• 06. April 2012 · 10:09 Uhr

Le Castellet oder Magny Cours: Entscheiden die Wahlen?

Der Präsidentschafts-Wahlkampf in Frankreich dürfte über die Zukunft des Frankreich-Grand-Prix entscheiden - Die Hintergründe

(Motorsport-Total.com) - Vor wenigen Tagen hieß es, die Verhandlungen über eine Formel-1-Rückkehr nach Frankreich stünden kurz vor dem Abschluss. Doch seitdem herrscht in der Grande Nation gespanntes Warten, ob der Grand-Prix-Zirkus nach dem Magny-Cours-Aus 2008 im Jahr 2014 alternierend mit dem Grand Prix von Belgien wieder zurückkehren wird. "Ich drücke die Daumen, dass es passieren wird", hofft auch Lotus-Pilot Romain Grosjean gegenüber 'RMC Sport' auf positive Nachrichten. "Ich habe das Gefühl, dass der Enthusiasmus für den Motorsport neu geboren wurde", spielt er darauf an, dass dieses Jahr nach einigen mageren Saisons drei Franzosen in der Formel 1 an den Start gehen.

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Wo wird der Grand Prix von Frankreich in Zukunft ausgetragen?g Zoom Download

Während Grosjean mit dem Lotus im konkurrenzfähigsten Auto sitzt, kann Jean-Eric Vergne im Toro Rosso immerhin für Überraschungen sorgen. Charles Pic muss im Marussia hingegen kleinere Brötchen backen. "Es gab nach den ersten zwei Rennen sehr viel positives Feedback und außerdem die ersten Punkte für Jean-Eric. Ich hoffe, dass wir bald einen Grand Prix haben werden", sagt Grosjean.

Grand Prix wird zum Politikum

Doch es sieht so aus, als würde der Grand Prix von Frankreich zum Politikum werden: Derzeit befindet sich das Land in einem Präsidentschafts-Wahlkampf - und die Formel 1 wird zum Wahlkampf-Thema. Während der aktuelle Präsident Nicolas Sarkozy, dessen Amt in Gefahr ist, die Bestrebungen einer Formel-1-Rückkehr vorantrieb und klar für ein Rennen in Le Castellet stimmt, sind die sozialistischen Herausforderer für ein Rennen in Magny Cours.

"Ich habe das Gefühl, dass der Grand Prix von Frankreich im Präsidentschafts-Wahlkampf eine Rolle spielt."Patrick Tambay
Kein Wunder, denn der Kurs in Nevers liegt in der Region Nievre, wo die Sozialisten traditionell stark sind. Zudem wurde die Strecke Anfang der 1990er-Jahre unter der Führung von Staatspräsident Francois Mitterand mit enormen Staatssummen auf Formel-1-Niveau gebracht. "Ich habe das Gefühl, dass der Grand Prix von Frankreich im Präsidentschafts-Wahlkampf eine Rolle spielt", glaubt auch Ex-Formel-1-Pilot Patrick Tambay. "Seit 2008 haben wir darüber nichts gehört, und jetzt ist es ein heißes Thema."

Premierminister sieht Le Castellet als "einzige" Variante

Zuletzt macht sogar Premierminister Francois Fillon einen Abstecher nach Le Castellet, um sein Revier abzustecken. Dort rührte er noch einmal die Werbetrommel für einen Rückkehr auf den Circuit Paul Ricard und verwies darauf, dass es sich um die wirtschaftlichste Lösung handelt, da der Businessplan nicht - wie einst in Magny Cours - auf Staatsgeldern beruht.

"In Frankreich gibt es abgesehen von Paul Ricard keinen Kurs, der dazu imstande ist, einen Grand Prix auszutragen."Francois Fillon
"In Frankreich gibt es abgesehen von Paul Ricard keinen Kurs, der dazu imstande ist, den Grand Prix von Frankreich auszutragen", erteilte er Magny Cours einen Seitenhieb. Als Argumente brachte er die Unterstützung der Region und den Verzicht auf Staatsgelder vor. Doch das lässt man in der von der Formel 1 aufgrund des ländlichen Umfeld nicht unbedingt geschätzten Region um Nevers nicht gefallen.

Magny-Cours-Chef versteht die Welt nicht mehr

Serge Saulnier, in den vergangenen Jahren Peugeot-Teammanager in Le Mans und seit 2010 Magny-Cours-Chef, erklärt gegenüber 'L'Equipe' selbstbewusst: "Wir sind Kandidaten für die Austragung des französischen Grand Prix. Und ich bin von der Tatsache überrascht, dass die für das Dossier verantwortliche Gruppe des Ministeriums so tut, als wäre Le Castellet die einzige Option. In Wahrheit wurden wir nie berücksichtigt, wir wurden nie angehört."

"In Wahrheit wurde Magny Cours nie berücksichtigt, wir wurden nie angehört."Serge Saulnier
Dabei gäbe es klare Argumente gegen Le Castellet und für Magny Cours: "Im Gegensatz zu Paul Ricard müssen wir keine großen Investitionen machen, um für die Besucher bereit zu sein." Zudem würde die sozialistische Partei in der Region dafür sorgen, dass die Gelder für das Rennen aufgebracht werden. Und zu guter letzt erhielt der Kurs in Magny Cours erst im Februar den nötigen FIA-Status als Formel-1-Strecke für die kommenden drei Jahre, - dort können 140.000 Zuschauer untergebracht werden. In Le Castellet gibt es hingegen derzeit keinerlei Tribünen.

Ligier lobbyiert bei Ecclestone für Magny Cours

Der ehemalige Formel-1-Teamchef Guy Ligier ist Anteilseigner des Circuit de Nevers Magny Cours. Der 81-jährige Franzose spielt nun sogar die bedeutendste Trumpfkarte aus, die es in der Formel 1 gibt - er kontaktierte Bernie Ecclestone. "Ich holte seinen Rat ein", sagt er gegenüber 'L'Equipe'. "Ich habe mit ihm einige Male telefoniert - freundschaftlich. Wir sprachen über das Hotel-Business, und er sagte: 'Guy, ich halte dich auf dem Laufenden'".

"Ich habe das Gefühl, dass Bernie nicht unterschreibt, bevor er nicht weiß, wie die Wahlen ausgehen werden."Guy Ligier
Ligier geht davon aus, dass die Entscheidung über die Zukunft des Grand Prix von Frankreich erst nach den Präsidentschafts-Wahlen fallen wird: "Ich habe das Gefühl, dass Bernie nicht unterschreibt, bevor er nicht weiß, wie die Wahlen ausgehen werden. Und offen gesagt glaube ich, dass die Sache für Magny Cours noch nicht verloren ist."

Er könnte recht haben, denn die Wahlen werden für Sarkozy eine Zitterpartie. Experten rechnen mit einem Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen ihm und seinem sozialistischen Herausforderer Francois Hollande. Hollande liegt laut letzten Meinungsumfragen knapp voran - der zweite Wahlgang am 6. Mai wird die Entscheidung bringen. Aller Voraussicht nach auch für den Grand Prix von Frankreich.

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