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"Sie glauben wohl, sie sind Stirling Moss!"
Gedenkfeier für Formel-1-Legende Stirling Moss in London: Wer alles vor Ort war, wie an Moss erinnert wurde und welche Anekdoten für Schmunzeln sorgten
(Motorsport-Total.com) - Sichtlich bewegt spricht der dreimalige Formel-1-Weltmeister Jackie Stewart. Und er hält dabei ein kleines Dokument in seinen Händen, das ihm sehr viel bedeutet: Es ist ein Original-Autogramm von Stirling Moss. Stewart selbst hat es sich als Jugendlicher geholt, als er seinen großen Motorsport-Helden bei einem Rennen in Nordengland traf.
Formel-1-Legende Moss war im April 2020 zu Beginn der Corona-Pandemie im Alter von 90 Jahren verstorben. Eine Gedenkfeier hatte aufgrund der Pandemie-Folgen lange nicht stattfinden können. Jetzt aber wurde sie nachgeholt, und das im großen Stil: Viel (Motorsport-) Prominenz strömte nach London in die bekannte Westminster Abbey, um der Veranstaltung beizuwohnen. Rund 2.000 Besucher sollen es gewesen sein.
Aus der aktuellen Formel 1 saß unter anderem Red-Bull-Teamchef Christian Horner unter den Anwesenden, genau wie Sportwagen-Größe Derek Bell. Das britische Königshaus war durch Prinz Edward vertreten. Und selbst Schauspieler Rowan Atkinson ("Mr. Bean") nahm an der Gedenkfeier teil, für die auch einzelne Fans Tickets erworben hatten.
Die vermutlich weiteste Anreise aber hatte ein Sohn des fünfmaligen Formel-1-Weltmeisters Juan Manuel Fangio, der eigens aus Argentinien nach London kam, um bei der offiziellen Verabschiedung des einstigen Teamkollegen seines Vaters dabei zu sein.
Moss als der "ewige Zweite" hinter Fangio
Zu Lebzeiten waren Fangio und Moss unter den Superstars der 1950er-Jahre in der Formel 1 gewesen. Aber es war Fangio, der immer wieder Weltmeister wurde, Moss dagegen blieb der "ewige Zweite" mit viermal P2 in der Gesamtwertung und dreimal Platz drei von 1955 bis 1961. Mit 16 Grand-Prix-Siegen bei WM-Läufen der Formel 1 ist Moss der erfolgreichste Fahrer, der nie den WM-Titel gewonnen hat.
1962 verunglückte Moss schwer bei einem nationalen Formel-1-Rennen in Goodwood in England und lag lange im Koma. Danach beendete er seine aktive Motorsport-Karriere, blieb der Szene und Mercedes jedoch als Botschafter erhalten.
Für die deutsche Sternmarke hatte Moss 1955 seinen vielleicht größten Erfolg erzielt: den überlegenen Sieg beim berühmt-berüchtigten Sportwagen-Rennen "Mille Miglia" in Italien, den Moss mit Beifahrer Dennis Jenkinson nach knapp zehn Fahrstunden mit 32 Minuten Vorsprung sicherstellte - vor Fangio in einem weiteren Mercedes-Benz 300 SLR.
Fotostrecke: Die Karriere von Stirling Moss
Die Rennfahrerkarriere von Stirling Moss (geboren am 17. September 1929 in London) beginnt 1948 am Steuer eines Cooper 500 in der Britischen Formel 3 Fotostrecke
Das Siegerauto von damals mit der Startnummer 722 ist in London unter den Fahrzeugen, die zu Moss' Ehren vor Westminster Abbey geparkt sind.
Moss-Sohn verliest Brief des Vaters
Doch es sind nicht nur die sportlichen Großtaten von Moss, an die in der Gedenkfeier erinnert werden. Moss-Sohn Stirling Elliot etwa verliest einen persönlichen Brief seines Vaters.
Darin heißt es: "Ich möchte dich darauf hinweisen, dass alles im Leben seinen Preis hat. Wenn du Glück hast, siehst du nie die Rechnung. Aber verlasse dich nicht darauf. Bevor du anfängst, musst du dazu bereit sein, den Preis zu zahlen. Ich war bereit und ich habe den Preis gezahlt. Aber ich bereue nichts."
Eine schöne Anekdote steuert Stewart bei: 1973 hatte er gerade seinen dritten WM-Titel in der Formel 1 gewonnen und wurde im Londoner Hyde-Park für zu schnelles Fahren von der Polizei angehalten. Einer der Wachtmeister fauchte Stewart daraufhin an: "Sie glauben wohl, sie sind Stirling Moss!"