US-Unternehmen erwägt Übernahme der Formel 1
Laut Bernie Ecclestone bereitet Hellman & Friedman, ein Private-Equity-Unternehmen aus San Francisco, ein Angebot zur Übernahme der Formel 1 vor
(Motorsport-Total.com) - Die Formel 1 liegt mehrheitlich im Besitz der Investmentgesellschaft CVC Capital Partners. Diese soll Anfang des Jahres 2011 eine strategische Evaluierung des Formel-1-Engagements durchgeführt haben, einschließlich der Möglichkeiten eines Börsengangs oder Verkaufs. Im April gab der Medienkonzern News Corporation sein Interesse an einer Übernahme der Formel 1 bekannt und die Mubadala Development Company, ein Staatsfonds aus Abu Dhabi, lotet angeblich ebenfalls solche Möglichkeiten aus.
Hellman & Friedman hält Beteiligungen an verschiedenen Unternehmen, darunter die Fotoagentur Getty Images, der Alarmanlagen-Hersteller Securitas Direct und die Forschungsfirma Nielsen. Im Februar 2000 übernahm Hellman & Friedman 37,5 Prozent der Formel-1-Holding SLEC für geschätzte 712,5 Millionen US-Dollar und erwirtschaftete damit drei Monate später 630 Millionen Dollar Gewinn, als die Anteile an EM.TV verkauft wurden, die Vorläuferfirma von Constantin Medien.
Hellman & Friedman führte im Herbst Untersuchungen der Formel-1-Finanzen durch. Laut Ecclestone "treiben sie sich herum und reden mit Leuten. Sie kaufen alles Mögliche." Allerdings hält er fest, dass CVC-Vorstand Donald Mackenzie "nie mit ihnen gesprochen" hat. Hellman & Friedman gibt dazu derzeit keinen Kommentar ab.
2006 bezahlte CVC 1,7 Milliarden Dollar für 69,9 Prozent der Anteile an der Formel 1. Die Richtlinien der Investmentgesellschaft besagen, dass sich jedes Engagement nach spätestens 13 Jahren finanziert haben muss. Die Übernahme hat 2005 stattgefunden, also könnte CVC seine Anteile 2018 verkaufen. Im Vorjahr behauptete Ecclestone, die Formel 1 sei seiner Meinung nach "sechs oder sieben Milliarden Dollar" wert, aber der Wert wird wahrscheinlich steigen, wenn die zwölf Teams ein neues Concorde-Agreement unterschreiben, das sie dazu verpflichtet, auch nach 2012 an der Formel-1-Weltmeisterschaft teilzunehmen.
Das Concorde-Agreement läuft Ende nächsten Jahres aus und regelt die Beteiligung der Teams an den Gesamteinnahmen der Formel 1. Derzeit werden 50 Prozent an die Teams ausgeschüttet, doch diese haben bereits angedeutet, dass sie künftig deutlich mehr wollen. Vor dem Auslaufen des letzten Concorde-Agreements drohten sie mit der Gründung einer Konkurrenz-Rennserie, sollten sie nicht ein größeres Stück vom Kuchen abbekommen. Ecclestones Strategie war damals, ihre Einigkeit zu zerstören, indem er Ferrari erhebliche Bonuszahlungen anbot, um den italienischen Traditionsrennstall zur Unterschrift zu bewegen.
Klausel 4.5 des aktuellen Concorde-Agreements besagt sinngemäß: "Jedes der Teams stimmt zu, das es sich bis zum Ende des letzten Rennens in der Saison 2012 nicht öffentlich über eine alternative Meisterschaft oder Rennserie äußert, die in Konkurrenz zur FIA-Formel-1-Weltmeisterschaft steht." Definiert ist eine solche Konkurrenz als qualitativ hochwertige offene Einsitzer-Serie, die nicht mit Einheitsautos fährt. Kurzum: Das Concorde-Agreement verbietet es den Teams, vor Ende der Saison 2012 mit der Gründung einer eigenen Rennserie zu drohen.
Es besagt außerdem, dass Ecclestone einem einzelnen Teams kein Angebot unterbreiten kann, es sei denn, er unterbreitet allen Teams gleichzeitig gleiche Konditionen. Diese Einschränkung endet jedoch mit dem 31. Dezember 2011 und der Formel-1-Geschäftsführer deutet an: "Mitte nächsten Jahres werden wir in Erwägung ziehen, den Teams ein Angebot zu machen. Im Moment tun wir gar nichts, denn es ist uns bis nächstes Jahr nicht erlaubt, das zu tun, was wir tun wollen." Ein Angebot, das den aktuellen Stillstand brechen und die Teams dazu bringen würde, sich an die Formel 1 zu binden, würde den Return on Investment für CVC maximieren.