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Zu viel Geld? Fünf Teams zum Verkauf!
Force India, Sauber, Toro Rosso, HRT und Virgin: Bei fünf von zwölf Teams würden Investoren wohl auf Gehör stoßen, falls sie sich einkaufen möchten
(Motorsport-Total.com) - Man spürt auch in der Formel 1, dass die Wirtschaft nach dem Überstehen der weltweiten Finanzmarktkrise wieder anzieht: Die freiwillige Sparvereinbarung RRA wurde zwar verlängert, aber gelockert, das strikte Testverbot während der Saison würden die meisten Teams am liebsten wieder abschaffen und die Sponsorensuche gestaltet sich einfacher, als das noch vor einigen Monaten der Fall war.
Doch die Königsklasse des Motorsports ist nach wie vor kein billiges Business, sodass nach Informationen von 'Motorsport-Total.com' gleich fünf der zwölf Teams Bereitschaft zeigen, zumindest Anteile zu verkaufen. Dabei handelt es sich um Force India, Sauber, Toro Rosso, HRT und Virgin. Dass auch Toro Rosso wieder zum Verkauf steht, ist neu - und inoffiziell: "Es gibt Gerüchte, aber derzeit haben wir keine solchen Pläne", lässt eine Red-Bull-Sprecherin ausrichten.
Als Gerhard Berger seine 50 Prozent an Toro Rosso nach der bisher erfolgreichsten Saison des Teams (Sieg mit Sebastian Vettel in Monza) im November 2008 an Red Bull zurückverkauft hat, war der ursprüngliche Plan von Dietrich Mateschitz, den Rennstall aus Faenza komplett an eine dritte Partei zu verscherbeln. Red Bull stellte sich dafür einen Kaufpreis von 80 Millionen Euro vor, doch trotz einiger vager Interessenten kam es zu keinem Abschluss.
Toro Rosso deutlich billiger zu haben
So soll zum Beispiel Eddie Irvine mit Toro Rosso gesprochen haben, ebenso wie das deutsche Motorsportunternehmen HWA, an dem der heutige Williams-Teilhaber Christian "Toto" Wolff beteiligt ist. Doch obwohl Toro Rosso aufgrund neuer Bestimmungen inzwischen keine Synergien mehr mit dem Red-Bull-Team nutzen kann, gab es lange Zeit auch hinter den Kulissen keine Signale, dass das Team zum Verkauf stehen könnte.
Aber weil für Mateschitz bei aller Liebe zum Motorsport die Wirtschaftlichkeit immer im Vordergrund gestanden ist, könnte sich Red Bull künftig wieder auf ein Team beschränken und Toro Rosso abgeben. Der Kaufpreis wurde inzwischen auf 30 Millionen Euro reduziert, wie man hört, dafür sind die Betriebskosten wegen der neuen Kundenauto-Regelung höher geworden. Doch konkrete Interessenten gibt es dem Vernehmen nach nicht.
Zwar werden Jacques Villeneuve und seine Partner von Durango mit Toro Rosso in Verbindung gebracht, doch der Formel-1-Weltmeister von 1997 hat sich geistig bereits in Richtung NASCAR verabschiedet: "Wir ziehen in Erwägung, das Geld, das wir für die Formel 1 vorgesehen hatten, nach Nordamerika zu transferieren, um ein NASCAR-Programm zu entwickeln", so Villeneuve, dessen Ansuchen um den 13. Formel-1-Startplatz von der FIA abgelehnt wurde.
Andere Medien verheiraten Toro Rosso schon mit dem reichsten Mann der Welt, Carlos Slim. Dass sich der Mexikaner ab 2011 in der Formel 1 engagieren wird, gilt als wahrscheinlich, allerdings steht er wohl eher dem Sauber-Team am nächsten. Dort könnte er mit seinen Telmex-Millionen ein Cockpit für seinen Landsmann Sergio Pérez finanzieren. Den mexikanischen GP3-Champion Esteban Gutiérrez hat Sauber bereits als Testfahrer verpflichtet.
