Günther Steiner: Was die Formel 1 von NASCAR gelernt hat
"Pausenlos Entertainment", aber im richtigen Rahmen: Günther Steiner vergleicht die heutige Fan-Nähe der Formel 1 mit der NASCAR, wo er selber jahrelang tätig war
(Motorsport-Total.com) - Seitdem sich die Formel 1 in puncto Zuschauerinteresse in den USA auf aufsteigendem Ast befindet, kommt es immer öfter zu direkten Überschneidungen mit der NASCAR. So auch an diesem Wochenende, wo am Sonntag der Formel-1-Grand Prix von Miami und das Rennen der NASCAR Cup Series auf dem Kansas Speedway zeitlich parallel über die Bühne gehen.
Günther Steiner ist einer, der beide Seiten kennt. Bevor der heutige Teamchef des Formel-1-Rennstalls Haas zur Saison 2014 in den Grand-Prix-Sport zurückkehrte, war er in der NASCAR für das damalige Team Red Bull tätig. Dieses wurde im Zeitraum 2006 bis 2011 vom Standort Mooresville im US-Bundesstaat North Carolina eingesetzt. Ganz in der Nähe, nämlich im knapp 30 Kilometer entfernten Kannapolis, befindet sich heute die Fabrik von Haas F1.
Vor seiner NASCAR-Zeit bei Red Bull war Steiner schon einmal in der Formel 1 tätig. So arbeitete er zunächst drei Jahre lang beim Jaguar-Rennstall, dem Vorgänger des heutigen Formel-1-Teams von Red Bull. Und bei eben diesem Formel-1-Team von Red Bull war Steiner ebenfalls aktiv, bevor er innerhalb des Konzerns die Fronten wechselte und drei Jahre lang Technikchef von Red Bulls NASCAR-Team war. Somit kann er die beiden Rennserien und deren Außenwirkung direkt vergleichen.
"Ich denke, die Formel 1 hat von NASCAR gelernt, dass man den Leuten mehr Zugang geben muss", sagt Steiner und erklärt, was er damit meint: "Ich meine, dass wir im Fahrerlager viel mehr Leute haben als früher. Es sind viel mehr Leute hier. Und es besteht die Möglichkeit, dass Partner, Sponsoren und so weiter hierher kommen. Das war früher sehr viel schwieriger. In dieser Hinsicht haben sie von NASCAR gelernt."
Und was hat Steiner selber in seiner NASCAR-Zeit gelernt? "Du musst hier in den USA leben, um eines zu verstehen: Die Leute wollen pausenlos Entertainment. Was sie nicht wollen ist, drei Stunden lang einfach herumzusitzen und darauf zu warten, bis die Autos das nächste Mal auf die Strecke gehen. Sie wollen etwas tun, etwas konsumieren."
Wenngleich das Rahmenprogramm am Miami-Wochenende bezogen auf andere Rennserien äußerst überschaubar ist - der Porsche-Carrera-Cup Nordamerika ist die einzige Rennserie, die abgesehen von der Formel 1 antritt - so wird an der Strecke in puncto Unterhaltung für Fans dennoch allerhand geboten. Es gibt Entertainment-Bereiche für Erwachsene ebenso wie es Spielbereiche für Kids gibt.
"Ich finde, die Formel 1 macht das inzwischen sehr gut", sagt Steiner und sieht Liberty Media als einen der entscheidenden Bausteine auf dem Weg, wie sich der Grand-Prix-Sport etwas von NASCAR abgeschaut hat. Dabei ist es dem Haas-Teamchef wichtig zu betonen, dass der Show-Faktor nicht überhand nimmt.
"Was sie sehr gut machen ist, dass der Sport noch immer der Dreh- und Angelpunkt von allem ist. Du hast das Formel-1-Rennen und am Freitagabend und am Samstagabend gibt es hochkarätige Konzerte oder DJs. Es ist nicht so, dass es ein Konzert gäbe und nebenbei am Sonntag noch ein Rennen", sagt Steiner.
Übrigens: Die musikalische Unterhaltung, zu der sich die Formel-1-Gemeinde am Samstagabend in Miami traf, stieg unweit des Miami International Autodrome auf dem Gelände des Hard Rock Hotels in Hollywood (Florida).
Dort wurde am Vorabend des Grand Prix aber kein Hard Rock gespielt, sondern es legte der ehemalige NBA-Profi Shaquille O'Neal - in der Musikszene besser bekannt als DJ Diesel - auf. Als Gäste waren unter anderem Daniel Ricciardo und Christian Horner dabei.