"Gerechtigkeit für Breonna Taylor": Doch keine Untersuchung gegen Hamilton
Lewis Hamilton vergisst auch nach seinem 90. Formel-1-Sieg nicht auf eine Botschaft: Er erinnert in Mugello mit einem Shirt an die getötete Breonna Taylor
(Motorsport-Total.com) - Lewis Hamilton hat nach seinem 90. Sieg in der Formel 1 auf dem Podium in Mugello ein Shirt getragen mit der Botschaft: "Sperrt die Polizisten ein, die Breonna Taylor getötet haben." Medienberichten zufolge habe die FIA deshalb eine Untersuchung erwägt. Mittlerweile steht aber fest: Hamilton droht keine Strafe.
Der Mercedes-Pilot ist die treibende Kraft hinter der Anti-Rassismus-Initiative der Formel 1. Auch am neunten Rennwochenende der Saison knieten die Piloten vor dem Start für mehr Gleichberechtigung und gegen Diskriminierung. Hamilton hatte diesmal ein besonderes Shirt an, das an die erschossene 26-jährige Taylor erinnern soll.
"Sechs Monate ist es her, dass Breonna Taylor von Polizisten getötet wurde, in ihrem eigenen Zuhause. Noch immer hat sie keine Gerechtigkeit erfahren. Wir werden nicht schweigen", schrieb der Brite nach dem Grand Prix in Italien auf Social Media zu einem Bild des Shirts. Zuvor hatten sich bereits andere Sportstars, wie etwa die Tennisspielerin Naomi Osaka oder Basketballer LeBron James, ähnlich geäußert.
"Gerechtigkeit für Breonna Taylor", forderte Hamilton dann auch direkt nach der Zieldurchfahrt und trug das Shirt auch auf dem Podium. Später erklärte er sein Ausscheren aus der Reihe der Piloten, die traditionell das "End-Racism"-Shirt angezogen haben. "Das ist keine Änderung, wir kämpfen immer noch für dieselbe Sache."
Im Kern geht es Hamilton bei all den Black-Lives-Matter-Protesten darum, dass People of Color gleichberechtigt behandelt und nicht mehr aufgrund ihrer Hautfarbe diskriminiert werden sollen. Der Fall Taylor sei einer von vielen, auf den der Weltmeister aufmerksam machen möchte.
"Es hat lange gedauert, bis ich das Shirt bekommen habe. Ich wollte es unbedingt anziehen und Aufmerksamkeit darauf lenken, dass Menschen auf der Straße oder gar in ihrem eigenen Zuhause getötet werden - und die [Mörder] frei herumlaufen", prangert Hamilton an.
"Deshalb hören wir nicht auf. Wir müssen weiterhin darauf aufmerksam machen." Hamilton bedankt sich deshalb bei Osaka, die Siegerin der US Open hat mit ihren Masken ebenso Zeichen gesetzt. "Naomi hat das großartig gemacht, ich möchte ihr gratulieren."
Sie sei eine "unglaubliche Inspiration", so Hamilton. Wie mehrere Medien vermeldeten, erwog die FIA eine Untersuchung einzuleiten, weil der Brite mit seiner Botschaft auf dem Shirt womöglich gegen Statuten des Weltverbandes verstoßen hat. Doch so weit wird es nicht kommen, wie die 'BBC' und 'RaceFans.net' nun berichten.
In den Statuten steht außerdem unter Punkt 1.2 nur in Bezug auf die FIA selbst geschrieben, dass der Weltverband Tätigkeiten aus politischer Überzeugung zu unterlassen hat. Im Sportkodex steht unter Punkt 10.6.2: "Teilnehmer, die an internationalen Wettbewerben teilnehmen, dürfen an ihren Fahrzeugen keine Werbung anbringen, die politischer oder religiöser Natur ist oder den Interessen der FIA schadet."
Das Mercedes-Team antwortete auf Twitter auf Vorwürfe, Hamilton würden den Sport für politische Zwecke nutzen. Die Mannschaft verteidigt den Superstar mit den Worten: "Wir bringen keine Politik in die Formel 1, das sind Menschenrechtsfragen, die wir versuchen, hervorzuheben und das Bewusstsein dafür zu schärfen. Das ist ein großer Unterschied."
Am 13. März wurde Breonna Taylor in Louisville, USA, nachts in ihrer eigenen Wohnung von mehreren Polizisten bei einem Schusswechsel erschossen. Die Polizisten, die zivil gekleidet waren, hatten einen Durchsuchungsbefehl aufgrund von Drogenermittlungen gegen Taylors Ex-Freund.
Ihr Freund, Kenneth Walker, feuerte eine Waffe auf die Polizei ab, die er für Eindringlinge hielt, diese erwiderten das Feuer. Taylor wurde achtmal angeschossen und starb an ihren Verletzungen.
Gegen die an dem Vorfall beteiligten Polizeibeamten wurden Ermittlungen eingeleitet, um festzustellen, ob sie das Gesetz durch exzessive Gewaltanwendung gebrochen haben oder ob sie einfach in Notwehr gehandelt haben, nachdem auf sie geschossen worden war.
Update [15. September]: Die FIA hat gegenüber der 'BBC' und 'RaceFans.net' klargestellt, dass keine formale Untersuchung gegen Hamilton eingeleitet wird. Vielmehr werden die Richtlinien überprüft, die festlegen, was die Fahrer vor und nach dem Rennen (auf dem Podium) tragen dürfen.