• 12. März 2024 · 17:40 Uhr

Felipe Massa klagt gegen FIA und Formel 1: Es geht auch um viel Geld

Ex-Formel-1-Pilot Felipe Massa zieht wegen der Crashgate-Affäre 2008 vor Gericht - Was er damit bezweckt, wird in der Klageschrift deutlich - Es geht auch um viel Geld

(Motorsport-Total.com) - Die Entscheidung von Felipe Massa, wegen des Ausgangs der Formel-1-Weltmeisterschaft 2008 vor Gericht zu gehen, ist beispiellos. Fast ein Jahr nachdem er bekannt gegeben hatte, dass er rechtliche Schritte gegen die Formel 1 und die FIA in Erwägung zieht, hat Massa seinen Worten nun Taten folgen lassen.

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Felipe Massa rollt die Crashgate-Affäre jetzt noch einmal vor Gericht auf Zoom Download

Er ist in Aktion getreten, nachdem der damalige Formel-1-Chef Bernie Ecclestone im vergangenen Jahr enthüllt hatte, dass die Verantwortlichen im Zusammenhang mit der Kontroverse um den Singapur-Grand Prix 2008 schon früh Bescheid wussten.

Nelson Piquet jun. hatte damals absichtlich einen Unfall verursacht, um seinem Renault-Teamkollegen Fernando Alonso zum Rennsieg zu verhelfen.

Dass dieser Umstand vor dem Formel-1-Saisonfinale des betreffenden Jahres und insbesondere auch vor der offiziellen FIA-Preisverleihungsgala am Ende der Saison intern bekannt war, bedeutet, dass genügend Zeit für eine ordnungsgemäße Untersuchung und entsprechende Maßnahmen zur Verfügung stand.

Massa ist der Meinung, dass das Ergebnis des Grands Prix von Singapur anders ausgefallen wäre, wenn die FIA so gehandelt hätte, wie er es für richtig hält - mit der Folge, dass er und nicht Lewis Hamilton das Jahr als Formel-1-Champion beendet hätte.

Die Argumente rund um die Kontroverse werden schon seit langem diskutiert, aber der Prozess vor Gericht bedeutet, dass nun genauere Details des Falles bekannt sind.

Wir haben die von Massas Rechtsvertretern eingereichten Dokumente beim britischen High Court in London eingesehen. Sie bieten einen faszinierenden Einblick in die juristischen Argumente, die im Spiel sind - und in das dabei angestrebte Ergebnis.

Finanzielle Entschädigung in Höhe von 75 Millionen Euro

Als im Vorjahr bekannt wurde, dass Massa rechtliche Schritte wegen der Geschehnisse im Jahr 2008 erwägt, ging es vor allem darum, die Titelentscheidung zu revidieren.

Bernardo Viana von der Anwaltskanzlei Sao Paulo Vieira Rezende Advogados, die Massa in Brasilien vertritt, sagte im vergangenen September gegenüber Motorsport.com: "Das Ziel ist es, die Trophäe nach Hause zu holen. Es geht nicht ums Finanzielle."

Zu diesem Zeitpunkt war jedoch unklar, wie das Ergebnis der Weltmeisterschaft gekippt werden könnte. Denn die FIA-Statuten legen ziemlich eindeutig fest, dass es keinen Grund gibt, die Dinge zu ändern, sobald die offiziellen Trophäen bei der Preisverleihungsgala am Ende der Saison überreicht worden sind.


Fotostrecke: Die Formel-1-Karriere des Felipe Massa

Und das scheint in der Tat der Fall zu sein, denn in den Gerichtsunterlagen findet sich kein Hinweis darauf, dass Hamilton sein erster Titel aberkannt und Massa zugesprochen werden soll. Stattdessen geht es um den Schaden, den Massa durch das seiner Meinung nach falsche Vorgehen der FIA und der Formel 1 erlitten hat.

So wird dargelegt, dass Massa nicht nur einen Bonus von zwei Millionen Euro (1,7 Millionen Pfund) verloren hat, weil er die Meisterschaft nicht gewonnen hat, sondern dass es ihn auch das Gehalt gekostet hat, das er in den Folgejahren hätte beziehen können.

Dabei geht er nicht nur um sein Gehalt in der Funktion als Fahrer, sondern auch in anderen Funktionen, die im Zusammenhang mit der Formel 1 und dem Motorsport stehen, sowie mögliche Sponsoring-Aufträge und andere kommerzielle Möglichkeiten.

