• 23. Juli 2020 · 09:41 Uhr

Rassismus-Debatte: Ecclestone wendet sich direkt an Hamilton

Die nächste Runde ist eingeläutet: Wie der frühere Formel-1-Chef Bernie Ecclestone in der Rassismus-Debatte direkt Lewis Hamilton anspricht

(Motorsport-Total.com) - Formel-1-Weltmeister Lewis Hamilton warf ihm vor, "ungebildet und ignorant" zu sein. Nun reagiert Bernie Ecclestone auf diese Äußerungen. In der 'Daily Mail' meldet sich der frühere Formel-1-Chef zu Wort und wendet sich gezielt an Hamilton. Seine Aussagen dort sind als direkte Antwort auf Hamiltons Kritik zu verstehen - und die lässt Ecclestone so nicht stehen.

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Archivfoto aus der Saison 2009: Formel-1-Chef Bernie Ecclestone, Lewis Hamilton Zoom Download

Zum Einstieg in die nächste Episode der Rassismus-Debatte greift der 89-jährige Ecclestone Hamiltons Bildungsvorwurf auf und meint: "Ich habe den gleichen Abschluss wie du. Immerhin hatte ich einen Grund: Ich war während des [Zweiten Welt-] Kriegs auf der Schule, nicht immer unter den besten Bedingungen."

Doch Hamilton habe "Glück gehabt", dass Ecclestone die Schule mit 16 Jahren verlassen hat, um ins Arbeitsleben einzusteigen. "Denn wäre ich ordentlich ausgebildet worden, dann wäre die Formel 1 vielleicht nicht so, wie sie für dich war. Und du hättest vielleicht nicht so sehr davon profitiert."

Die Formel 1 als Business - für Ecclestone und Hamilton

Ecclestone räumt ein: Auch er selbst habe von der Formel 1, die er ab den 1970er-Jahren zum Weltsport aufgebaut hat, durchaus profitiert, wurde zum Milliardär. "Ich hatte aber schon etwas verdient, bevor ich in die Formel 1 kam", erklärt Ecclestone weiter.

Tatsächlich hatte Ecclestone einst bei den lokalen Stadtwerken angefangen zu arbeiten, war aber alsbald als Autohändler selbstständig geworden. Hobby-Rennfahrer Ecclestone machte sich schließlich als Fahrermanager einen Namen, wurde später Teamchef und nochmals später Geschäftsführer der Formel 1.

In Richtung Hamilton sagt er nun: "Wenn du einen weiteren Titel gewinnst, dann liegt das an deinem Talent und daran, dass du zur richtigen Zeit am richtigen Ort bist. Wie die meisten erfolgreichen Personen hattest du ein bisschen Glück und hast hart gearbeitet."

"Wir alle sind Menschen"

Und dann kommt Ecclestone zurück auf die aktuelle Rassismus-Debatte und meint, wiederum an Hamilton gerichtet: "Du bist aber ein besonderer Fahrer und ein besonderer Mensch. Denke nicht darüber nach, welche Farbe deine Haut hat. Denke darüber nach, welche Farbe deine Gedanken haben. Wir alle sind Menschen, wir müssen gleich denken."


Fotostrecke: Ecclestones Skandale und Skandälchen

"Neide nicht, was andere haben. Verbessere dich und hole auf. Jeder hat etwas, was andere nicht haben. Manche sind kleiner, größer, dünner, dicker, sehen besser aus. Nutze das, um zu einer Selbstzufriedenheit zu finden, nicht um anderen wehzutun. Wir sind alle gleich geboren. So sollten wir auch leben."

Er selbst, das betont Ecclestone, habe immer schon nach dieser Maxime gelebt. Und er nennt ein Beispiel: "Ich zog die Formel 1 aus Südafrika ab, nachdem ein weißer Südafrikaner einen dunkelhäutigen Journalisten aufgrund dessen Kommentaren getötet hatte." Der bislang letzte Südafrika-Grand-Prix datiert aus der Saison 1993.

Wie Ecclestone seine Haltung zu Rassismus erklärt

Schon viel früher hätte er als Manager von Jochen Rindt ein Erlebnis gehabt, das ihm ebenfalls nachhaltig in Erinnerung geblieben sei. Ecclestone und Rindt sollen sich demnach gemeinsam in einem Fahrzeug befunden haben, das von einem Chauffeur gesteuert wurde, mutmaßlich ebenfalls in Südafrika.

Ecclestone: "Eine dunkelhäutige Person überquerte die Straße. Unser Fahrer ließ sein Fenster herunter und schlug die Person mit einem Stock, damit sie am Straßenrand lief. Jochen und ich zogen den Fahrer heraus, holten den dunkelhäutigen Mann ins Auto und ließen ihn an einer sicheren Stelle wieder aussteigen. "

Er sei deshalb "halb verhaftet" worden von der Polizei, sagt Ecclestone. "Ich erklärte ihnen [dann] die Fakten des Lebens. Das wollten sie aber nicht verstehen."

Er habe bereits "viele Zwischenfälle dieser Art" erlebt, sagt Ecclestone, der später als Teamchef erstmals einem dunkelhäutigen Rennfahrer eine Testchance einräumte. Und so beschließt Ecclestone seine Ausführungen mit folgenden Worten: "Das Leben ist nicht fair. Wir müssen eine jüngere Generation aufklären."

Hamilton, an den diese Botschaft adressiert ist, hat sich bislang nicht dazu geäußert.

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