Fernando Alonso: "Ich bin der Spinner in meiner Familie"
Fernando Alonso hat auch mit fast 40 noch nicht genug: Warum er sich für den vollständigsten Fahrer hält und woher er seinen Wettbewerbstrieb hat
(Motorsport-Total.com) - Mit stolzen 39 Jahren kehrt Fernando Alonso 2021 in die Formel 1 zurück. Die teils deutlich jüngere Konkurrenz schreckt den Spanier nicht. An Selbstbewusstsein hat es ihm schließlich noch nie gefehlt: "Wenn die Leute denken, dass ich der kompletteste Fahrer bin, muss ich zustimmen", sagt er von sich überzeugt.
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Formel-1-Rückkehrer Fernando Alonso ist von sich selbst am meisten überzeugt Zoom Download
"Ich betrachte mich selbst als ziemlich vollständig. Ich glaube, ich habe in allem eine 9 (von 10; Anm. d. Red.). Vielleicht gibt es an einem Tag im Regen einen schnelleren Fahrer, vielleicht gibt es samstags einen schnelleren Fahrer. Es gibt gewiss immer noch einen Fahrer, der besser abschneidet. Aber es gibt nicht viel mehr."
Alonso ordnet sich in vielen Kategorien und unter vielen Umständen als "nahe an der Spitze" ein und zieht den Vergleich zum Radsport: "Wenn ein Radfahrer 9,5 in den Bergen, 9,5 im Zeitfahren und 9,5 im Sprint hat, nimmt er alle drei Trikots mit."
Von Dakar, Indy, Le Mans "positiv überrascht"
Freilich helfe ihm dabei auch seine langjährige Erfahrung: "Als mit V10-Motoren gefahren wurde, waren wir dabei. Als es V12-Motoren waren, waren wir dabei, genauso als mit Michelin, Bridgestone, Pirelli gefahren wurde. Als das Qualifying nur eine Runde war, waren wir dabei, und auch als es eine Stunde dauerte."
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Hinzu kommen Alonsos Einsätze in anderen Rennserien, etwa bei der Rallye Dakar 2020. "Dort jederzeit unter die ersten Fünf zu kommen, war eine positive Überraschung für mich", erinnert er sich. "In einem Langstreckenauto zu debütieren und die Zeiten meiner Kollegen in dieser Kategorie zu erreichen, war eine Überraschung für mich."
Und auch am Indy 500 teilzunehmen und "bei meinem Ovaldebüt 2017 in Führung gehen zu können, war eine positive Erfahrung", rekapituliert der 39-Jährige seine Starts außerhalb der Formel 1. "Man entdeckt sich selbst, man sieht, dass man ein Fahrer ist, der sich an jede Situation, jedes Auto oder jede Kategorie anpasst."
"Ein Kämpfer": Er hat noch lange nicht genug
"Das nutzt man zu seinem eigenen Vorteil aus", weiß Alonso, "obwohl man auch seine Grenzen kennt und versucht, sie zu verbergen, damit die Rivalen sie nicht sehen." Dennoch hätten ihm die jüngsten Abenteuer gezeigt, was er noch geben kann.
"Ich bin ein Kämpfer, ich nehme nichts als selbstverständlich hin. Jetzt könnte ich ruhig zu Hause sein und mir die Rennen im Fernsehen anschauen, oder einmal im Jahr nur zum Spaß fahren. Aber ich versuche es gerne noch einmal, gebe nie auf, kämpfe weiter", erklärt er seine Motivation, sich dem Wettkampf erneut zu stellen.
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In einem Rennen sei das ähnlich: "Wenn ich Sechster bin und noch zehn Runden vor mir liegen, denkt mein Kopf immer, dass ein Podiumsplatz möglich ist. Ich kann den Schalter in mir nicht ausschalten, ich kann mich nicht mit weniger zufriedengeben, ich will immer ein bisschen mehr. Ich bin ehrgeizig", hält Alonso fest.
Alonso: "Bin der Spinner in meiner Familie"
Woher dieser unbändige Ehrgeiz kommt, kann er sich allerdings nicht so recht erklären: "Ich habe oft darüber nachgedacht", gibt er zu. "Meine Eltern sind sehr ruhig, nicht sehr wetteifernd. Auch meine Schwester, meine besten Freunde sind sehr gelassene Menschen."
"Niemand hat mir diesen Wettbewerbscharakter vererbt oder vorgelebt. Ich bin der Spinner in meiner Familie. Mein Leben besteht nur aus Wettbewerb, was auch immer ich tue. Mit meinen Freunden, zu Hause, sogar im Supermarkt, wo ich schnell die Milch vor jemand anderem hole. Das ist wie ein Spiel in meinem Leben."