Motorenfrage: Ecclestone weist FIA zurecht

Bernie Ecclestone fordert die FIA auf, sich aus der Motorenfrage herauszuhalten und die Entscheidung den Inhabern der kommerziellen Rechte zu überlassen

von Christian Nimmervoll · 03.05.2011 15:18

(Motorsport-Total.com) - Die für 2013 geplante Einführung der neuen 1,6-Liter-Turbomotoren mit vier Zylindern in Reihe, maximal 12.000 Umdrehungen pro Minute und einem "Grün-Anstrich" in Form eines weiter verstärkten Hybridsystems KERS spaltet die Formel 1. Schärfster Gegner des neuen Motorenformats ist ausgerechnet Bernie Ecclestone.

Bernie Ecclestone ärgert sich über das Festhalten der FIA am neuen Turbo

"Der geplante Motor passt nicht in die Formel 1", wiederholt er in einem Interview mit der 'Welt' seine bereits zuvor eindeutig formulierte Ablehnung gegenüber den Plänen des Automobil-Weltverbands FIA. "Er wird einen fürchterlichen Sound haben und nicht das repräsentieren, was die Fans wollen, nämlich einen Motor, der wie ein Formel-1-Motor klingt, also nach etwas Aufregendem, das für den Glamour des Grand-Prix-Sports steht."

Ecclestones Wort hat Gewicht

Als Vertreter der Inhaber der kommerziellen Rechte an der Formel 1 hat Ecclestone eigentlich kein direktes Mitspracherecht am Reglement, allerdings ist er im Fahrerlager dank seiner Kontakte so mächtig, dass sein Wort auch dort Gewicht hat, wo es eigentlich bedeutungslos sein müsste. Dass die FIA und die Teams im Regelbereich das alleinige Sagen haben, ist ein Märchen - und das nicht nur, weil Ecclestone einen Sitz im FIA-Motorsport-Weltrat bekleidet.

"Die FIA sollte ihre Ideen in den Segmenten vertreten, wo sie hingehören, und zwar bei den Tourenwagen und Sportwagen", fordert der 80-Jährige den Weltverband unmissverständlich auf, sich nicht in Formel-1-Entscheidungen einzumischen. "Diese Autos fahren auf normalen Straßen, Formel-1-Rennwagen nicht. In anderen Rennserien kann man mit umweltfreundlichen Techniken eine Verbindung von der Rennstrecke zum Straßenverkehr herstellen."

Der für 2013 geplante Motor passe vom Konzept her "nicht in das Bild des Grand-Prix-Sports", findet Ecclestone und betont: "Ich wehre mich dagegen, weil es die Attraktivität der Formel 1 beschädigen, im schlimmsten Fall sogar umbringen könnte. Diese Motorenentscheidung ist eine Initiative, die von Leuten getroffen wird, die im Gegensatz zu CVC, den Promotern und Sponsoren nicht die katastrophalen Auswirkungen tragen müssen, sollte der Plan schief laufen."

Concorde-Agreement als wahrer Auslöser

"Jean und ich kennen uns seit vielen Jahren und sind lange befreundet."Bernie Ecclestone
Insider vermuten freilich, dass die heiße Diskussion um die Motoren nur ein Ventil ist, aus dem die wahren Spannungen hinter den Kulissen hervorströmen. Denn in den nächsten Monaten muss ein neues Concorde-Agreement verhandelt werden - die aktuelle kommerzielle Vereinbarung zwischen den Inhabern der kommerziellen Rechte, der FIA und den zwölf derzeitigen Teams läuft am Ende des Jahres 2012 aus.

Besonders Ecclestone und Todt gehen diesbezüglich auf Konfrontationskurs, auch wenn Ecclestone offiziell behauptet: "Jean und ich kennen uns seit vielen Jahren und sind lange befreundet. Ich habe ihn damals von Peugeot zu Ferrari gebracht und die FIAT-Leute von seinen Qualitäten überzeugt. Das sagt viel darüber aus, was ich von ihm als Manager und Mensch halte." Nur in der Motorenfrage sei man "unterschiedlicher Meinung", so der Formel-1-Geschäftsführer.