Grand-Prix-Pläne: Hartes Gerangel um Rom
Über Pläne für ein Stadtrennen in Rom soll im Dezember abgestimmt werden - Gegner formieren sich, Monza fürchtet langfristig um sein Rennen
(Motorsport-Total.com) - Spätestens 2013 soll die Formel 1 durch die Straßen des EUR-Distrikts in der italienischen Hauptstadt Rom fahren. So wünscht es sich zumindest der dortige Bürgermeister Gianni Alemanno, der bei seinen Planungen auch von Formel-1-Boss Bernie Ecclestone unterstützt wird. Doch der Stadtrat in Rom will verhindern, dass Alemanno bei der Umsetzung seines Traums einen Alleingang hinlegt. Konsequenz: Das Projekt kommt im Dezember zur Abstimmung.
Der Vertrag zwischen dem örtlichen Promoter Maurizio Flammini und Ecclestone ist eigentlich unter Dach und Fach, könnte aber nochmals auf dem Prüfstein stehen. Bevor sich die Abgeordneten des Stadtrates pro oder contra Grand Prix entscheiden müssen, macht Alemanno noch einmal Werbung. "Rom ist für Geschichte und seine Wahrzeichen bekannt, aber wir müssen ein Image herstellen, das Rom nicht mehr nur als ein einziges Museum darstellt", sagt der Bürgermeister.
"Wir wollen ein modernes Image und die Formel 1 kann uns auf diesem Weg helfen", erklärt Alemanno und hofft auf die Unterstützung vieler Mitglieder des Satdtrates. Aber nicht nur der Bürgermeister stellt seine Wünsche dar, sondern auch die Opposition. "Wir sind alle wegen der grünen Umgebung in den Distrikt EUR gezogen. Die Formel 1 würde hier alles auf den Kopf stellen", sagt Maria Cristina Lattanzi, Sprecherin der Bürgerinitiative gegen die Austragung des Rennens.
Nicht nur innerhalb der Mauern der "Ewigen Stadt" wird hitzig diskutiert. Auch aus Monza sind laute Stimmen zu vernehmen. Zwar konnte man dort den Abschluss eines neuen Vertrages über die Austragung des Grand Prix bis 2016 feiern, aber dennoch macht man sich Sorgen um die langfristige Zukunft. "Rom ist deutlich stärker als wir", sagt Monzas Bürgermeister Marco Mariani. "Ohne das Rennen würden uns jährlich 100 Millionen Euro verloren gehen, 2.000 Jobs würden wohl wegfallen."
In Rom hält man gleichzeitig das Ergebnis einer Studie hoch, das den Grand Prix in den Straßen des EUR-Stadtteils positiv darstellt. Von jährlichen Mehreinnahmen in Höhe von 116 Millionen Euro ist dort die Rede und von der Aussicht auf sagenhafte 10.000 neue Arbeitsplätze. Auf Grundlage dieser Zahlen machte die Stadt sofort die Zusage, für die Austragung des Grand Prix bis zu 200 Millionen Euro bereitzustellen.
"Ich fürchte, wir verlieren den Grand Prix nach 2016", meint Enrico Ferrari, der Geschäftsführer des "Autodromo Nazionale di Monza", gegenüber 'Bloomberg'. "Bernie will glamouröse Rennen in großen Städten. Gleichzeitig wird jedes Land im Zuge der Globalisierung maximal ein Rennen pro Jahr bekommen - und Rom ist nun einmal die Hauptstadt von Italien", schwant Ferrari Böses.
Aus Sicht des Monza-Geschäftsführers wäre es ein großer Fehler, sollte sich Ecclestone zur Streichung des traditionellen Highspeedrennens im Parco di Monza entscheiden. "In der Formel 1 dreht sich alles um Geschwindigkeit", sagt Ferrari. "Es gibt nur noch wenige Kurse, die passende Voraussetzungen für Speed und Überholmanöver mitbringen: Silverstone, Spa und eben Monza. Die bisherigen Versuche, dies auf Stadtkursen zu bekommen, schlugen fehl. Dort gibt es niemals ein Highspeedspektakel."