Sauber wartet auf den richtigen Zeitpunkt
Peter Sauber übernahm die Kontrolle über seinen Hinwiler Formel-1-Rennstall nach dem Ausstieg von BMW nicht ganz freiwillig und kündigte bei der Präsentation des C29 auch an, dass er seine Anteile wieder verkaufen möchte. Der Schweizer wolle nur einen wirtschaftlich besseren Zeitpunkt abwarten, hieß es damals. In den folgenden Monaten wurden in Hinwil unter anderem Leute wie Gerhard Berger oder Nicolas Todt gesehen, ehe die Slim-Gerüchte losgingen.
Dem spanischen HRT-Rennstall, der im deutschen Greding stationiert ist, werden ebenfalls akute Finanzsorgen nachgesagt, die Teamchef Colin Kolles jedoch hartnäckig dementiert. Ebenso leugnet Kolles Fusionsgespräche mit Epsilon Euskadi und Verhandlungen mit Villeneuve/Durango. Das bedeutet jedoch nicht, dass HRT bei Übernahmeangeboten grundsätzlich abblockt, denn Eigentümer José Ramón Carabante könnte Investoren gut gebrauchen.
"Es ist nicht so, dass das Team zum Verkauf steht und zu einem Dumpingpreis verkauft wird", gibt Kolles zu Protokoll. Allerdings möchte er diesen Satz nicht ohne Ergänzung stehen lassen: "Wenn Investoren bereit sind, Partnerschaften einzugehen, dann ist das eine normale Sache. Das gilt aber für alle, von A bis Z - wie sich Mubadala bei Ferrari einkauft, Aabar bei Mercedes oder andere arabische Gruppen bei McLaren. Da ist nichts Schlimmes dabei."
HRT bleibt aber weiterhin im Mittelpunkt vieler Spekulationen. So wurde zum Beispiel in Monza gemunkelt, dass das Team aus Kostengründen nicht zu den Überseerennen reisen könnte, was mit dem Antreten in Singapur zunächst widerlegt wurde. Zudem hört man immer wieder, dass das Team die Saison nicht beenden wird. Kolles dementierte dies jedoch stets und verweist auf die bisher so erfolgreiche Rettung des Campos-Projekts, aus dem HRT hervorgegangen ist.
Virgin und Force India nicht unverkäuflich
Sogar bei Virgin würden Investoren offene Türen einrennen, obwohl Konzernchef Richard Branson angekündigt hat, dass er sein Engagement fortführen wird. Nur: Bransons Virgin-Gruppe besitzt keine Mehrheit am Formel-1-Team, sondern ist in erster Linie Titelsponsor. Sollte jemand bei Teamchef John Booth anklopfen und einen dicken Scheck auf dessen Motorsportfirma Manor ausstellen, könnte auch hier ein Eigentümerwechsel vollzogen werden.
Bleibt noch der Spezialfall Force India. Zwar ist es Vijay Mallya gelungen, das ehemalige Jordan-, MF1- und Spyker-Team sportlich zu konsolidieren, doch Brancheninformationen zufolge warten Force-India-Partner immer noch am längsten auf die ihnen zustehenden Überweisungen und auch vom Manager eines Force-India-Vertragspiloten wurde uns kürzlich gesteckt, dass das Team unverändert in akuten Finanzproblemen steckt.
Mallya träumt zwar davon, beim ersten Grand Prix von Indien im kommenden Jahr einen indischen Force-India-Piloten auf dem Podium zu sehen, doch sobald diese Mission erfüllt ist, könnte auch er verkaufen und sich wieder auf sein Flug- und Alkoholbusiness konzentrieren. Was viele jedoch nicht wissen: Mallya ist nicht alleiniger Force-India-Eigentümer, sondern nahezu gleichberechtigt mit der niederländischen Mol-Familie, die etwa die Hälfte der Anteile kontrolliert.
Übrigens: Zu den potenziellen Käufern aller Teams gehört auch ein serbisch-tschechisches Gremium um Geschäftsmann Zoran Stefanovic, der eigenen Angaben nach "mit vier Teams" in Kontakt steht, wie er kürzlich gegenüber 'Motorsport-Total.com' verraten hat. Allerdings ist man in der Branche vorsichtig geworden, was Stefanovics Behauptungen angeht, seit er mit seinem Projekt, das ehemalige Toyota-Team in die Formel 1 zu bringen, kläglich gescheitert ist.