Lob für Offenheit über Depressionen: "Brauchen mehr Leute wie Hamilton"

Experten für mentale Gesundheit loben Lewis Hamilton für dessen jüngste Enthüllungen und hoffen, dass diese eine "starke Wirkung" entfalten

(Motorsport-Total.com) - Mercedes-Pilot Lewis Hamilton ist bekannt dafür, offen über mentale Probleme zu sprechen. Erst kürzlich offenbarte er in einem Interview, wie früh er bereits mit Mobbing und Depressionen zu kämpfen hatte. Dafür hat ihn eine führende Wohltätigkeitsorganisation für psychische Gesundheit jetzt gelobt.

Für Lewis Hamilton sind mentale Probleme längst kein Tabuthema mehr

"Wir sind Lewis Hamilton dankbar, dass er so offen über seine Erfahrungen mit Depressionen und die Auswirkungen, die der Rassismus über viele Jahre hinweg auf ihn hatte, spricht", sagt Joe Levenson von der Organisation Mind gegenüber Autosport, einer Schwesterpublikation von Motorsport-Total.com.

"Sich zu äußern, kann dazu beitragen, Gespräche zu normalisieren und das Stigma zu bekämpfen, das die psychische Gesundheit so oft umgibt", betont er. "Wir bei Mind wissen, dass es eine große Wirkung haben kann, wenn Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens offen über ihre psychische Gesundheit sprechen."

"Unsere Untersuchungen haben gezeigt, dass eine von fünf Personen ein Gespräch über ihre psychische Gesundheit begonnen hat, nachdem sie von einem Prominenten oder einer Person des öffentlichen Lebens gehört hat, die ihre Erfahrungen teilt."

Hamilton: Schon früh mentale Probleme

So wie Hamilton zuletzt im Gespräch mit dem Magazin Sunday Times Style. "Als ich in meinen Zwanzigern war, hatte ich einige wirklich schwierige Phasen. Ich meine, ich habe mein ganzes Leben lang mit psychischen Problemen zu kämpfen gehabt", verriet der siebenmalige Formel-1-Weltmeister dort.

Fotostrecke: Interview Lewis Hamilton: "Immer als Außenseiter gefühlt"

"Depressionen. Schon sehr früh, als ich etwa 13 Jahre alt war. Ich glaube, es waren der Druck des Rennsports und Probleme in der Schule. Das Mobbing. Ich hatte niemanden, mit dem ich reden konnte." Vor einigen Jahren habe er zwar mit einer Therapeutin gesprochen, "aber das war nicht wirklich hilfreich".

"Heute würde ich gerne jemanden finden", sagt Hamilton. Denn darüber zu reden und sich mitzuteilen hilft. Doch so offen, wie der Brite heute damit umgeht, war er nicht immer. "Wenn ich das Gefühl hatte, dass es Unrecht gibt, hatte ich nicht das Gefühl, dass ich es aussprechen könnte", gibt der 39-Jährige zu.

Hamilton will seine Plattform sinnvoll nutzen

Den Zeitpunkt, an dem ihm klar wurde, dass er seine Position nutzen wollte, um auf Ungerechtigkeiten hinzuweisen, kann Hamilton jedoch klar benennen.

Es war, nachdem er ein Video vom Mord an George Floyd gesehen hatte. "Der Knoten platzte. Ich sank auf meine Knie und weinte, all diese Emotionen kamen heraus. Es war eine so seltsame Erfahrung, denn ich kann mich nicht daran erinnern, dass ich geweint habe, seit ich sehr jung war. Ich wusste, dass ich genug hatte."

"Es gibt Menschen, die schweigen, Menschen, die sich sprachlos fühlen, und ich habe diese Plattform. Meisterschaften zu gewinnen ist eine tolle Sache, aber was macht man damit? Was machst du mit deiner Zeit auf diesem Planeten?"