Videospiele: Ein kurzer Blick in die Geschichte der Formel-1-Games
Die Formel-1-Videospiele haben in den vergangenen Jahrzehnten einen enormen Wandel durchlaufen - Wir liefern einen kurzen Überblick über die Geschichte
(Motorsport-Total.com) - Weil der echte Motorsport sich aktuell in einer Zwangspause befindet, ist der E-Sport auf dem Vormarsch. Das ist eine gute Gelegenheit, einmal einen Blick darauf zu werfen, wie sich die Formel-1-Spiele im Laufe der Jahre entwickelt haben. Wir beginnen dabei in den frühen Arcade-Jahren, die noch ziemlich weit von den heutigen E-Sport- und Streaming-Welten weg waren.
© YouTube (RacingGameArchive)
So sah eines der offiziellen Formel-1-Spiele vor 20 Jahren aus (F1 2000) Zoom Download
Die Wurzeln der Formel-1-Arcade-Games gehen zurück bis in die 1970er-Jahre. Der japanische Publisher Namco feierte große Erfolge mit dem Spiel, das den simplen Namen F-1 trug und 1976 veröffentlicht wurde. Sechs Jahre später erschien der Nachfolger Pole-Position, der sich zu einem der erfolgreichsten Arcade-Spiele weltweit entwickelte.
Features wie eine Time-Trial-Qualifyingrunde und Computergegner sorgten dafür, dass das Spiel seiner Zeit voraus war. Die renommierte Videospiel-Plattform IGN zeichnete es im Jahr 2015 sogar als einflussreichstes Rennspiel aller Zeiten aus.
Mit der Zeit entwickelten sich Videospiele weiter, Konsolen wurden populärer, und die Formel 1 machte einen Schritt weg von den klassischen Spielhallen. Super Monaco GP (1989) wurde auf dem Sega Megadrive zum Hit, und der Nachfolger 1992 entstand sogar unter dem Input von Ayrton Senna.
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F-1 (1976) Fotostrecke
Spiele wie Grand Prix (1992) brachten die Formel 1 erstmals hin zur Simulation. Der erste große Erfolg in diesem Genre war Nachfolger Grand Prix 2 (1996), welches vom berühmten Geoff Crammond für den PC entwickelt wurde. Das Spiel basierte auf der Saison 1994 und verfügte über alle Teams und Fahrer, einen Meisterschaftsmodus und komplette Grand-Prix-Wochenenden.
Spieler konnten das Set-up ihres Autos anpassen, und auch technische Defekte wurden simuliert. Mit Grand Prix 3 (2000) und Grand Prix 4 (2002) erschienen zwei weitere Nachfolger. Letzteres blieb dank einer aktiven Modding-Community, die das Spiel immer wieder auf den neuesten Stand aktualisierte, bis weit in die 2000er-Jahre populär.
Auf den Konsolen wurde das Spiel Formel 1 (1996) dank der großen Popularität von Sonys erster PlayStation eines der meistverkauften Videospiele in Großbritannien. Auch hier gab es einen kompletten Meisterschaftsmodus und einen Kommentar der echten TV-Kommentatoren. Als besonderes "Easter Egg" konnte man eine Strecke in Form eines Formel-1-Autos freischalten.
Seit 2009: Codemasters läutet eine neue Ära ein
Formel 1 97 (1997) war ebenfalls ein großer Erfolg, auch wenn es Probleme mit der Integration von Jacques Villeneuve gab. Aus rechtlichen Gründen trug er im Spiel den kuriosen Namen "Williams Numberone". Die Nachfolger, die 1998 und 1999 von einem anderen Entwickler kamen, wurden nicht mehr so gut aufgenommen, und das goldene Zeitalter der Formel 1 auf der PS1 endete.
Die Formel-1-Lizenz teilten sich zwischen 2000 und 2003 Electronic Arts (EA), die im Stile ihrer bekannten Konzernstrategie jährlich einen neuen Ableger herausbrachten, und Sony, die in diesem Zeitraum die PlayStation 2 auf den Markt brachten. EA produzierte zudem einige Ableger, zum Beispiel einen Formel-1-Manager für den PC, in dem man selbst die Rolle eines Teamchefs übernommen konnte.
