beruht.
Magny-Cours-Chef versteht die Welt nicht mehr
Serge Saulnier, in den vergangenen Jahren Peugeot-Teammanager in Le Mans und seit 2010 Magny-Cours-Chef, erklärt gegenüber 'L'Equipe' selbstbewusst: "Wir sind Kandidaten für die Austragung des französischen Grand Prix. Und ich bin von der Tatsache überrascht, dass die für das Dossier verantwortliche Gruppe des Ministeriums so tut, als wäre Le Castellet die einzige Option. In Wahrheit wurden wir nie berücksichtigt, wir wurden nie angehört."
Ligier lobbyiert bei Ecclestone für Magny Cours
Der ehemalige Formel-1-Teamchef Guy Ligier ist Anteilseigner des Circuit de Nevers Magny Cours. Der 81-jährige Franzose spielt nun sogar die bedeutendste Trumpfkarte aus, die es in der Formel 1 gibt - er kontaktierte Bernie Ecclestone. "Ich holte seinen Rat ein", sagt er gegenüber 'L'Equipe'. "Ich habe mit ihm einige Male telefoniert - freundschaftlich. Wir sprachen über das Hotel-Business, und er sagte: 'Guy, ich halte dich auf dem Laufenden'".
Er könnte recht haben, denn die Wahlen werden für Sarkozy eine Zitterpartie. Experten rechnen mit einem Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen ihm und seinem sozialistischen Herausforderer Francois Hollande. Hollande liegt laut letzten Meinungsumfragen knapp voran - der zweite Wahlgang am 6. Mai wird die Entscheidung bringen. Aller Voraussicht nach auch für den Grand Prix von Frankreich.