Haug und Brawn: Rosige Zukunft für Mercedes?
Norbert Haug und Ross Brawn sind mit dem Status quo noch nicht zufrieden, sehen für Mercedes aber großes Potenzial in der Formel 1
(Motorsport-Total.com) - Die Gegenwart ist zumindest laut Starfahrer Michael Schumacher eher rostig, aber die Zukunft des Mercedes-Werksteams in der Formel 1 soll rosig sein. Davon sind zumindest Teamchef Ross Brawn und Sportdirektor Norbert Haug überzeugt - noch mehr, seit Nico Rosberg gestern in Malaysia zum ersten Mal auf das Podium gefahren ist.
Brawn war zwar schon im vergangenen Jahr Weltmeister, doch damals hatte das Team aus Brackley praktisch keine Perspektive. Aus der ursprünglichen Tyrrell-Mannschaft war binnen eines Jahrzehnts erst BAR, dann Honda und schließlich Brawn geworden. Unter privater Führung fehlte jedoch an allen Ecken und Enden das Geld. Die Einigung mit Daimler und der arabischen Investmentgruppe Aabar war für Ross Brawn fast der größere Erfolg als der WM-Titel auf der Strecke.
Brawns Zukunft ist gesichert
"Wir hatten ein unglaubliches Jahr 2009, aber wir hatten keinen Zukunftsplan, keine langfristige Finanzierung, keine Werksunterstützung", erinnert sich der Erfolgsteamchef. "Über den Winter haben wir all diese Partner gefunden: Daimler, Aabar, Petronas. Jetzt haben wir ein gutes Sponsorenportfolio. Das war nur dank unserer Partnerschaft mit Daimler möglich. Dadurch können wir für die Zukunft planen. Ich muss mich nicht mehr fragen, wie wir unsere Rechnungen zahlen sollen."
"Durch die Anteilsübernahme von Daimler und Aabar haben wir Stabilität und Sicherheit gewonnen, weil die finanzielle Situation des Teams jetzt viel besser ist", sagt er. "Als Brawn hätten wir zum Beispiel niemals einen Partner wie Petronas gewonnen. Für Petronas war die Marke Mercedes-Benz interessant, ebenso wie die B2B-Arrangements für die Zukunft. Für das Team hat es sich großartig entwickelt, aber vor sechs Monaten habe ich noch nicht gewusst, wie es sich entwickeln wird."
Für Daimler war die Übernahme ebenfalls ein strategisch kluger Schritt, denn selbst in Anbetracht diverser Sparmaßnahmen in der Formel 1 steckte Mercedes 2009 geschätzte 65 Millionen Euro in die Partnerschaft mit dem McLaren-Team. Das soll jetzt ganz anders sein: "Daimler investiert kein Geld in dieses Team. Als Konstrukteursweltmeister steht Brawn ein großer Anteil an den Preisgeldern zu. Den Rest finanzieren die Sponsoren", behauptet Haug.
Weniger Geld, mehr Erfolg?
"Wir sind verantwortlich für den Motor und unsere kleine Mannschaft in Stuttgart. Das sind weniger als 20 Leute für Controlling, Marketing und die Medien. Das ist eine gute Basis für die Zukunft", hält der Deutsche fest. Sportlich wolle man jedoch für weniger Geld noch erfolgreicher sein als früher: "Wir sind noch nicht dort, wo wir sein wollen, aber die Aufstellung und die Stimmung sind gut und alle arbeiten sehr konzentriert und fokussiert zusammen."
"In Melbourne haben wir einen besseren Job gemacht als in Bahrain und hier haben wir einen besseren Job gemacht als in Melbourne. Wir steigern uns Schritt für Schritt", findet Haug. "Wir brauchen noch Zeit. Ich sage nicht, dass wir in Barcelona gewinnen werden, aber ich bin mir absolut sicher, dass es in die richtige Richtung geht. Wie lange es dauert, weiß ich nicht, aber dieses Team ist gut zusammengesetzt."
Dass Mercedes kompetent genug ist, um sich im Kräfteverhältnis der Formel 1 nach oben zu arbeiten, haben die Stuttgarter schon mehrfach bewiesen - zuletzt 2004, als die damaligen V10-Motoren reihenweise verrauchten. "Jetzt sagt man, dass wir den besten Motor im Feld haben", betont Haug. "Oder auch die Boxenstopps: Niemand war da heute schneller als Nicos Crew. Das sind kleine Dinge, die dem Team Auftrieb geben."