Ab 2003 sicherte sich Sony die Rechte exklusiv, was zur Folge hatte, dass Formel-1-Spiele nur noch für die hauseigenen PlayStation-Konsolen erschienen. Grafik und Gameplay wurden im Laufe der Jahre besser, und die Spiele bekamen einen Karrieremodus und Online-Features. F1 Championship Edition (2007), das erste Formel-1-Spiel für die neue PlayStation 3, machte in allen Bereichen noch einmal Fortschritte.
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Es war allerdings auch das letzte Spiel von Sony, weil die Rechte anschließend an Codemasters gingen. Somit kam die Formel 1 auch wieder auf den PC und andere Konsolen. Der erste Titel von Codemasters war F1 2009 für die Nintendo Wii. Es war das erste Formel-1-Spiel nach einer Pause von drei Saisons, doch die Kritiken fielen, unter anderem wegen der limitierten Grafik, eher schwach aus.
Erst F1 2010 war dann wieder ein großer Fortschritt. Es war das erste Formel-1-Spiel, das sowohl für die PS3 als auch die Xbox 360 erschien. Seitdem bringt Codemasters jedes Jahr ein neues Spiel auf den Markt und macht dabei permanent Fortschritte. Unter anderem wurde ein Safety-Car eingeführt, und der beliebte Karrieremodus erhält immer mehr Tiefe.
Mit F1 Race Stars wurde 2012 zudem ein Spiel im Mario-Kart-Stil veröffentlicht. Es blieb allerdings bei einem einmaligen Versuch. Das erste Spiel für die neue Konsolengeneration (PlayStation 4 und Xbox One) war F1 2015. Der nächste große Schritt erfolgte dann mit F1 2017. Es war der erste Titel, für den die Formel 1 eine offizielle E-Sport-Meisterschaft einführte.
Wie der E-Sport immer populärer wurde
Weil Liberty Media für die Formel 1 eine jüngere Zielgruppe erschließen wollte, suchte man mit der "Formula 1 Esports Series" 2017 erstmals den schnellsten Gamer der Welt. Es gab mehrere Online-Qualifikationsturniere, ein Halbfinale live in London, und die 20 Besten wurden zum realen Saisonfinale nach Abu Dhabi eingeladen, wo der Brite Brendon Leigh den virtuellen Titel gewann.
Nach der erfolgreichen ersten Saison kehrte die Meisterschaft 2018 zurück, und neun der zehn Formel-1-Team nahmen mit eigenen E-Sport-Teams daran teil. Das Preisgeld betrug insgesamt stolze 200.000 US-Dollar. Leigh, jetzt unter der Fahne von Mercedes, gewann den Titel erneut. 2019 nahm erstmals auch Ferrari teil, und das Preisgeld stieg auf 500.000 Dollar. Der Titel ging dank David Tonizza aus Italien auch direkt an die Scuderia.
Anfang des Jahres 2020 folgte ein weiterer großer Schritt für die Formel-1-Spiele. Weil der Saisonstart wegen der Coronakrise verschoben werden musste, spielte der E-Sport plötzlich eine wichtige Rolle, um den Fans die Möglichkeit zu bieten, die lange Wartezeit zu überbrücken. Schon kurz nach der ersten Rennabsage wurden erste virtuelle Events angekündigt.
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Veloce Esports und Motorsport Games riefen beispielsweise die Reihe "Not the GP" ins Leben. Dort nehmen echte Fahrer wie Lando Norris, Nicholas Latifi und Stoffel Vandoorne teil, aber auch Prominente wie Fußballtorwart Thibaut Courtois von Real Madrid. Auch die Formel 1 setzte auf eine eigene virtuelle Serie mit Piloten wie Charles Leclerc, George Russell, Alexander Albon und Antonio Giovinazzi.
Die großen Namen haben ohne Frage dazu beigetragen, das Interesse an den E-Sport-Events zu steigern. Und weil es momentan keine echten Rennen gibt, sind die virtuellen Rennen für viele Formel-1-Fans ein dankbarer Ersatz. Sie bieten nicht nur Action auf der virtuellen Strecke, sondern sie erlauben es den Fans auch, ihre Lieblingspiloten auch in diesen Zeiten weiterhin zu verfolgen.
Außerdem bieten die virtuellen Rennen eine dankbare Abwechslung für die vielen Menschen, die aufgrund der Ausgangsbeschränkungen in vielen Ländern an die eigenen vier Wände gefesselt sind. Die Formel-1-Spiele haben in den vergangenen 40 Jahren einen langen Weg hinter sich. Aber nie waren sie so populär und auch so relevant wie heute.