In den Gerichtsdokumenten heißt es, dass die genaue Endsumme durch "Sachverständigengutachten" ermittelt wird. Die beste Schätzung der Verluste vor Zinsen wird jedoch mit 64 Millionen Pfund angegeben. Das entspricht 75 Millionen Euro.

Neben dieser Entschädigung verlangt Massa von der FIA eine Erklärung, dass sie gegen ihre eigenen Regeln verstoßen hat, indem sie die Unfallumstände nicht untersucht hat.

Darüber hinaus möchte er eine Erklärung, dass die FIA, wenn sie nicht gegen ihre eigenen Regeln verstoßen hätte, die Ergebnisse des Rennens in Singapur annulliert oder korrigiert hätte - was bedeutet hätte, dass Massa Weltmeister geworden wäre.

Massa beruft sich auf klare Vorgaben in den FIA-Statuten

Massas Klage beruht auf seiner Überzeugung und der seiner Anwälte, dass die FIA und die Formel-1-Chefs bei der Untersuchung und dem Umgang mit der Crashgate-Affäre um Renault nach dem Grand Prix von Singapur 2008 nicht korrekt gehandelt haben.

Wie sich herausstellte, wussten der damalige Formel-1-Boss Chef Bernie Ecclestone und FIA-Präsident Max Mosley bereits vor dem Saisonfinale in Brasilien davon.

Das Argument ist, dass sie sofort hätten reagieren müssen. In den Gerichtsdokumenten wird betont, dass die FIA vertraglich verpflichtet gewesen sei, die Vorwürfe des Fehlverhaltens zu untersuchen - basierend auf den geltenden FIA-Statuten.

So muss die FIA "die Interessen ihrer Mitglieder in allen internationalen Angelegenheiten im Zusammenhang mit Automobilität, Tourismus und Motorsport" wahren.

In den Statuten heißt es außerdem, dass eines der Ziele der FIA darin besteht, "die Entwicklung des Motorsports zu fördern, gemeinsame Regeln für die Organisation und Durchführung von Motorsportveranstaltungen zu erlassen, auszulegen und durchzusetzen".

Massa zitiert auch den Internationalen Sportkodex der FIA, der besagt, dass der Kodex geschaffen wurde, damit der Dachverband seine Befugnisse "auf faire und gerechte Weise" ausübt und dass er "niemals so durchgesetzt wird, dass ein Wettbewerb oder die Teilnahme eines Wettbewerbers verhindert oder behindert wird".


Motorsport Heroes: Massa über den verpassten Titel

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Darüber hinaus gibt es noch die berühmte 151c-Klausel, die Sanktionen für "jedes betrügerische Verhalten oder jede Handlung, die den Interessen eines Wettbewerbs oder den Interessen des Motorsports im Allgemeinen schadet", fordert.

Zusätzlich besagt 179(b), dass die Sportkommissare eine Untersuchung einleiten müssen, wenn ein "neues Element" im Zusammenhang mit einer Veranstaltung entdeckt wird.

In all diesen Punkten sagt Massa, dass die FIA, wenn sie sich an die Regeln gehalten hätte, nach Bekanntwerden des absichtlichen Unfalls von Piquet jun. verpflichtet gewesen wäre, die Sportkommissare zur Untersuchung des Vorfalls einzuberufen.

Massa argumentiert auch, dass sich Ecclestone den Bestimmungen des Reglements bewusst gewesen sein muss und es daher falsch war, keine Maßnahmen zu ergreifen. Der Brasilianer sieht sich als Opfer einer Verschwörung der FOM und der FIA, um zu verhindern, dass der Unfall in Singapur zu einem Skandal wird.

Er argumentiert, dass die FIA den Unfall damals ordnungsgemäß hätte untersuchen und, wenn nötig, sogar die FIA-Gala am Ende der Saison hätte verschieben müssen.

Die Angelegenheit wird nun von einem Richter entschieden, und sogar Ex-Formel-1-Boss Ecclestone selbst hat Massas Schritt, den Rechtsweg zu beschreiten, unterstützt.

In einem Gespräch mit The Press Association sagte der mittlerweile 93-Jährige: "Wenn er mich gefragt hätte, hätte ich gesagt, dass es das einzig Richtige ist, zu klagen und einen englischen Richter entscheiden zu lassen, was richtig und was falsch ist."

"Ich kann nichts über den Ausgang sagen und darüber, was passieren wird. Für ihn ist es besser, wenn ein englischer Richter zu einem Urteil kommt. Es wird ihm mehr helfen."

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