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Formel-1-Kommission: Ruhe vor dem Sturm?
Abgesehen von drei Team-Namensänderungen herrscht nach dem Kommissionstreffen vom Donnerstag Funkstille - Droht ein Gerichtsprozess?
(Motorsport-Total.com) - Selbst einen Tag nach dem Meeting der Formel-1-Kommission herrscht Funkstille über die Ergebnisse und Beschlüsse. Bisher ist nur bekannt, dass Renault, Lotus und Marussia-Virgin ihre Teamnamen ändern dürfen - das sickerte von Sitzungsteilnehmern durch, die aber ungenannt bleiben wollen. Dass sonst nichts bekannt ist, ist ungewöhnlich, denn beim von Bernie Ecclestone einberufenen Treffen in Genf standen wichtige Themen auf der Agenda.
Gerüchten zufolge gibt es einen triftigen Grund, warum derzeit kaum etwas nach außen dringt: Angeblich droht ein Gerichtsverfahren - es wird gemunkelt, die Sitzungsteilnehmer, darunter Formel-1-Boss Bernie Ecclestone, FIA-Boss Jean Todt sowie wichtige Vertreter der Teams, Sponsoren, Promoter und des Reifenherstellers, hätten vereinbart, über die Ergebnisse Stillschweigen zu bewahren. Daher sind die möglichen Ursachen für das drohende Verfahren unbekannt.
Kundenauto-Debatte als Zankapfel
Es ist nicht auszuschließen, dass die Kundenauto-Debatte damit in Zusammenhang steht. McLaren steht in technischen Partnerschaften mit Force India und Marussia-Virgin. Im Concorde-Agreement ist geregelt, dass die Teams Motor und Kraftübertragung von anderen Konstrukteuren beziehen dürfen, alles andere muss geistiges Eigentum sein.
Ein Team hat nun offenbar eine Klarstellung des Begriffs "Konstrukteur" beim Kommissionstreffen beantragt. Auslöser könnten die plötzlichen Leistungssprünge von Force India und auch Toro Rosso gewesen sein. Das italienische Red-Bull-B-Team darf seinen Boliden seit 2010 nicht mehr von Red Bull beziehen, sondern muss als eigener Konstrukteur auftreten.
Beobachter wurden nun stutzig, weil die Mannschaft von Franz Tost seit einigen Rennen in großen Schritten nach vorne drängt. Im Fahrerlager gibt es den Vorwurf, die Truppe würde nach wie vor illegaler Weise technisch von Red Bull unterstützt.
Ecclestones politisches Spiel
Einiges deutet auch daraufhin, dass das Thema Kundenautos für Ecclestone bloß ein Instrument ist, um Ferrari auf seine Seite zu ziehen. Ferrari-Boss Luca di Montezemolo fordert seit Jahren die Möglichkeit, einen dritten Ferrari einsetzen oder an ein anderes Team vermieten zu dürfen - nun unterstützt auch der Formel-1-Boss diese Idee. Da die Roten aus Maranello in der Formel 1 immer noch eine Sonderstellung genießen, benötigt Ecclestone ihre politische Unterstützung, um einen Keil in die Teamorganisation FOTA zu treiben.
Jetzt ist dafür ein günstiger Zeitpunkt, denn die hitzigen Debatten um das selbst auferlegte Ressourcen-Restriktions-Abkommen RRA, das die Ausgaben der Rennställe regelt, haben die FOTA destabilisiert. Das aktuelle Concorde-Agreement, das vorgibt, wer welchen Anteil an den Formel-1-Einnahmen erhält, läuft Ende 2012 aus - die Teams wollen nun einen deutlich höheren Anteil am Kuchen als die bisherigen 50 Prozent. Je zerstrittener sie sind, desto besser ist Ecclestones Verhandlungs-Position.
Auch wenn auf den ersten Blick der Eindruck entsteht, dass sich für dritte Autos oder Kundenautos kaum eine Mehrheit finden lässt, darf man die Situation nicht unterschätzen. Dafür wären 18 von 26 Stimmen der Formel-1-Kommission notwendig gewesen. Es ist Ecclestone zuzutrauen, dass er Rennveranstalter, Reifenhersteller Pirelli und Sponsoren auf seine Linie eingeschworen hat. Wenn dann noch einige Teams zustimmen, dann sind 18 Stimmen kein Ding der Unmöglichkeit.
Formel-1-Kalender 2012 nicht beschlossen
Im Laufe des Tages wurde berichtet, dass der 20 Rennen umfassende Kalender für die Saison 2012 mit den umstrittenen Grands Prix in Bahrain, Südkorea und Austin abgesegnet wurde. Dies muss allerdings angezweifelt werden, denn der Kalender fällt nicht in den Einflussbereich der Kommission, sondern ist Ecclestones Angelegenheit. Er kann ohnedies erst bei der kommenden Sitzung des FIA-Weltrats Anfang Dezember ratifiziert werden.
Die Zustimmung der Teams ist bei den Rennen notwendig, die 17 WM-Läufe übersteigen, sowie, wenn mehr als 50 Prozent der Grands Prix außerhalb Europas stattfinden, was Ecclestone durch die Streichung eines spanischen Rennens und der USA-Premiere in Texas verhindern könnte. Beim Kommissionstreffen ging es vielmehr darum, Unklarheiten im Entstehungsprozess des Kalenders, der im Concorde-Agreement geregelt ist, zu beseitigen.