• 27. Mai 2011 · 19:55 Uhr

Human Rights Watch appelliert an FIA und FOTA

Entscheidende Entwicklung im Fall Bahrain? Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch schaltet sich mit einem Schreiben ein...

(Motorsport-Total.com) - Mit der Einmischung der internationalen Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) erhält die Diskussion um einen Nachholtermin für den Grand Prix von Bahrain eine neue Dimension. Denn HRW hat den letztendlich entscheidungsbefugten Automobil-Weltverband FIA und die Teamvereinigung FOTA in einem Schreiben dazu aufgefordert, Bahrain zu meiden.

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Ein Grand Prix in Bahrain wird für dieses Jahr immer unwahrscheinlicher Zoom Download

Der Verband und die Teams sollten laut HRW die "ernsthaften Menschenrechtsverletzungen" vor Augen haben, wenn sie in Betracht ziehen, noch dieses Jahr wieder in Bahrain zu fahren. Bekanntlich hatte die sunnitische Königsfamilie in den vergangenen Monaten einen vor allem von den unterdrückten Schiiten im Land initiierten Volksaufstand brutal niedergeschlagen. Noch bis 1. Juni, also zwei Tage vor der FIA-Entscheidung in der Bahrain-Frage, ist der Ausnahmezustand ausgerufen.

"Traurigerweise haben ernsthafte Verstöße wie willkürliche Verhaftungen, Isolationshaft und mutmaßliche Folter durch die Behörden in Bahrain schon vor der Ausrufung des Ausnahmezustands Mitte März stattgefunden", argumentiert HRW-Menschenrechtler Tom Porteous. "Es gibt daher kaum einen Anlass, daran zu glauben, dass das Ende des Ausnahmezustands am 1. Juni für das bedrohliche menschenrechtliche Klima in Bahrain einen großen Unterschied machen wird."

HRW verweist in diesem Zusammenhang auf zahlreiche nationale Journalisten, die von Regierungsbehörden brutal niedergeschlagen und inhaftiert wurden. Auch internationale Berichterstatter bekamen die harte Faust des Al-Chalifa-Regimes bereits zu spüren, so zum Beispiel Journalist Frederik Richter von der Nachrichtenagentur 'Reuters', der am 20. April des Landes verwiesen wurde. 'Reuters' ist nebenbei bemerkt Sponsor des Williams-Teams.

Außerdem sollen ein Viertel der Angestellten des Bahrain-International-Circuit (BIC) angeblich im Gefängnis sitzen. Porteous: "Die internationalen Rennfunktionäre sollten die Behörden in Bahrain nach dem Schicksal und Wohlergehen der BIC-Mitarbeiter fragen. Außerdem sollten sie angesichts des Ausmaßes der Menschenrechtsverletzungen darüber nachdenken, ob es wirklich angemessen wäre, dieses Jahr einen Formel-1-Event in Bahrain abzuhalten."

Das HRW-Statement hat theoretisch keine unmittelbaren Auswirkungen auf die Entscheidungsträger in der Formel 1, praktisch handelt es sich dabei aber sehr wohl um eine wichtige Entwicklung. Denn abseits der Fachmedien wird nun auch die Masse der Gesellschaft auf dieses Thema aufmerksam gemacht, sodass der internationale mediale Druck, Bahrain aus menschenrechtlichen Gründen zu meiden, wohl immer weiter wachsen wird.

Sollte Bahrain wie geplant am 30. Oktober den ursprünglichen Indien-Termin bekommen, dann würde Indien übrigens eher am 11. als am 4. Dezember das Saisonfinale austragen, um ein "Back-to-Back"-Rennen mit Brasilien zu vermeiden. "Wir haben über die Möglichkeit gesprochen, durch die das letzte Rennen nicht in der ersten Dezember-Woche stattfinden würde, sondern in der zweiten", bestätigt Ferrari-Teamchef Stefano Domenicali.

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