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Alonso nach NASCAR-Test: "Keine Ahnung, wie ich damit schnell sein soll"
Fernando Alonsos Autotausch mit NASCAR-Champion Jimmie Johnson war eine lehrreiche Erfahrung, muss seine Fortsetzung aber auf einem Ovalkurs finden
(Motorsport-Total.com) - Fernando Alonso hat bei seinem NASCAR-Test am Montag in Bahrain eine Menge Spaß gehabt - aber auch viele Fragezeichen im Gesicht. Wie der Spanier nach dem Autotausch mit Jimmie Johnson sagt, wäre seine Probefahrt im bulligen V8-Stock-Car aus den USA "wie erwartet" verlaufen. Heißt: Der Chevrolet-Bolide hätte viel Dampf unter der Haube, er sei aber "technisch sehr simpel".
"Eine H-Schaltung bin ich jüngst 1999 gefahren", staunt Alonso über ein Auto mit vier Vorwärtsgängen, Stahlbremsen und einem Gesamtgewicht von 1.451 Kilogramm. Zum Vergleich: In der Formel 1 war er mit acht Gängen, Kohlefaserbremsen und 728 Kilo unterwegs. "Das Auto hat viel Zug angesichts dessen, wie wenig Grip es bietet. Es macht total Spaß, es auf der Rennstrecke zu bewegen."
Erstaunlich: Obwohl in der NASCAR-Serie mit 5,8-Liter-V8-Motoren, die 725 PS leisten, gefahren wird, hält Alonso die Geräuschkulisse für ähnlich zur Königsklasse. "Der Wagen ist schwierig zu beherrschen", resümiert er. "Im ersten, zweiten und dritten Gang drehen die Räder durch. Ich wusste nicht, ob es besser ist, es in Kauf zu nehmen und Vollgas zu geben oder dosiert das Pedal zu treten."
Von einer guten Runde sei er "sehr weit weg" gewesen, meint Alonso. Besonders zu Beginn eines Stints hätte sich das Auto "fürchterlich" und "schrecklich" angefühlt. Er rätselt: "Auch nach einem ganzen Tag hinter dem Steuer ist mir nicht klar, wie man solche Autos schnell bewegt." Immerhin reichte es, um den Bahrain International Circuit in 1:39,5 Minuten zu umrunden - und damit nur zwölf Sekunden langsamer als Sebastian Vettel bei seiner Pole-Zeit beim Formel-1-Grand-Prix.
Alonsos Eindruck muss nicht repräsentativ sein: NASCAR-Champion Johnson stellte nach einer Installationsrunde selbst fest, dass sein Wagen außergewöhnlich wenig Grip bot, weil die Reifen für andere Kurse konstruiert sind. Schließlich wird damit sonst fast ausschließlich auf Ovalen gefahren.
Hinzu kommt der Fahrstil von Formel-1-Piloten, der im NASCAR nicht funktioniert: "Sie sind es nicht gewohnt, Autos zu fahren, die zum Übersteuern neigen. Immer wenn ich geschaut habe, stand er quer", meint Johnson. Sein Dienstwagen verhalte sich mit viel Sprit an Bord anders als mit wenig: "Der Tank liegt hinter Hinterachse. Sobald Sprit verbrannt ist, fängt das Untersteuern an."
Johnson glaubt, dass Alonso einen anderen Eindruck gewonnen hätte, hätte er das NASCAR auf seinem heimischen Terrain ausprobiert. "Es würde ihn beeindrucken", ist er sich sicher. Von einem weiteren Test auf einem Oval würde er den Spanier "liebend gerne" überzeugen. "Ich wüsste nicht, warum er ablehnen sollte." Vielleicht, weil Alonso sich nach seinem Formel-1-Rücktritt Freizeit und Erholung wünscht. Deshalb hätte er es auch nicht geplant, wieder ins NASCAR zu steigen, sagt er.
Allerdings: Genauso wenig war angedacht, dass Alonso keine 24 Stunden nach seinem Ausstieg aus der Königsklasse erneut am Lenkrad eines McLaren drehen würde, um eine Installationsrunde für Johnson zu fahren. "Es war sinnvoll um zu überprüfen, dass auch alles in Ordnung ist", erklärt er und lacht: "Am Tag nach meinem Rücktritt habe ich also um elf Uhr wieder im Auto gesessen."
Johnsons Leistung im Formel-1-Auto beschreibt McLaren-Boss Zak Brown als "den Wahnsinn" - vor allem, weil der 43-jährige US-Amerikaner zuvor nichts Vergleichbares in den Fingern hatte. Auch Alonso spricht von einem "beeindruckenden" Aufritt. Johnson hätte sich mit jedem Versuch verbessert und von frischen Reifen zu profitieren gewusst - etwas, das nicht jedem Neuling gelingt.
Alonso betont, dass die Aktion auch sportlich wertvoll gewesen wäre - und nicht für die PR-Abteilungen des McLaren-Teams. "Normalerweise fährt man bei so einem Autotausch einen halben Stint und macht noch ein schönes Foto - und das war's dann. Wir haben einen vollen Testtag abgespult."