• 21. Juli 2020 · 10:20 Uhr

Nach Rassismus-Aussagen: Hamilton "enttäuscht" über Andretti & Stewart

Mario Andretti, Formel-1-Weltmeister von 1978, sieht kein Rassenproblem im Motorsport und findet Lewis Hamiltons BlackLivesMatter-Engagement übertrieben

(Motorsport-Total.com) - Mit seinem Engagement für die BlackLivesMatter-Bewegung hat Lewis Hamilton in den vergangenen Wochen für viel Aufsehen gesorgt. Einerseits verdiente er sich Anerkennung weit über die Grenzen der Formel 1 hinaus, weil es schon lange keinen Rennfahrer mehr gegeben hat, der sich gesellschaftlich so leidenschaftlich für seine Anliegen einsetzt. Andererseits gab es aber auch kritische Zwischentöne.

Foto zur News: Nach Rassismus-Aussagen: Hamilton "enttäuscht" über Andretti #AND# Stewart

Lewis Hamilton und Mario Andretti beim Grand Prix der USA in Texas 2014 Zoom Download

In deren Reihen gesellt sich nun IndyCar-Legende Mario Andretti, der Formel-1-Weltmeister von 1978. Der 80-Jährige findet, dass sich Hamilton mit seinem gesellschaftlichen Engagement keinen Gefallen tut: "Ich respektiere Lewis sehr. Gleichzeitig frage ich mich aber: Warum musste er bis zu einem gewissen Grad so militant werden?"

Andrettis Aussagen sind rund um den Saisonauftakt der Formel 1 2020 in Spielberg in der chilenischen Zeitung 'El Mercurio' erschienen. Um bei einem so sensiblen Thema Übersetzungsfehler auf Basis der spanischen Veröffentlichung zu vermeiden, haben wir uns von den Kollegen das englische Originalinterview besorgt.

In dem führt Andretti aus: "Lewis hat nie etwas falsch gemacht und wurde immer bestmöglich akzeptiert. Er hat sich den Respekt des ganzen Planeten verdient. Ich finde, dass einige der Ziele, die sie haben, ein bisschen übers Ziel hinausschießen. Das ist mein Gefühl. Und ich befürchte, dass das zu Problemen zwischen uns allen führen könnte, die völlig überflüssig sind."

Tatsächlich beobachten wir bei Artikeln zum Thema Hamilton und Rassismus eine sehr starke Polarisierung der Leserschaft. Das merkt man am ehesten an Userkommentaren in den sozialen Netzwerken. Einige wenige freuen sich da über die gute Sache. Doch viel lauter sind in der Regel Hamilton-kritische Hasskommentare.


Ungarn 2020: Wer letzte Nacht am schlechtesten geschlafen hat

Video wird geladen…

  Weitere Formel-1-Videos

Dass Hamilton jetzt erreicht hat, die klassischen Mercedes-Silberpfeile schwarz zu lackieren, versteht Andretti nicht. Er sei schon lange dabei, und Rennfahrer mit unterschiedlichen ethnischen Hintergründen seien im Motorsport immer "mit offenen Armen" empfangen worden.

"Ganz egal, welche Hautfarbe du hast: Du musst dir deine Position durch Ergebnisse erarbeiten. Punkt", unterstreicht Andretti. "Das ist für jeden gleich." Und: "Du kannst meiner Meinung nach immer Probleme erschaffen, die nicht existieren."

Auf den Einwand des Journalisten, dass schwarze Rennfahrer weiterhin eine Minderheit seien und der Motorsport insgesamt von weißen Männern dominiert wird, entgegnet Andretti: "Ich weiß, dass sie eine Minderheit sind. Aber das bedeutet doch noch lange nicht, dass sie nicht willkommen sind."

"Wir hatten schwarze Fahrer bei den IndyCars, und wir hatten schon vor Jahren ein paar schwarze Fahrer in der NASCAR, die immer herzlich willkommen waren. Wir wurden Freunde. Ich bin heute noch mit einigen von ihnen befreundet. Ich verstehe nicht, was das Problem sein soll. Was willst du da machen?"

Aber Hamilton, das hat er oft betont, geht es nicht darum, dass einige wenige Rennfahrer aus ethnischen Minderheiten von der Community vorurteilsfrei aufgenommen werden. Sein Engagement bemüht sich um Gleichstellung. Und er kritisiert, dass etwa viele schwarze Menschen aufgrund ihrer sozialen Stellung oftmals gar nicht erst die Chance haben, ein Bein in den Motorsport zu bekommen.

Andrettis Aussagen findet er "enttäuschend. Aber leider ist es die Realität, dass einige Vertreter einer älteren Generation, denen die Menschen zuhören, nicht erkennen, dass es ein Problem gibt. Das ist schlicht und einfach ignorant, aber das wird mich nicht davon abhalten, mich für Veränderung einzusetzen. Es ist nie zu spät zu lernen."

"Ich hoffe", sagt er in Andrettis Richtung, "dass dieser Mann, den ich immer sehr respektiert habe, sich die Zeit nehmen wird, sich zu informieren." Übrigens: Auf seinen Social-Channels nahm Hamilton am Montagabend auch Bezug auf Kommentare von Jackie Stewart. Der dreimalige Weltmeister hatte sich zuvor ähnlich wie Andretti geäußert. Hamilton dazu: "Einfach enttäuschend."

Anzeige Unser Formel-1-Shop bietet Original-Merchandise von Formel-1-Teams und Formel-1-Fahrern - Kappen, Shirts, Modellautos, Helme und vieles mehr
Fotos & Fotostrecken
Foto zur News: Michael Schumacher: Der Weg zum Formel-1-Comeback 2009
Michael Schumacher: Der Weg zum Formel-1-Comeback 2009
Foto zur News: Die letzten 10 F1-Fahrer, die ihr Cockpit trotz Vertrag verloren haben
Die letzten 10 F1-Fahrer, die ihr Cockpit trotz Vertrag verloren haben

Foto zur News: FIA-Gala in Kigali
FIA-Gala in Kigali

Foto zur News: Die Vertragslaufzeiten der aktuellen Formel-1-Strecken
Die Vertragslaufzeiten der aktuellen Formel-1-Strecken

Foto zur News: Update: Formel-1-Designstudie für 2026
Update: Formel-1-Designstudie für 2026
Anzeige Die perfekte Belohnung nach einer schnellen Runde!
Folge Formel1.de
Videos
Foto zur News: "Das ist kein Kindergarten, das ist eine Weltmeisterschaft!" | Jahresinterview mit Max Verstappen
"Das ist kein Kindergarten, das ist eine Weltmeisterschaft!" | Jahresinterview mit Max Verstappen
Foto zur News: Die One-Hit-Wonder der Formel 1
Die One-Hit-Wonder der Formel 1

Foto zur News: Hätte Ferrari McLaren in Abu Dhabi schlagen können?
Hätte Ferrari McLaren in Abu Dhabi schlagen können?

Foto zur News: McLaren vs. Ferrari: Wer holt sich den Konstrukteurstitel?
McLaren vs. Ferrari: Wer holt sich den Konstrukteurstitel?
Formel-1-Datenbank
Formel-1-Datenbank: Ergebnisse und Statistiken seit 1950
Formel-1-Datenbank:
Ergebnisse und Statistiken seit 1950

Jetzt unzählige Statistiken entdecken & eigene Abfragen erstellen!

formel-1-countdown
Anzeige InsideEVs