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Frankreich wartet auf Grand Prix: Regierung blockt
Im Pariser Vorort Sarcelles laufen die Vorbereitungen zum Bau einer neuen Rennstrecke weiter: Regierung folgt der Linie der Umweltschützer
(Motorsport-Total.com) - Durch die Wahl von Jean Todt zum neuen Präsidenten des Automobilweltverbandes FIA keimte bei den Formel-1-Fans in Frankreich Hoffnung auf. Der Landsmann wird's schon richten und binnen kürzester Zeit die Königsklasse in die "Grande Nation" zurückholen, so der Tenor. Zwar drückte Todt sofort nach Amtsantritt seine Bereitschaft diesbezüglich aus, doch werden sich die Fans in Frankreich trotzdem wohl noch lange gedulden müssen.
Die französische Regierung um Nicolas Sarkozy fährt zurzeit einen intensiven grünen Kurs. Der Umweltschutz liegt den Politikern am Herzen. So sehr, dass man sich bezüglich der sehr konkreten Formel-1-Pläne in Flins-sur-Seine kurzfrstig auf die Seite der - gar nicht mal so zahlreichen - Umweltschützer der Region stellte und die bereits in Aussicht gestellte finanzielle Hilfe für die Formel-1-Rückkehr zurückzog.
Wo soll die Königsklasse überhaupt fahren? Eine Rückkehr ins ungeliebte Magny-Cours erscheint unwahrscheinlich, nach Le Castellet will man auch nicht unbedingt. Ein spektakuläres Projekt im Disneyland Paris scheiterte an der Finanzierung und in Flins-sur-Seine hat man die Pläne in den Schubladen verschwinden lassen. Es bleibt nun noch die Hoffnung auf ein Projekt im Pariser Vorort Sarcelles.
Viele prominente französische Ex-Piloten (Alain Prost und Co.) machen sich für einen zukünftigen Grand Prix in Sarcelles stark. Die gesamte Region an der nördlichen Peripherie der französischen Hauptstadt hat große Hoffnungen. In Sarcelles geht es nicht nur um erstklassigen Rennsport, sondern um eine gurndlegenede sozialpolitische Veränderung vor Ort.
Als im Jahr 2005 viele Mitglieder sozialer Unterschichten unter anderem auch in Paris randalierten, war Sarcelles die Keimzelle dieser Proteste. Durch sozialen Wohnungsbau, hohe Arbeitslosigkeit und ein Mangel an Perspektiven für Jugendliche entstand in der 60.000-Einwohner-Stadt ein sozialer Brennpunkt. Bürgermeister François Pupponi hofft durch den Rennstreckenbau auf Schaffung von Arbeitsplätzen und Perspektiven.
Die Stadt hat bereits frühzeitig eine Fläche von rund 110 Hektar für den Streckenbau ausgewiesen, die Baugenehmigungen sind offenbar nur noch Formsache. Auch die Finanzierung des Baus scheint keine größeren Probleme zu bereiten. Im kommenden Jahr könnte man mit den Arbeiten beginnen, die Strecke demnach im Jahr 2013 fertig sein. Kehrt die Formel 1 also in drei Jahren nach Frankreich zurück? Wahrscheinlich nicht.
Es scheitert an den Antrittsgeldern, die Bernie Ecclestone für die Auftritte seines Formel-1-Zirkus verlangt. Hier wäre Sarcelles - ebenso wie viele Austragungsorte weltweit - auf Unterstützung der Regierung angewiesen. Doch diese bleibt aus, weil man dem umweltbewussten Wähler nicht vor den Kopf stoßen möchte. Das Argument: Der CO2-Ausstoß der Boliden sei nicht zu verantworten. Was Sarkozy und Co. dabei vergessen ist die Tatsache, dass der Schadstoffausstoß der Autos von Fans auf dem Weg zu Veranstaltung ungleich höher wäre.